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Jenseits von Darwin - Christian Blöss

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9. Die Zukunft des Katastrophismus 77<br />

»Eingriffe« <strong>von</strong> außen die Struktur nachhaltig verändern könnten. Es existieren Resonanzen<br />

zwischen den Umlaufbahnen untereinander und der Umlaufbahnen mit den Eigendrehungen<br />

der Planeten. Welche Evolutionsmechanismen zu diesen stabilen Zuständen geführt haben,<br />

ist nicht eindeutig geklärt. Man geht da<strong>von</strong> aus, daß zumindest die Resonanzen bezüglich der<br />

Eigendrehungen mit dem »Prinzip der minimalen Dissipation« erklärt werden können, d.h.,<br />

daß die Planeten möglichst so rotieren, daß die Effekte <strong>von</strong> Ebbe und Flut bei der Wechselwirkung<br />

mit den anderen Planeten in dem flüssigen Planeteninnern eine möglichst geringe<br />

Wärmeentwicklung bewirkt. Für die Entwicklung stabiler Planetenbahnen gibt es mehrere<br />

Erklärungsmöglichkeiten. Zum einen können die Gravitationswechselwirkungen allein schon<br />

die Evolution in einen stabilen Zustand bewirken (<strong>Blöss</strong> 1983, 26), zum anderen Störungen<br />

die Konfiguration des Sonnensystems in einen Zustand treiben, der auf Störungen selber<br />

dann im allgemeinen nicht mehr anspricht. Dennoch kann es kritische Phasen geben, in denen<br />

minimale energetische Wechselwirkungen mit irgendwelchen herumstreunenden Fremdkörpern<br />

das System sich völlig neu ordnen läßt. Hier wäre das Verhältnis zwischen Ursache und<br />

Wirkung tatsächlich völlig durcheinandergeraten.<br />

Uns interessieren natürlich die Zusammenhänge in der molekularen Welt und nicht die auf<br />

der astronomischen Ebene. Sollte sich herausstellen, daß das Genom als dynamisch organisiertes<br />

System einer ähnlichen Sensibilität gegen Störungen <strong>von</strong> außen unterliegt, dann wäre<br />

die GenTechnologie das dümmste und voreiligste Projekt unseres Jahrhunderts. Mir Gen-<br />

Technologen ist das Genom nur ein Makromolekül, das wie die Synthetikfasern der chemischen<br />

Industrie in der Zusammensetzung fast beliebig manipuliert werden kann. Für Makromoleküle<br />

allein mag das wohl angehen, für dynamische »chemische Fabriken« kann das im<br />

Sinne des Wortes unabsehbare Folgen haben. Die Molekularbiologie beginnt gerade eben zu<br />

erkennen, daß nicht nur bloße Gleichgewichtschemie den Zellhaushalt regiert, sondern eine<br />

Verzahnung unzähliger Reaktionsebenen (inklusive des Regimes elektromagnetischer Felder)<br />

die Struktur auf spezielle Organisationsformen einengt, deren Funktionseinheit so wenig verstanden<br />

wird, daß die Folge <strong>von</strong> Eingriffen und Umordnungen überhaupt nicht abzuschätzen<br />

ist. Auch ein Ökologe vermutet hinter einer sich dramatisch abzeichnenden Veränderung der<br />

Umweltsituation nicht unbedingt große Ursachen. Sie können sich auf das leichte Variieren<br />

bestimmter InputParameter beschränken. Die identifizierbare Katastrophe liegt in der Wirkung,<br />

nicht in der Ursache. Auch Meteorologen winken nur müde ab, wenn sie die eigentliche<br />

»Ursache« für ein schweres Unwetter angeben sollen, und scherzen in uns schon geläufiger<br />

Weise: Wenn in China ein Schmetterling hustet, wird es in Mitteleuropa Sturm geben.<br />

Wettervorhersage ist also offensichtlich häufig Glückssache. Zugleich sind darin die Komplexität<br />

der Wettermaschinerie und die Anfälligkeit dynamischer Systeme dieser Größenordnung<br />

gegen »Störungen« illustriert: Winzige Veränderungen (oder, was das gleiche bedeutet,<br />

winzige Fehler in der Bestimmung der Randbedingungen oder Abstriche in der Güte des Berechnungsverfahrens)<br />

machen aus einem Tief ein Hoch, aus Windstille Sturm und aus Sonne<br />

einen verhangenen Himmel. Nichts anderes also. Besseres haben wir bei der Frage zu erwarten,<br />

was denn nun die Evolution triggere.<br />

Der »grobschlächtige« Katastrophismus geht da<strong>von</strong> aus, daß Arten für gewöhnlich nicht variieren<br />

und daß erst nachhaltige Wirkungen radioaktive Strahlung, chemische Vergiftungen<br />

usw. im Gefolge mächtiger Einwirkungen auf die Erde den GenBestand der Arten spürbar<br />

beeinflussen. Zwar erzeugte die systematische radioaktive Bestrahlung <strong>von</strong> Fliegen im Labor<br />

vielfache Mutationen. Sie zeigten sich aber generell als nicht überlebensfähig, zumal nicht in<br />

Konkurrenz mit ihren unbehandelten »Artgenossen«. Diese Art Katastrophis, Bus geht in die<br />

verkehrte Richtung, indem ebenso wie im Neo<strong>Darwin</strong>ismus <strong>von</strong> blinden Eingriffen in das<br />

Genom eine neue und vor allem in sich abgestimmte Reproduktionsgrundlage erwartet wird:

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