Aufarbeitung der Grausamkeiten, Brutalitäten und ... - Gewalt-im-JHH
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ambulant betreut. Obwohl drei Behin<strong>der</strong>te zu dieser Zeit in demselben Haus untergebracht<br />
waren, stand mal 2, mal 3 St<strong>und</strong>en am Tag keine Kraft zur Verfügung.<br />
15<br />
HD:<br />
„Die Erinnerungen an meine Kindheit in Volmarstein sind nicht so düster wie bei einigen<br />
an<strong>der</strong>en meiner ehemaligen Mitschüler/innen. Ich hatte Eltern, <strong>und</strong> meine Mutter sprach öfter<br />
mit Schwester E. <strong>und</strong> Schwester M.“<br />
„Bevor ich nach Volmarstein kam, war ich ein lebhaftes, fröhliches Kind. Hier aber wurden<br />
wir oft geschlagen, häufig mit dem Griffel auf die Finger. Ich denke, daß ich dadurch<br />
eingeschüchtert wurde, denn ich stellte fest, daß ich allgemein ruhiger gemacht <strong>und</strong> ich mehr<br />
<strong>und</strong> mehr in eine Situation gebracht wurde, in <strong>der</strong> ich leichter ruhig zu stellen war.“<br />
„… das erste Gebot überall <strong>im</strong> <strong>JHH</strong> war ja ‚Ruhe„. Vermutlich war das so, um die ganze<br />
Gruppe leichter handhaben, lenken zu können. Es waren ja auch nur je zwei Schwestern für<br />
jede Station da. Ich habe den Eindruck, daß es das Ziel dieser Erziehung war, Menschen zu<br />
schaffen, die leicht zu lenken sind, die ‚pflegeleicht„ sind - die nicht selbstständig denken,<br />
son<strong>der</strong>n schnell Befehle ausführen.“<br />
Über die Lehrerin Severin: „Ich kann mich an eine St<strong>und</strong>e in <strong>der</strong> Schule bei Frau S. erinnern,<br />
in <strong>der</strong> die ganze Klasse völlig ruhe dasitzen mußte, ohne jede Bewegung. Das Stillsein wurde<br />
regelrecht eingepaukt. Aber es war keine kreative Stille, aus <strong>der</strong> man Gewinn hätte schöpfen<br />
können, son<strong>der</strong>n es war eine Stille, die verängstigte, die geprägt war von Angst vor dem<br />
nächsten Schlag.“<br />
„Zur medizinischen Situation berichtet sie: `Druckstellen wurden erst dann beachtet <strong>und</strong><br />
behandelt, wenn sie völlig vereitert waren, <strong>und</strong> bettlägerig war man erst dann, wenn man<br />
Fieber hatte. Das galt für alle.`“<br />
Auch sie beobachtete einmal eine Zwangsfütterung an Ursula Groß.<br />
Persönliche Erfahrungen mit Schlägen machte sie in <strong>der</strong> Schule. „Frl. S. schlug für jeden<br />
Tintenklecks mit dem Holzlineal auf die Finger, wortlos <strong>und</strong> mit aller Kraft. Ihre Schläge auf<br />
den Kopf erfolgten mit <strong>der</strong> flachen Hand. Manchmal wußte ich nicht, aus welchem Gr<strong>und</strong> ich<br />
gerade geschlagen wurde. Schon nach kurzer Zeit hatte ich Kopfschmerzen, sobald ich ihre<br />
Schritte auf dem Flur hörte. In ihrer Gegenwart war ich <strong>im</strong>mer sehr ängstlich.“<br />
WM:<br />
Unter <strong>der</strong> Kapitelüberschrift „Formen <strong>und</strong> Erfahrungen von <strong>Gewalt</strong> in Volmarstein“ listet<br />
WM die beobachteten <strong>Gewalt</strong>attacken auf.<br />
„Schläge mit den Händen, vor allem gegen den Kopf, beson<strong>der</strong>s gegen die Ohren.“<br />
Zitat WM: „Ich selbst habe relativ wenig davon abbekommen <strong>und</strong> auch nur am Anfang. Aber<br />
bei vielen an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n meiner Zeit mußte ich Zeuge davon werden. Einer meiner<br />
Fre<strong>und</strong>e war beson<strong>der</strong>s hart davon betroffen. Durch sehr häufige <strong>und</strong> sehr heftige Schläge<br />
wurde ein Trommelfell so stark beschädigt, daß ein mehrmonatiger Krankenhausaufenthalt in<br />
<strong>der</strong> Klinik Wetter erfor<strong>der</strong>lich wurde. Ein Trommelfell mußte später durch ein Transplantat<br />
erneuert werden. Schmerzen bis heute sind geblieben. Er ist bis heute so traumatisiert, daß er<br />
noch nicht we<strong>der</strong> darüber sprechen noch schreiben kann.“