24.10.2012 Aufrufe

Aufarbeitung der Grausamkeiten, Brutalitäten und ... - Gewalt-im-JHH

Aufarbeitung der Grausamkeiten, Brutalitäten und ... - Gewalt-im-JHH

Aufarbeitung der Grausamkeiten, Brutalitäten und ... - Gewalt-im-JHH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

46<br />

In den Klassen Steiniger <strong>und</strong> Severin, also eins bis vier, schien kein Schulplan, wenn<br />

vorhanden, angewandt worden zu sein. Es wurde das unterrichtet, was die jeweilige Lehrerin<br />

für wichtig erachtete. So gab es oft ganztägig Religions- o<strong>der</strong> Bastelunterricht. Die zuvor<br />

genannten Lehrerinnen weigerten sich oftmals, best<strong>im</strong>mte Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen zu<br />

unterrichten, wenn sie entwe<strong>der</strong> - nach ihrer Meinung – eine asoziale Herkunft hatten, eine<br />

geistige Behin<strong>der</strong>ung aufwiesen, o<strong>der</strong> weil sich die Eltern bei <strong>der</strong> Anstaltsleitung über die<br />

brutale Behandlung ihrer Kin<strong>der</strong> durch eine Lehrerin beschwert hatten. So besuchte eine<br />

Schülerin acht Jahre lang die erste Klasse <strong>und</strong> wurde von den Lehrerinnen nicht beachtet. Erst<br />

in den Klassen fünf bis acht, unter <strong>der</strong> Lehrerin Schumann war eine Schulplanstruktur<br />

erkennbar.<br />

7. Infragekommende Häuser<br />

Aus den Berichten lässt sich feststellen, dass nicht nur die drei Kin<strong>der</strong>stationen <strong>im</strong> <strong>JHH</strong> Orte<br />

von verschiedenen <strong>Gewalt</strong>taten <strong>und</strong> Verbrechen waren. Nach Einrichtung einer Kin<strong>der</strong>station<br />

<strong>im</strong> Hermann-Luisen-Haus wurden dort Kin<strong>der</strong> aus dem <strong>JHH</strong> übergesiedelt. Einige erzählen,<br />

dass es auch hier zu Schlägen gekommen ist.<br />

Ein dritter Ort von <strong>Gewalt</strong> war zweifellos die Orthopädische Klinik Volmarstein. Hier erzählt<br />

ein Betroffener, dass er Isolationsfolter erfahren hat. Eine an<strong>der</strong>e Betroffene berichtet, dass sie<br />

Zeugin einer versuchten sexuellen Attacke gegen eine Patientin wurde. Eine weitere Patientin<br />

berichtet <strong>der</strong> Westfälischen R<strong>und</strong>schau über Schläge, die sie in <strong>der</strong> Klinik bekommen hat.<br />

Wenn man berücksichtigt, dass trotz Neubau des Oskar-Funke-Hauses <strong>und</strong> <strong>der</strong> Oberlinschule<br />

ehemalige Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler des <strong>JHH</strong> nicht übernommen wurden, kann man das<br />

Franz-Arndt-Haus, das zwei Jungen übernommen hatte, als Unterkunft bezeichnen, die für die<br />

Weiterentwicklung dieser Jungen nicht för<strong>der</strong>lich war. Im Bericht IH ist nachlesbar, dass es<br />

an <strong>der</strong> Pflege mangelte. Ursula G. wurde von <strong>der</strong> Mädchenstation direkt, eine Etage tiefer, auf<br />

die Frauenstation verlegt. Dies hat sie zumindest psychisch sehr belastet. Die Verlegung fand<br />

übrigens ohne Vorankündigung an ihrem Geburtstag statt. Sie fand sich mit sechs weiteren,<br />

erheblich älteren Frauen in einem 7-Betten-Z<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong>. Dort war sie überwiegend<br />

bettlägerig. Erst Diakon Horst Bremshey band sie in sein Jugend- <strong>und</strong> Freizeitprogramm ein<br />

<strong>und</strong> trug wesentlich dazu bei, dass sie den Tag <strong>im</strong> Rollstuhl verbrachte.<br />

8. Abweichungen von <strong>der</strong> „Volmarsteiner Erklärung“ (VE)<br />

Eine Abweichung muss zunächst schon dahingehend festgestellt werden, dass in <strong>der</strong> VE<br />

lediglich das <strong>JHH</strong> als Ort von Übergriffen festgestellt wird. Die Arbeitsgruppe zählt<br />

zumindest die Jungenstation <strong>im</strong> HLH <strong>und</strong> die Klinik hinzu. Welche Abteilungen in <strong>der</strong> Klinik<br />

betroffen sind, kann nicht mehr eruiert werden.<br />

In <strong>der</strong> VE wird darauf hingewiesen, dass erst <strong>im</strong> Zusammenhang mit den Leserbriefen die<br />

Evangelische Stiftung von <strong>der</strong> Gräueltaten Kenntnis erhalten haben. Dies wurde durch einen<br />

Zeitungsbericht <strong>der</strong> Westfälischen R<strong>und</strong>schau, Lokalredaktion Wetter, wi<strong>der</strong>legt. Sie fand<br />

heraus, dass bereits 10 Jahre vorher <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Verabschiedung von Pfarrer Dr. Ulrich<br />

Bach dieser über Gräueltaten <strong>im</strong> <strong>JHH</strong> aus seinem Buch vorlas.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!