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Jenseits von Darwin - Christian Blöss

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52 <strong>Jenseits</strong> <strong>von</strong> <strong>Darwin</strong><br />

kussion dieser Fragen dürfte die Tatsache sein, daß der Biosynthesezyklus außerordentlich<br />

unflexibel ist jedenfalls im Hinblick auf Mutationen. Die Synthese nur eines Proteins bedeutet<br />

das Kopieren, Übersetzen und Produzieren einer riesigen Menge chemischer Verbindungen<br />

und Codes. Ein »Fehler« kann dabei aufgrund der im molekularen Bereich herrschenden<br />

thermischen Schwankungen immer eintreten. Das würde das Auftreten einer gewissen Mutiationsrate<br />

wahrscheinlich machen. Wir verlangen <strong>von</strong> einer Mutation die Variation einer Eigenschaft<br />

des Gesamtorganismus, die Verlängerung der Gliedmaßen, der Zähne, das Verschwinden<br />

der Behaarung, die Herausbildung des NeoCortex, die Umbildung einer Flosse zu<br />

einem Flügel und dergleichen mehr. Was also sowohl unbedeutende als auch tiefgreifende<br />

Veränderungen umfaßt Die Verbindung zwischen sichtbarer und molekularer Ebene ist nun<br />

so komplex, daß wir eine simple Korrelation zwischen Mikro und Makrowelt nicht erhalten<br />

können.<br />

Die Proteinsynthese selber ist so ineinander verzahnt, daß selbst das Fehlen oder nur ein geringes<br />

Abändern eines einzigen Enzyms oder auch nur einer Nukleinsäure diese eben nicht<br />

variiert, sondern glatt unterbindet. Umgekehrt verlangt die Variation eines sichtbaren Merkmals<br />

das koordinierte Variieren etlicher Gene und damit auch weitgreifender die Variation<br />

der enzymrelevanten Gene, was selber wieder Rückwirkungen bzw. Anforderungen an die<br />

Variation anderer Gene hat, was wiederum andere Enzyme verlangt und so weiter und so<br />

fort. So ein Unterfangen ähnelt dem unvorsichtigen Abändern in einer technischen<br />

Zeichnung, die ein unabsehbares und ineinander verzahntes Ändern der anderen Maße mit<br />

unabsehbaren Rückkoppelungen zur Folge hat.<br />

Ich möchte an dieser Stelle nicht die um sich greifende Debatte nachvollziehen, die angesichts<br />

des komplexen Biosynthesezyklus über die überhaupt zu erwartenden nichttödlichen<br />

Mutationen geführt wird, sondern sie im Ergebnis lediglich zusammenfassen.<br />

1. Viele der im Labor nachgewiesenen Mutationen das Kriterium ist stets ein morphologischer<br />

Unterschied zu der ElternGeneration auf sichtbarer, nicht auf molekularer Ebene<br />

sind tödlich, d.h., die Mutanten sind nicht überlebensfähig.<br />

2. Die nichttödlichen Mutationen besitzen fast nie einen Selektionsvorteil, d.h., in Wettbewerben<br />

zwischen zwei variierenden Populationen Mutante und Ahne erlangen auch unter<br />

ausgewählten Laborbedingungen in den seltensten Fällen die Mutanten im Hinblick auf die<br />

bloße Populationszahl die Überhand, schon gar nicht in Freilandversuchen.<br />

3. Die in Laborversuchen erzielten Mutanten sind fast immer Deformationen, d.h., man<br />

erzielt keine Mutanten, die Ansätze zu einer qualitativ anderen Form aufweisen. Deshalb sind<br />

die Abschätzungen, wie viele Mutationen zwischen Ausgangsform etwa Reptil und vermuteter<br />

Endform etwa Vogel liegen, auf Spekulationen angewiesen (was m.E. nicht unfruchtbar<br />

sein muß). Alle Wahrscheinlichkeitsabschätzungen, wie viele Exemplare einer Art (z.B.<br />

Reptil) vorhanden gewesen sein müssen, damit bei einer angenommenen Zahl <strong>von</strong> Mutationssehritten<br />

und anteilig vorteilhaften Mutationen auch nur ein Exemplar der Endform (z.B.<br />

Vogel) auftreten kann, landen bei utopischen Zahlen. Meistens wird die Zahl der im Kosmos<br />

vorhandenen Atome um Größenordnungen überschritten, oder die benötigte Zeit übersteigt<br />

bei weitem die, die für die Existenz der Erde angenommen wird.<br />

Ich habe diese Debatte so kurz gehalten, weil sie meiner Meinung nach auf das eigentliche<br />

Problem beim Komplex Mutation überhaupt keinen Bezug nimmt: Sämtliche Organisationsstufen<br />

vom molekularen Biosynthesezyklus bis zur Ebene der einzelnen Organe und des Gesamtlebewesens<br />

sind so ineinander und miteinander verzahnt, daß hier die übliche Mutationsannahme<br />

überhaupt nichts zur Erklärung beitragen kann.

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