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Aufarbeitung der Grausamkeiten, Brutalitäten und ... - Gewalt-im-JHH

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Als Kind hat sie bereits gespürt, dass Jochen Twer gerne eingreifen wollte, oftmals jedoch<br />

nicht konnte, wenn den Kin<strong>der</strong>n Unrecht geschah. Ihr Abendbrot musste sie manchmal<br />

zusammen mit Gudrun in <strong>der</strong> Schuhputzecke einnehmen: „Eine musste auf dem bekannten<br />

Bollerwagen sitzen, eine auf dem gefüllten ABFALLEIMER.“<br />

„Den Dachboden habe ich auch kennen gelernt. Dort bin ich mal in eine Kiste gesperrt<br />

worden. Dies passiert, wenn man nicht folgsam ist, wurde mir gesagt.“<br />

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Sie berichtet: „Als Gudrun M. nach Volmarstein kam, wurden ihr die langen blonden Haare<br />

abgeschnitten. Als sie heulte, wurde ihr gesagt, sie sei keine Prinzessin <strong>und</strong> auch nicht Prinz<br />

Eisenherz <strong>und</strong> solle sich nicht so anstellen.“<br />

Über „de Pieterberg“: „Die Schulfreizeiten in Holland haben uns <strong>im</strong>mer die Kraft gegeben,<br />

die wir brauchten, um nicht wahnsinnig zu werden.“<br />

„Als dann das Oskar-Funke-Haus gebaut wurde, kamen von Seiten <strong>der</strong> Schwestern so<br />

Sprüche wie: `Die Kin<strong>der</strong>tanten, die ihr bekommt, können euch doch nichts lehren. Außerdem<br />

sind die noch viel strenger als wir´“.<br />

Nach dem Oskar-Funke-Haus kam sie ins Margaretenhaus: „Da durfte ich mir das erste Mal<br />

alleine mit dem Klei<strong>der</strong>geld Sachen kaufen“.<br />

Von ihrer Schwester Ulla erzählt sie: „Ulla bekam einmal von Schwester E. mit dem<br />

Schlappen direkt einen auf den M<strong>und</strong>. Dabei platzten die Lippen auf. Und dies nur, weil sie<br />

ihre Hausschuhe, die versteckt wurden, wie<strong>der</strong>for<strong>der</strong>te.“<br />

Eine Puppe, die Ulla zu Weihnachten geschenkt bekam <strong>und</strong> <strong>der</strong> sie den Namen Erika gab, war<br />

eines Tages verschw<strong>und</strong>en. Später erfuhr sie, dass sie in die DDR geschickt wurde.<br />

Weiter: „Geld, dass unser Vater uns schickte, wurde regelmäßig unterschlagen. Wir erfuhren<br />

erst nach unserer Entlassung durch einen plötzlichen Brieff<strong>und</strong> davon.<br />

Schwester J. bedankte sich für die schönen Sachen, die sie uns angeblich davon gekauft hatte.<br />

Unser Vater war erstaunt, wieso wir nichts davon mit nach Hause brachten. Als er mitbekam,<br />

was lief, gab er uns das Geld bei seinen Besuchen.“<br />

Ihr erstes Radio <strong>und</strong> ein Dreirad wurden von den Schwestern ebenfalls einkassiert.<br />

Über die Folgen eines Kin<strong>der</strong>streiches: „Einmal hat Gudrun mir aus Rache ihren Topf ins Bett<br />

gekippt. Davon bekam ich mit dem Rücken des Holzhandfegers meinen Po so verdroschen,<br />

dass er für Tage blau war. Sitzen war dann nicht angenehm.“<br />

Sonstige Erinnerungen ehemaliger Kin<strong>der</strong>:<br />

Eine Mutter wollte ihrer Tochter ihren dunkelhäutigen Lebensgefährten vorstellen. Damit die<br />

an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> den Mann nicht sahen, „wurden alle Kin<strong>der</strong> in die Schlafz<strong>im</strong>mer getrieben.“<br />

Weiter: „Neger, wie man zu <strong>der</strong> Zeit zu Afrikanern sagte, wollte man den Kin<strong>der</strong>n nicht<br />

zeigen <strong>und</strong> unverheiratet erst recht nicht. Solche Verbindungen galten unter den Schwestern<br />

als unsittlich <strong>und</strong> unanständig.“

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