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Aufarbeitung der Grausamkeiten, Brutalitäten und ... - Gewalt-im-JHH

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Auch die Unterrichtszeit wurde individuell gehandhabt. JH: „Meist kamen nach <strong>der</strong><br />

Mittagspause noch einige St<strong>und</strong>en dazu. Denn <strong>der</strong> Unterricht ging erst zuende, wenn sie es<br />

befahl; an einigen Tagen erst um 5 Uhr nachmittags.“<br />

14<br />

JH berichtet von einem beobachteten Fall von Demütigung. Ein Schulkollege, etwa 12 o<strong>der</strong><br />

13 Jahre alt, erfuhr diese Demütigung durch Steiniger: „Er musste vor das Pult kommen <strong>und</strong><br />

ein Donnerwetter über sich ergehen lassen. Dabei rann gelegentlich eine übel riechende<br />

Flüssigkeit aus seiner Hose. Steiniger ging <strong>der</strong> Sache nach. Max musste die Hose fallen lassen<br />

<strong>und</strong> die Unterhose ebenso. So stand er, den Hintern uns zugewandt, vor uns. Er mußte sich<br />

umdrehen <strong>und</strong> wir Jungen <strong>und</strong> Mädchen sahen ihn mit großer Neugierde an... Hernach mußte<br />

Max sich ihr erneut zuwenden <strong>und</strong> so eine lange Zeit ausharren. Derweil tropfte <strong>der</strong> kleine<br />

Wasserhahn <strong>und</strong> Max bekam einen roten Kopf bis zum Ende <strong>der</strong> Zurschaustellung. Noch<br />

Tage später schämte sich Max, wenn er in die Klasse kam, wenn kleine Mädchen ihn dumm<br />

angrinsten.“<br />

JH beobachte ,wie Kin<strong>der</strong> auch unter den Repressalien insbeson<strong>der</strong>e eines Diakonenschülers<br />

zu leiden hatten: „`Ich kann in deinen Augen sehen, ob du gewichst hast`, höre ich noch heute<br />

einen jener Diakonenschüler zu einem kleinen Jungen sagen.“<br />

Ein an<strong>der</strong>er Diakonenschüler schlug ebenfalls behin<strong>der</strong>te Jungen, insbeson<strong>der</strong>e einen, <strong>der</strong><br />

nachts seinen Kopf auf dem Kopfkissen wälzte.<br />

In sehr positiver Erinnerung hat JH die Diakonenschüler Heinz Z<strong>im</strong>mer, Jochen Twer, Bernd<br />

Ackermann <strong>und</strong> Adolf Harms. Er weiß von an<strong>der</strong>en, dass diese den Diakonenschüler Fabri<br />

sehr mochten. Er teilte die Empfindungen an<strong>der</strong>er, die Diakon Günther Kirschbaum, <strong>der</strong> ca.<br />

1963 Hausleiter des Hermann-Luisen-Hauses war <strong>und</strong> damit auch die Kin<strong>der</strong>station betreute,<br />

sehr mochten. Kirschbaum hatte einen VW-Bulli <strong>und</strong> fuhr manche Kin<strong>der</strong> durch ganz Europa<br />

spazieren.<br />

Im Verlauf seines Berichtes schil<strong>der</strong>t JH die unbeschreiblichen Qualen, die Horst Glemnitz<br />

erlitten hatte. Horst Glemnitz war ein Junge, <strong>der</strong> - weil er Spastiker war <strong>und</strong> unkontrollierte<br />

Handbewegungen machte - <strong>im</strong> Rollstuhl samt seiner Oberarme fixiert wurde. In Folge seines<br />

permanenten Schwitzens hatte Horst Glemnitz extremen Durst. „Es gab morgens nur eine<br />

Tasse Muckefuck <strong>und</strong> nachmittags eine Tasse an<strong>der</strong>es Getränk... Mehr bekam Horst nicht,<br />

weil er wohl schon mal nachts einnässte. Dies war kein psychischer Schaden, was ich heute<br />

weiß, son<strong>der</strong>n lag einfach daran, dass sich von spätestens 20:00 Uhr abends bis am an<strong>der</strong>en<br />

Morgen um 06:00 Uhr niemand mehr um ihn kümmerte. Heute ist es verständlich: Wer hält<br />

10 St<strong>und</strong>en aus ohne zu pinkeln? Wir Kin<strong>der</strong> mussten oft noch länger aushalten.“<br />

JH berichtet, dass an<strong>der</strong>e Jungen ihren Flüssigkeitsbedarf auf <strong>der</strong> Toilette aus dem<br />

Wasserhahn gedeckt haben, weil sie selbst kaum mehr zu trinken bekamen als Horst. Das<br />

Leiden von Horst wurde gelegentlich gemil<strong>der</strong>t, wenn Jungen ihm ihren Kaffee schenkten<br />

o<strong>der</strong> ihm he<strong>im</strong>lich zu trinken gaben.<br />

Horst hatte einen permanent verkrusteten M<strong>und</strong>. Er muss wirklich <strong>im</strong>mer sehr viel Durst<br />

gehabt haben.<br />

Zum Schluss berichtet JH über eine Zwangsfütterung, die er an Ute H. beobachtet hat <strong>und</strong><br />

über Zwangsfütterungen, die Ursula Groß erdulden musste. Ursula Groß soll um 2007 herum<br />

an Erbrochenem erstickt sein, dies nachgewiesen in einer Zeit, in <strong>der</strong> sie keine Betreuung<br />

hatte. Ursula Groß hatte eine Kleinwohnung <strong>und</strong> wurde durch eine Einrichtung für Behin<strong>der</strong>te

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