Aufarbeitung der Grausamkeiten, Brutalitäten und ... - Gewalt-im-JHH
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Nachfolgend schil<strong>der</strong>t er eine Zwangsfütterung an seinem inzwischen verstorbenen Fre<strong>und</strong><br />
Jochen R.<br />
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Da er gelegentlich für die Schwestern Hilfs- <strong>und</strong> Einkaufsdienste erledigen durfte, „… bot<br />
sich somit die Möglichkeit, in den Schwesternspeisesaal zu blicken, <strong>und</strong> dabei wurde schnell<br />
entdeckt, welche leckeren Speisen für die Schwestern bereitgehalten wurden. So wussten wir<br />
also, dass die Schwestern ihre Speisen an festlich gedeckter Tafel, mit Porzellan auf weißen<br />
Tischtüchern o<strong>der</strong> Tischläufern einnahmen.“<br />
HM über seine Hofgänge: „Das beson<strong>der</strong>e Ereignis an jedem Mittwoch war <strong>der</strong> Freigang auf<br />
dem Hinterhof zwischen Leichenhalle <strong>und</strong> Dorffriedhof. Hier spürten wir, zwischen den<br />
Leichen, die Wärme <strong>der</strong> Sonne. Auch draußen gab es kein Spielzeug, wir hatten nur uns<br />
selbst. So schoben wir unsere Mitbetroffenen in <strong>der</strong>en Rollstühlen hin <strong>und</strong> her ... Wenn die<br />
Schwestern keine Lust hatten, nach draußen zu gehen, weil es ihnen zu kalt o<strong>der</strong> zu warm<br />
war, fiel <strong>der</strong> Freigang für uns aus.“<br />
Über die Freizeitgestaltung <strong>im</strong> großen Speisesaal, <strong>der</strong> auch Aufenthaltsraum war: „Es gab<br />
kein Spielzeug, keine Bücher, keine Abwechslung. Einige fuhren mit ihren Rollstühlen <strong>und</strong><br />
Laufrä<strong>der</strong>n umher. Wer einen Bindfaden ergattert hatte, konnte mit Fre<strong>und</strong>en<br />
Fingerfadenspiele entwickeln.“<br />
Danach beschreibt HM die Strafaktionen des damaligen Oberarztes Dr. K.: „Welcher Tat<br />
wurde ich bezichtigt? Einen beliebten Zeitvertreib nachahmend hatte auch ich eines Tages<br />
meinem Tischnachbarn den Stuhl unter dem Hintern hinweg gezogen ... Dies trugen die<br />
Schwestern nun triumphierend vor. Mit böser Miene wurde ich vor den Richter zitiert. Nach<br />
bangem Schweigen wurde mein Urteil gefällt. Mit meinem eigenen Krückstock wurde mir <strong>der</strong><br />
Hintern so lange versohlt, bis <strong>der</strong> Gummistopfen am unteren Ende des Stockes sich durch die<br />
Wucht löste.“<br />
Über die <strong>im</strong>mer größer werdende Angst: „Mit <strong>der</strong> Zeit entstand ein Druck <strong>der</strong> Ungewissheit ...<br />
Be<strong>im</strong> Herannahen o<strong>der</strong> bloßer Beobachtung durch unsere Aufsicht, von <strong>der</strong> Putzfrau über die<br />
Schwestern <strong>und</strong> Lehrerinnen bis zum Pastor, än<strong>der</strong>ten sich abrupt unser Verhalten <strong>und</strong> somit<br />
langfristig auch zumindest meine psychische Verfassung.“<br />
Ein kleines Resümee seines Lebens: „Wenn ich heute mit 65 Jahren auf meine Entwicklung<br />
zurückschaue, muss ich mit Bitterkeit <strong>und</strong> Bedauern erkennen, dass mir viele Erkenntnisse<br />
<strong>und</strong> Fähigkeiten erst sehr spät, wenn überhaupt, zuteil geworden sind. Als alter Mann mit 50<br />
Jahren begann ich erst allmählich mit dem nötigen Selbstbewusstsein ohne innere Angst zu<br />
leben. Ich erlernte die Kraft des positiven Denkens. Jahrzehnte meines früheren<br />
Erwachsenenlebens plagte mich die Demut vor Vorgesetzten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Obrigkeit. Die<br />
gelegentliche Aufmüpfigkeit gegen erlittenes Unrecht konnte ich nicht einordnen <strong>und</strong> in<br />
geordnete Bahnen <strong>der</strong> Entschuldigung o<strong>der</strong> in die Erlangung meines guten Rechts einmünden<br />
lassen. Meine Entscheidungen wurden durch die erzwungenen Verhaltensweisen in jener<br />
Kindheit best<strong>im</strong>mt. Ach hätte ich doch die richtigen Verhaltensweisen erlernt.“<br />
Seine For<strong>der</strong>ung an die heutige ESV, die Rechtnachfolgerin <strong>der</strong> Orthopädischen Anstalten:<br />
„Eine Anerkennung <strong>und</strong> öffentliche Entschuldigung für die erlittene Schmach,<br />
Ehrbeschneidung, körperliche Züchtigung. Anerkennung <strong>und</strong> Entschuldigung für die nicht<br />
kindgerechte <strong>und</strong> nicht behin<strong>der</strong>tengerechte Unterbringung, Versorgung, Beschulung,