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Aufarbeitung der Grausamkeiten, Brutalitäten und ... - Gewalt-im-JHH

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gesamten Visitenzeit ca. 2 St<strong>und</strong>en neben dem Arzt stehen <strong>und</strong> während er die an<strong>der</strong>en<br />

Kin<strong>der</strong> aufrief <strong>und</strong> mit ihnen <strong>und</strong> dem Personal sprach, kniff er mir in meine Ohrläppchen <strong>und</strong><br />

das bis zum Ende <strong>der</strong> Visite. Solche o<strong>der</strong> ähnliche Folterungen gab es für mich bei fast je<strong>der</strong><br />

Visite, die mindestens 1 Mal <strong>im</strong> halben Jahr durchgeführt wurde. Man kann sich sicher<br />

vorstellen, welche Angst allein die Erwartung solch einer Visite auslöste.“<br />

„Wenn alle an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> an großen Tischreihen gemeinsam während <strong>der</strong> Mahlzeiten<br />

zusammen saßen, wurde ich an einem abseits stehenden Tisch isoliert, so dass ich mich nicht<br />

mit den an<strong>der</strong>en unterhalten konnte son<strong>der</strong>n unmittelbar neben <strong>der</strong> jeweiligen Aufsichtsperson<br />

saß. Das nicht nur hin <strong>und</strong> wie<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n über Monate.“<br />

„In meiner Kindheit hatte ich einen Hospitalismus, <strong>der</strong> sich darin äußerte, dass ich tagsüber<br />

mit dem Oberkörper schaukelte <strong>und</strong> nachts mit dem Kopf. Die Diakonisse for<strong>der</strong>te die<br />

an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> auf zu berichten, wenn ich das des Nachts tat. Natürlich berichteten die<br />

an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> das <strong>und</strong> so bekam ich über einen Zeitraum von mindestens 3 Wochen nur<br />

deshalb jeden Morgen eine Tracht Prügel, noch vor dem Aufstehen <strong>und</strong> Anziehen.“<br />

„Ich hatte eine Beckenbeinschiene, die es mir ermöglichte, in einer Art Entengang zu laufen.<br />

Immer wie<strong>der</strong> geschah es, dass in Höhe <strong>der</strong> Hüfte das Metall brach <strong>und</strong> repariert werden<br />

musste. Mir wurde gr<strong>und</strong>sätzlich unterstellt, den Bruch absichtlich zu verursachen. Jedes mal,<br />

wenn das geschah, musste ich für eine Woche in einem Toilettenstuhl sitzend von 15 bis<br />

20.30 Uhr in einer Dunkelkammer sitzen, in <strong>der</strong> die Hilfsmittel abgestellt waren.“<br />

Als er einmal einem an<strong>der</strong>en Kind helfen wollte, das anscheinend ernsthaft erkrankt war:<br />

„Danach erhielt ich über mehrere Wochenenden Arrest in meinem Schlafbett ohne<br />

Beschäftigung <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Woche musste ich jeden Abend in <strong>der</strong> oben beschriebenen Zeit <strong>und</strong><br />

an dem Ort in <strong>der</strong> Abstellkammer verbringen.“<br />

„Es war keine Seltenheit, für Nichtigkeiten über ein ganzes Wochenende als Einziger ins Bett<br />

geschickt zu werden ohne Spielzeug o<strong>der</strong> Kontakte außer Essensausgabe <strong>und</strong> Toilettengang.<br />

Im Bett lag ich dann <strong>im</strong>mer in <strong>der</strong> oben beschriebenen Weise in einer Gipsschale, in die ich<br />

mit Binden fest eingewickelt wurde <strong>und</strong> dann auch nur auf dem Rücken liegen konnte, Tag<br />

<strong>und</strong> Nacht.“<br />

„Nicht erwähnt habe ich hier die psychischen Qualen, die ich aushalten musste. So stand ich<br />

ständig in <strong>der</strong> Angst, etwas getan zu haben o<strong>der</strong> zu tun, was mit drastischen Sanktionen belegt<br />

wurde.“<br />

Zwar hat auch er Hilfe erfahren: „Aber gerade die war es oft auch, für die Unterwürfigkeit<br />

von uns gefor<strong>der</strong>t wurde, als Geste des Dankes <strong>und</strong> es waren eben nicht die Geschenke, wie<br />

sie eigentlich erhofft waren.“<br />

KD bezeichnet diese Zeit als „einen Lebensabschnitt in Angst <strong>und</strong> Schrecken <strong>und</strong> unter Folter<br />

<strong>und</strong> Qual.“

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