verbesserung der suchtprävention - Hochschule Merseburg
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Erlernen <strong>der</strong> Regeln eines Konsummilieus, ein Prozess eines externen „Labeling“ und des<br />
milieutypischen Selbstmanagements, sowie schließlich eine Subsumption <strong>der</strong> eigenen Identität<br />
unter die Kategorie des/<strong>der</strong> Abhängigen beschrieben. Die Interaktion von Faktoren <strong>der</strong><br />
Person und des Umfeldes wird betont. Dieses Konzept beinhaltet die prinzipielle Möglichkeit<br />
eines Stagnierens des Prozesses und unterstreicht die Bedeutung <strong>der</strong> Entscheidung des Individuums,<br />
dessen „Freiheitsgrade“ aber im Voranschreiten <strong>der</strong> „Karriere“ (abhängig von <strong>der</strong><br />
Substanz) abnehmen.<br />
2. Übergeordnete Zielsetzungen in <strong>der</strong> Prävention<br />
Suchtprävention soll und will die Dynamik des zuvor beschriebenen prozesstaften Geschehens<br />
im Sinne ihrer jeweils definierten Zielsetzungen mo<strong>der</strong>ieren und im Interesse <strong>der</strong><br />
Gesundheit und Mündigkeit <strong>der</strong> Bürgerinnen und Bürgern mitgestalten, indem sie an den<br />
Bedingungskonstellationen im Vorfeld o<strong>der</strong> an jedem späteren Punkt des Prozesses ansetzt.<br />
Die äußeren Bedingungen bieten hierbei ebenso Ansatzpunkte wie die Befähigung <strong>der</strong>/des<br />
Einzelnen, diesen Prozess selbstverantwortlich zu gestalten. Im politischen Entscheidungsraum<br />
wie in den fachdisziplinären Debatten sollte dabei allerdings trennschärfer als in <strong>der</strong><br />
Vergangenheit zwischen strategischen und operativen Präventionszielen und sodann zwischen<br />
strukturellen und subjektbezogenen Zielsetzungen unterschieden werden.<br />
In <strong>der</strong> Drogen- und Suchtforschung wird in diesem Zusammenhang verstärkt nach <strong>der</strong> Sinnrationalität<br />
gefragt, auf <strong>der</strong> die Suchtprävention fußt 10 . Kritisiert wird, dass sie nach wie vor<br />
weithin noch jenen Paradigmen folge, mit denen bereits die frühen Präventionsbemühungen<br />
formuliert wurden. Diese seien dadurch geprägt gewesen, dass die damalige, für die<br />
Suchtkrankenhilfe einschlägige Sinnrationalität weitgehend ungebrochen Eingang in<br />
Präventionsstrategien fand, obwohl sich Bemühungen um Prävention einerseits und Hilfe<br />
bzw. Therapie an<strong>der</strong>erseits an Bevölkerungsgruppen mit jeweils eigenen und sehr verschiedenen<br />
Fragestellungen wenden.<br />
Wenngleich Präventionsbemühungen eine Entwicklung durchlaufen haben, in <strong>der</strong> sie sich<br />
stetig professionalisiert und institutionalisiert haben, erweist sich mehr denn je als brisant,<br />
dass weithin auch heute noch das Instrumentarium <strong>der</strong> Suchtprävention dem hergebrachten<br />
Konzept von prinzipiell stets gesundheitsgefährdenden Konsum- und Missbrauchskarrieren<br />
folgt und auf dem binären Code „Abstinenz vs. Abhängigkeit“ fußt.<br />
Dabei gilt es heute als wissenschaftlich akzeptiert, dass bestimmte Formen des Konsums<br />
psychoaktiver Substanzen – und zwar auch illegaler Drogen – durchaus mit physischer, psychischer<br />
und sozialer Gesundheit vereinbar sein können, Drogenkonsum nicht nur destruktive<br />
Komponenten haben kann und er keineswegs zwangsläufig mit somatischen und/o<strong>der</strong><br />
psychischen Störungen einhergeht und/o<strong>der</strong> per se die Gesellschaftsfähigkeit und Gesundheit<br />
<strong>der</strong> Konsumenten/innen unterminiert.<br />
9<br />
z.B. <strong>der</strong> Wandel von einer anfangs sozialen Motivation (Konsum unter Peers) hin zu einer Ablösung <strong>der</strong> Motive von dem Konsumkontext im Zuge<br />
einer Gewöhnung<br />
10<br />
siehe im einzelnen den Beitrag <strong>der</strong> Kollegin Barsch als Anlage 1<br />
II. Übergeordnete Zielsetzungen in <strong>der</strong> Prävention<br />
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