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Aufarbeitung der Grausamkeiten, Brutalitäten und ... - Gewalt-im-JHH

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<strong>der</strong> OAV) auf. Funke wusste allerdings schon vieles, weil sie ihre zwei behin<strong>der</strong>ten<br />

Schwestern in Volmarstein lebten.<br />

7<br />

Auf die Frage, welche schönen Zeiten ihm <strong>im</strong> Johanna-Helenen-He<strong>im</strong> in Erinnerung sind,<br />

nennt er die Weihnachts- <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Feste. Allerdings war nach seiner Aussage<br />

Weihnachten ein bisschen traurig: „Da musste man sich das Würstchen durch drei o<strong>der</strong> mehr<br />

teilen, weil die <strong>im</strong>mer zu wenig Würstchen hatten, … […] die Stücke wurden nach Alter<br />

aufgeteilt.“<br />

MB:<br />

Marianne berichtet, dass die Schülerinnen sehr abgeschieden gelebt haben. „Es gab nicht<br />

einmal ein Radio o<strong>der</strong> später einen Fernseher. Auch Bücher waren nicht erlaubt, es gab nur<br />

eine Bibel <strong>und</strong> Gesangbücher.“<br />

Hier einige Zitate aus ihrem Bericht:<br />

„Bevor die Schwestern ... auf die Kin<strong>der</strong>station kamen, haben sie auf <strong>der</strong> Männerstation <strong>der</strong><br />

Klinik gearbeitet. Schwester E. erzählte mir, wenn dort auch jemand <strong>im</strong> Sterben lag, winkte<br />

<strong>im</strong>mer vorher eine weiße Hand aus <strong>der</strong> Tür. Das machte mir große Angst.“<br />

„Spielen durfte ich gar nicht“<br />

„Auf <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>station ... herrschte die Regel, dass wir nachts den Schlafsaal (15 Betten)<br />

nicht verlassen durften. Jedes Kind hatte einen Topf unter dem Bett stehen.“<br />

„Mit sieben Jahren bekam ich meine erste Aufgabe. Ich hatte jeden morgen alle unsere<br />

Nachttöpfe auszuleeren ... Man befahl mir, alles in einen großen Topf zu schütten. Diesen<br />

musste ich dann über einen langen Flur bis zur nächsten Toilette tragen. Mein Nachthemd sah<br />

dann dementsprechend aus. Egal, was passiert war, ich bekam nur alle 14 Tage ein frisches<br />

Nachthemd.“<br />

„Vor jedem neuen Tag hatte ich große Angst!“<br />

Marianne, wie sie vom Tod ihrer Fre<strong>und</strong>in Bärbel erfuhr:<br />

„ Die Schlafsaaltür ging plötzlich auf <strong>und</strong> Schwester E. kam herein. Sie stand an meinem<br />

Fußende <strong>und</strong> sagte: `Bärbel ist tot! Man musste ihr die Beine brechen, damit sie in den Sarg<br />

passt. Glaub ja nicht, dass du mit zur Beerdigung gehen darfst! Du kannst dich sowieso nicht<br />

benehmen!`“<br />

Unter <strong>der</strong> Überschrift „Arbeiten <strong>im</strong> Johanna-Helenen-He<strong>im</strong>“ erzählt Marianne, dass sie nach<br />

<strong>und</strong> nach <strong>im</strong>mer mehr Aufgaben zugeteilt bekam <strong>und</strong> oft schon um fünf Uhr morgens<br />

aufgestanden ist, damit sie fertig wird. Sie bekam drei Kin<strong>der</strong> zur Betreuung zugeteilt; diese<br />

musste sie auf den Topf setzen, waschen <strong>und</strong> anziehen. Die Betreuung einer behin<strong>der</strong>ten<br />

Mitschülerin empfand sie als beson<strong>der</strong>s schwierig, weil diese an Muskelschw<strong>und</strong> erkrankt sei<br />

<strong>und</strong> sehr dick war. Zitat: „Jedesmal, wenn ich C. gewaschen <strong>und</strong> fertig angezogen hatte,<br />

spuckte sie mir zum Dank dafür ins Gesicht. Mich bei den Schwestern zu beschweren, half<br />

nicht weiter.“

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