verbesserung der suchtprävention - Hochschule Merseburg
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fährdung. Das ist aber kritisch zu hinter fragen, denn allzu rasch greifen soziale Stigmatisierungen<br />
und Gefährdungsannahmen unreflektiert ineinan<strong>der</strong> und eine schwierige<br />
materielle Situation ist nicht notwendig mit sozialer Desintegration gleichzusetzen.<br />
In <strong>der</strong> Praxis spielen diese Zugänge insofern eine Rolle, als die Entwicklungsverläufe<br />
von Tempo, Dynamik, Entwicklungsaufgaben und Bewältigungsmöglichkeiten her<br />
und damit die Themen und die Erreichbarkeit von Jugendlichen stark differieren.<br />
Introspektion und eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit psychosozialer Funktionalität von<br />
Substanzkonsum z.B. werden von bildungsprivilegierten Gruppen geschätzt. Für<br />
an<strong>der</strong>e Jugendliche ist die Eröffnung von Ausbildungschancen ein wichtigerer<br />
Ansatzpunkt vor allem als das Thema ganzheitlicher Gesun<strong>der</strong>haltung. Auch sind die<br />
Medien und Vermittlungsformen entsprechend zu wählen; z.B. brauchen aliterate<br />
Personen o<strong>der</strong> erwachsene Analphabeten an<strong>der</strong>e als schriftlicher Medien.<br />
Die Bedeutung geson<strong>der</strong>ter Zugänge zu Jugendlichen aus unterschiedlichen sozialen<br />
Lagen im Sinne von lebenswelt- und nicht im Sinne von risiko-orientierten Ansätzen<br />
wird nur von wenigen erkannt. Es fehlen Verlaufsdaten und (ethnografische) Analysen<br />
<strong>der</strong> Entwicklungsprozesse in spezifischen sozialen Kontexten, um die Bedeutung<br />
des Substanzkonsums für diese Entwicklungsprozesse einschätzen zu können. Selbst<br />
vorhandene Daten zu Substanzkonsum werden nicht systematisch nach Bildungshintergrund<br />
bzw. Schultypus differenziert ausgewertet, obwohl aus <strong>der</strong> Sozialepidemiologie<br />
ein Zusammenhang zwischen Gesundheit und sozialer Lage hinreichend belegt<br />
ist.<br />
Der Zugang über Schulen privilegiert tendenziell die Jugendlichen, die länger an<br />
Schulen verweilen; <strong>der</strong> Zugang zu früh in die Arbeitswelt eintretenden Jugendlichen<br />
ist schwieriger und verlagert sich in an<strong>der</strong>e Fel<strong>der</strong>.<br />
4. Zielgruppen als definierte Risikogruppen: Gruppen mit hohen „Suchtpotenzial“,<br />
„drogennahe“ Gruppen und spezifische soziale Situationen mit<br />
Punktzielen <strong>der</strong> Suchtprävention<br />
Es findet sich in vielen Veröffentlichungen eine Gleichsetzung von Zielgruppen mit<br />
Risikogruppen. Zielgruppen werden dabei nach den Kriterien definiert, wie hoch das<br />
„Suchtpotenzial“ o<strong>der</strong> die „Suchtgefährdung“ ist o<strong>der</strong> in welchem Maß bereits eine<br />
„Drogennähe“ vorliegt, das heisst z.B. bereits Substanzen konsumiert werden. Weitere<br />
Zielgruppen können über bestimmte soziale Situationen definiert werden, für die<br />
bestimmte Ziele erreicht werden sollen (z.B. Schwangere, Autofahrer).<br />
VIII. Anhang II