Aufarbeitung der Grausamkeiten, Brutalitäten und ... - Gewalt-im-JHH
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Ferner: „Es war den Mädchen verboten, be<strong>im</strong> Gang zum WC die Türen zu verschließen.<br />
Absolut demütigend: Mir z.B. wurden sogen. ‚Binden„ abgezählt ausgeteilt.“<br />
Und zuletzt: „Briefe an Angehörige mussten geöffnet <strong>im</strong> Hausbriefkasten bei <strong>der</strong><br />
Oberschwester Helene hinterlegt werden.“<br />
20<br />
UM:<br />
Ursula M berichtet am 09.08.2006 in <strong>der</strong> Westfälischen R<strong>und</strong>schau, dass sie als Kind Schläge<br />
sowohl in <strong>der</strong> Klinik als auch <strong>im</strong> <strong>JHH</strong> erhalten hat. „Der Bericht in <strong>der</strong> Samstags-WR hat alte<br />
Erinnerungen geweckt.“<br />
JP:<br />
Zunächst berichtet Jochen von Weihnachtsgeschenken, von denen er einen Teil, nämlich die<br />
schönen Weihnachtsgeschenke, nicht behalten durfte. „Das habe ich <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />
weggenommen gekriegt. Und es wurde nur ausgepackt, wenn wir diese sogenannten<br />
„Affenshows“ hatten. Sobald die weg waren, wurde es wie<strong>der</strong> eingepackt.“(Anmerkung:<br />
„Affenshows“ waren „Besuche“ von meist Auswärtigen, so z.B. Geldgebern.)<br />
Auf <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>station wurden gegenseitige Besch<strong>im</strong>pfungen o<strong>der</strong> das Tippens des Fingers auf<br />
die Stirn angedeutet als „Du bist doof“, mit Schlägen geahndet: „… dann gab es gleich was<br />
um die Ohren. Nicht <strong>im</strong>mer, aber meistens. Die waren sehr streng. Und dann muss ich noch<br />
sagen: Mittags hatten wir Mittagsruhe. Das hieß nicht, ins Bett, son<strong>der</strong>n da mußtest du still<br />
<strong>und</strong> stumm auf dem Stuhl sitzen - in <strong>der</strong> Schulklasse bis drei Uhr -, durftest keinen Ton sagen.<br />
Wenn du dann was gesagt hast, hat das sofort Ärger gegeben.“ (Gemeint war hier die<br />
Son<strong>der</strong>schulklasse auf <strong>der</strong> Kleinkin<strong>der</strong>station, die gleichzeitig als Tagesraum diente.)<br />
Jochen weiter: „Das einzige, was <strong>im</strong> Jahr mal gut war, war, daß wir mal auf den Hof durften,<br />
das aber <strong>im</strong>mer nur in Begleitung. Es kam in <strong>der</strong> Zeit, glaube ich, höchstens dre<strong>im</strong>al vor, daß<br />
wir weiter als bis zum `Puddingplatz` - das ist die Wiese zwischen Franz-Arndt-Haus <strong>und</strong><br />
dem damaligen Margaretenhaus … durften ... Und die unangenehme Seite war natürlich <strong>der</strong><br />
Gestank unten vom Franz-Arndt-Haus ... Ich habe ab <strong>und</strong> zu den Glauben gehabt, daß es auch<br />
Leichengestank war, weil unten <strong>im</strong> Wintergarten <strong>im</strong>mer die Särge standen. Das konntest du<br />
oben vom Gatter aus sehen ... Es war ekelerregend. Das war <strong>im</strong>mer so unangenehm für mich,<br />
da langzulaufen. Aber wenn wir was machen sollten, mußten wir das machen; da war das kein<br />
`sollen`, da war das ein Muß. In <strong>der</strong> Zeit waren wir ein o<strong>der</strong> zwei Mal bis zum `Schwarzen<br />
Weg`. Das war natürlich auch sehr schön. Aber mehr war da nicht.“ (Der „Schwarze Weg“<br />
war ein Weg hinter <strong>der</strong> Klinik Richtung Gr<strong>und</strong>schöttel, Luftlinie vom <strong>JHH</strong> 300 – 400 Meter.)<br />
Auch für dumme Kin<strong>der</strong>streiche gab es Ohrfeigen. „Und was noch war: Durch meinen<br />
Hospitalismus habe ich oft <strong>im</strong> Bett gewackelt. Wenn die Schwestern das gesehen haben,<br />
haben die so fest vor die Scheibe gekloppt, daß man vor Schreck fast aus dem Bett fiel. Man<br />
konnte froh sein, wenn die nicht ins Z<strong>im</strong>mer kamen <strong>und</strong> einem eins auf die Fresse hauten.“<br />
Weiter erzählt Jochen, dass man ihm mit dem Bullemann Angst eingejagt hat, <strong>der</strong> aus dem<br />
Essenaufzug kam, so wurde den Kin<strong>der</strong>n vermittelt. Wahrscheinlich wurde von <strong>der</strong> Küche aus<br />
<strong>der</strong> Essensaufzug betätigt, um die Kin<strong>der</strong> in Angst <strong>und</strong> Schrecken zu versetzen.