verbesserung der suchtprävention - Hochschule Merseburg
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3. Zielgruppenorientierung als Sensibilisierung für lebensweltbezogene<br />
Prävention: Alter, Gen<strong>der</strong>, Ethnie und soziale Lage<br />
Differenzierung nach Alter<br />
Das chronologische Alter ist zu verstehen als ein Kürzel für Unterschiede im psychosozialen<br />
Entwicklungsstand bzw. <strong>der</strong> Übernahme von alterskorrelierten Rollen und<br />
Erwartungen. Mit Bezug auf die Prävention sind Zielgruppendifferenzierungen nach<br />
Alter in verschiedener Hinsicht bedeutsam. Was den Substanzgebrauch angeht, sind<br />
mit dem Alter korrelierte Unterschiede in Umfang und Qualität bisheriger Erfahrungen<br />
bedeutsam, auf die Maßnahmen Rücksicht nehmen müssen. Für Kin<strong>der</strong> und<br />
Jugendliche beispielsweise sind primärpräventive Maßnahmen (etwa Steigerung von<br />
Entscheidungsfähigkeit) wichtiger, während bei älteren Jugendlichen <strong>der</strong> verantwortliche<br />
Umgang mit Substanzen auch aus sekundärpräventiver Perspektive bedeutsam<br />
ist. Ebenso wichtig ist aber, dass Altersgruppen sich in den Fähigkeiten zur Verarbeitung<br />
entsprechen<strong>der</strong> Informationen und Erfahrungen und zu ihrer emotionalen<br />
Bewertung unterscheiden, die in Präventionsprogrammen bedeutsam sind. Altersgerecht<br />
zu sein verlangt hier zu berücksichtigen, dass das Jugendalter bezüglich <strong>der</strong><br />
kognitiven Entwicklung bedeutsame Verän<strong>der</strong>ungen beinhaltet (stärker abstraktes,<br />
zukunfstgerichtetes Denken und die Fähigkeit zur Abwägung von Alternativen), hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Werte Verän<strong>der</strong>ungen auftreten (moralische Einschätzungen beziehen<br />
mehr Perspektiven ein, sie werden prinzipienorientierter und zugleich können situationsspezifische<br />
Relativierungen erkannt werden; diese Unterschiede sind schon in<br />
den Abstufungen 5.-7. Jahrgangsstufe und Jahrgänge ab <strong>der</strong> 8. Stufe relevant). Viele<br />
weitere Beispiele wären zu nennen.<br />
Von zusätzlicher Bedeutung ist, dass ebenfalls in Korrelation mit dem Alter beson<strong>der</strong>e<br />
Bedürfnisse bei interaktiven Erfahrungen bestehen. Für Jugendliche, insbeson<strong>der</strong>e<br />
eingangs <strong>der</strong> Jugendzeit, ist <strong>der</strong> Umgang mit Peergruppen bedeutsam zur Gewinnung<br />
von Identität und sie helfen die eigene Reputation auszuhandeln. Negativ gesehen<br />
geht damit eine Anfälligkeit zur Angleichung von Meinungen einher, doch muss man<br />
auch die beson<strong>der</strong>e Glaubwürdigkeit von positiven Rollenmodellen Gleichaltriger<br />
sehen und sie nutzen.<br />
Hinsichtlich <strong>der</strong> Verarbeitung und Bewertung von Informationen sind über das<br />
Erwachsenenalter keine starken Verän<strong>der</strong>ungen anzunehmen. An<strong>der</strong>s sieht es aus im<br />
Alter und hohen Alter. So werden hier affektive Bedürfnisse wichtiger und ebenso<br />
verän<strong>der</strong>n sich die hierfür beson<strong>der</strong>s wichtigen sozialen Gruppen. Im Bereich psychoaktiver<br />
Substanzen sind bei Präventionsmaßnahmen in dieser Hinsicht bislang<br />
kaum spezifische Adaptionen erfolgt, werden aber sicher allein schon wegen <strong>der</strong><br />
gestiegenen Lebenserwartung wichtiger. Auch hinsichtlich <strong>der</strong> kognitiven Verarbeitung<br />
von Informationen sind im Alter und hohen Alter Verän<strong>der</strong>ungen bekannt, die<br />
für Prävention bedeutsam sind, wie etwa die verlangsamte Geschwindigkeit o<strong>der</strong> die<br />
selektive Aufmerksamkeit.<br />
VIII. Anhang II<br />
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