Aufarbeitung der Grausamkeiten, Brutalitäten und ... - Gewalt-im-JHH
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9.b) <strong>Aufarbeitung</strong>sbemühungen ESV unter Stiftungssprecher Springer<br />
In einem Leserbrief eines ehemaligen Mitschülers wurde am 19.03.06 in <strong>der</strong> Kirchenzeitung<br />
„Unsere Kirche“ Nr. 12 die ESV (als Nachfolgerin <strong>der</strong> OAV) erneut mit den Verbrechen <strong>im</strong><br />
<strong>JHH</strong> konfrontiert. Mit Schreiben vom 23.03.06 n<strong>im</strong>mt <strong>der</strong> Vorstandssprecher Ernst Springer<br />
in einem persönlichen Brief an Helmut Jacob zu seinem Leserbrief Stellung <strong>und</strong> betont: „So<br />
geballt wie von Ihnen jetzt veröffentlicht, habe ich von den Missständen noch nie gehört. Und<br />
Sie haben Recht: Die Archive geben hier nichts her.“ Im selben Schreiben for<strong>der</strong>t Springer<br />
auf: „Ich darf Sie <strong>im</strong> Namen <strong>der</strong> heutigen ESV herzlichst bitten [...] die entsetzlichen<br />
Vorkommnisse mit ungefähren Daten <strong>und</strong> Jahreszahlen, Namen <strong>und</strong> Funktionen zu<br />
hinterlassen ...“<br />
Mit seiner Ausgabe vom 06.04.06 interessiert sich die „Westfälische R<strong>und</strong>schau“ –<br />
Lokalredaktion Wetter <strong>und</strong> Herdecke – für dieses Kapitel <strong>der</strong> ESV <strong>und</strong> konfrontiert Pfarrer<br />
Springer mit dem Leserbrief in <strong>der</strong> Zeitung „Unsere Kirche“. Dazu Pfarrer Ernst Springer:<br />
„Den ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Satan wird es auch unter den Diakonissen gegeben haben.“ Und<br />
weiter: „Aber in dieser Bündelung <strong>und</strong> als best<strong>im</strong>mendes Bild … das glaube ich nicht“. Er<br />
bittet: Mehr „Butter an die Fische zu geben“. Im selben Gespräch mit <strong>der</strong> WR: „An Zeiten, in<br />
denen Zucht <strong>und</strong> Ordnung auch in Diakonischen Einrichtungen noch hochgehalten wurden“,<br />
könne er sich erinnern. „Und zur Zucht passte auch <strong>der</strong> Gedanke <strong>der</strong> Züchtigung.“ Daher<br />
könne er sich vorstellen, „dass menschenrechts-verletzende Taten einzelner Mitarbeiter früher<br />
mehr geduldet als konsequent verhin<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> geahndet wurden.“ Unter Bezug auf das Buch<br />
„Schläge <strong>im</strong> Namen des Herren“ von Peter Wensierski meint Springer: Erziehungshe<strong>im</strong>e habe<br />
es auf dem Stiftungsgelände nicht gegeben: „Straffälligenhilfe haben wir nie geleistet.“<br />
In <strong>der</strong> Zeitung „Unsere Kirche“ 15/06, 12/06 n<strong>im</strong>mt Springer Stellung zum Leserbrief von<br />
Helmut Jacob, dem Verfasser des ersten Leserbriefes, <strong>und</strong> des Theologen Dr. Ulrich Bach, <strong>der</strong><br />
auf diesen Leserbrief reagiert hat. Unter Erwähnung <strong>der</strong> Tatsache, dass Ulrich Bach <strong>und</strong><br />
Helmut Jacob sich seit Jahrzehnten bekannt sind, schreibt er: „Die leidenschaftliche Anklage<br />
des ‚Ladens„ Diakonie nach 40 Jahren schmerzt <strong>und</strong> verletzt – soll sie auch wohl.“ Einen<br />
Absatz weiter unterstellt Springer: „Erstens sind wir Herrn Jacobs Hass auf schreckliche<br />
Erlebnisse seiner Kindheit <strong>und</strong> seine Institutionskritik gewohnt, ja verstehen Herrn Jacob hier<br />
vor Ort.“ Und er fährt fort: „Wir wissen aber auch, wie Traumatisierungen oft den Blick<br />
trüben, zumindest fixieren können.“ Er verwahre sich schon dagegen, dass Volmarstein zu<br />
seiner Zeit „die Hölle voller Teufel“ war <strong>und</strong> kenne auch die „Engel von Volmarstein“. Im<br />
Leserbrief des Genannten ist auch diese Formulierung, dass Volmarstein „die Hölle voller<br />
Teufel“ war, nicht zu finden. Springer führt weiter aus, die ESV habe auch nie einen Hehl<br />
daraus gemacht, dass es Missstände <strong>und</strong> Verfehlungen auch in Volmarstein gab <strong>und</strong> hebt ab,<br />
dass die OAV kein „Erziehungshe<strong>im</strong>“ war. Tatsächlich gäbe es einzelne Täterinnen, die ihre<br />
Macht als Deckmantel für Quälereien nutzen, allerdings wurde dies nicht <strong>im</strong>mer geahndet,<br />
aber man spreche über sie offen bis heute. Von zwei Mitarbeiterinnen hätte man sich damals<br />
getrennt: „Sie gehörten wohl zu jenen „Resterscheinungen“, für die ‚Zucht <strong>und</strong> Ordnung„ als<br />
oberstes pädagogisches Ziel galt <strong>und</strong> ‚Züchtigung„ als geeignetes Mittel zum Erreichen des<br />
Zieles erschien, in ihrer Jugend gesellschaftlich allgemein anerkannt, ob in Familie, He<strong>im</strong>,<br />
Schule, Justiz, Militär o<strong>der</strong> Betrieb. Christlich vertieft bzw. verbrämt wurde dies noch mit<br />
dem ‚keuschen, züchtigen„ Leben als beson<strong>der</strong>er moralischer Tugend...“.<br />
Danach verweist Springer auf das neue „Leitbild ESV“ sowie auf das „Pädagogische Leitbild<br />
<strong>der</strong> ESV“ dafür, dass die ESV seit „Jahrzehnten...offensiv die Ethik <strong>der</strong> Würde des Menschen<br />
(Kindes)“ verfolge.