13.10.2013 Aufrufe

verbesserung der suchtprävention - Hochschule Merseburg

verbesserung der suchtprävention - Hochschule Merseburg

verbesserung der suchtprävention - Hochschule Merseburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

52<br />

4. Institutionalisierte Primär-, Sekundär- Tertiärprävention nicht mehr zeitgemäß<br />

Die Begriffe primäre, sekundäre und tertiäre Prävention unterscheiden faktisch nach<br />

<strong>der</strong> Zielgruppe <strong>der</strong> Maßnahmen. Bei primärer Prävention geht es um die gesamte in<br />

Frage stehende Population, noch bevor irgendwelche Anzeichen des Missbrauchs von<br />

psychoaktiven Substanzen auftreten. Sekundäre Prävention betrifft Gruppen, bei<br />

denen Anzeichen dafür vorliegen, dass sie in Gefahr stehen, Missbrauch zu entwickeln.<br />

Tertiäre Prävention schliesslich meint Massnahmen für solche Gruppen, die<br />

erste Manifestationen von Missbrauch und Abhängigkeit zeigen, und bei denen es<br />

deshalb darum geht, eine Verschärfung des Problems zu vermeiden.<br />

Positiv gesehen hat diese Unterscheidung zur Spezialisierung und Professionalisierung<br />

für die entsprechenden unterschiedlichen o<strong>der</strong> auch gemeinsamen Maßnahmen<br />

geführt. Negativ betrachtet ist aber eine wechselseitige Abschottung <strong>der</strong> entlang dieser<br />

Unterscheidung gebildeten Institutionen mit Präventionsaufgaben erfolgt. Solche<br />

Strukturen sind nicht kompatibel mit den Erfor<strong>der</strong>nissen von Prävention aus einer<br />

gesundheitswissenschaftlichen („salutogenetischen“) Perspektive, welche als oberstes,<br />

wenn auch keineswegs ausschliessliches Ziel <strong>der</strong> Prävention eine Kompetenzför<strong>der</strong>ung<br />

auf allen möglichen Stufen <strong>der</strong> Betroffenheit von Gebrauch. Missbrauch und<br />

Abhängigkeit in den Mittelpunkt stellt.<br />

Diese Unvereinbarkeit besteht in doppelter Weise: Zum einen müssen die Maßnahmen<br />

an die Lebenswirklichkeit <strong>der</strong> Betroffenen in ihrem Alltag angepasst werden, und diese<br />

ist zumeist nicht separiert nach den genannten Zielgruppen <strong>der</strong> Prävention. Drogenkonsum<br />

ist kein individueller Akt, son<strong>der</strong>n als ein soziales Ereignis zu verstehen,<br />

das aus einem gesellschaftlichen Gesamtsystem heraus entsteht, das alle Beteiligten<br />

angeht und von allen ausgeht und bei welchem <strong>der</strong> einzelne fest eingebettet in und<br />

beeinflusst von seinen sozialen Lebensbezügen ist. Schon diese Sachlage deutet an,<br />

wie schwer eine Differenzierung <strong>der</strong> praktischen Arbeit in Primär-, Sekundär- und<br />

Tertiärprävention in sozialen Bezügen ist, in denen eine Trennung zwischen Nichtkonsumenten,<br />

regelmäßigen Konsumenten und problematisch Konsumierenden nur<br />

bedingt vorgenommen werden kann. Vielmehr sind Menschen mit und ohne Erfahrungen<br />

mit dem Konsum psychoaktiver Substanzen in den gleichen Settings anzutreffen.<br />

Zum an<strong>der</strong>en sind die heute bekannten Ursachen von und Entwicklungswege<br />

zu Missbrauch und Abhängigkeit nicht linear progressiv, son<strong>der</strong>n es gibt vielfache<br />

Entwicklungsmuster unterschiedlichen Verlaufs und Endes, einschliesslich nur temporärer<br />

Betroffenheit o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>holter Gefährdung.<br />

VIII. Anhang I

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!