verbesserung der suchtprävention - Hochschule Merseburg
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Exkurs:<br />
Prävention von Abhängigkeit außerhalb des Labels „Sucht" und „Suchtprävention":<br />
Prävention von Medikamentenabhängigkeit<br />
Im Bereich <strong>der</strong> Abhängigkeiten nimmt die Medikamentenabhängigkeit eine Son<strong>der</strong>stellung<br />
ein: Der Weg in die Abhängigkeit führt in <strong>der</strong> Regel über legale ärztliche Verschreibungen<br />
und <strong>der</strong> Konsum ist nicht anfangs sozial motiviert im Sinn des gemeinsamen Konsumierens<br />
in <strong>der</strong> Gruppe. Die Zielgruppe sind mehrheitlich Frauen, v.a. in höherem Alter. Subjektiv werden<br />
Konsum und Abhängigkeit von Psychopharamaka in <strong>der</strong> Regel mit „Symptommil<strong>der</strong>ung“<br />
und „Gesundheit“ in Verbindung gebracht, und nicht mit „Sucht“. An<strong>der</strong>s als bei an<strong>der</strong>en<br />
Substanzen handelt es sich um ein privates und nicht öffentlich sichtbares Phänomen.<br />
Als Abhängigkeitsproblem ist Medikamentenabhängigkeit Gegenstand von Suchtprävention.<br />
Dennoch ist das zentrale Handlungsfeld für präventive Aktivitäten aus mehreren Gründen<br />
ein an<strong>der</strong>es, nämlich <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> gesundheitlichen und medizinischen Versorgung:<br />
Die Akteure im Gesundheitswesen spielen eine zentrale Rolle bei die Entstehung von Medikamentenabhängigkeit<br />
und sind selbst Adressaten von Prävention. Sie haben zudem den<br />
direkten und indirekten Zugang zu Abhängigen und sind als Multiplikatoren/innen wichtig.<br />
Die Verankerung <strong>der</strong> Prävention im Gesundheitswesen kommt <strong>der</strong> subjektiven Verortung des<br />
Konsums von Medikamenten mit Abhängigkeitspotenzial als Gesundheits- und nicht als<br />
Suchtproblem näher und erreicht die Konsumierenden bzw. Abhängigen daher besser.<br />
Vorrangige Problembereiche sind die (Bereitschaft zur) Verschreibung bzw. die Verabreichung<br />
• psychoaktiver Medikamente an Kin<strong>der</strong> und Jugendliche zur Reduzierung von Prüfungsstress<br />
(Betablocker, Benzodiazepine) und zur Verbesserung des Durchhaltevermögens<br />
(Stimulanzien),<br />
• von Psychopharmaka (Tranquilizer, Neuroleptika) und Hypnotika, sowie Sedativa in<br />
Alters- und Pflegeheimen zur Ruhigstellung <strong>der</strong> Bewohner/innen,<br />
• von alkoholhaltigen Medikamenten (z.T. bis zu 80 Volumenprozent), die eine Alkoholabhängigkeit<br />
erhalten o<strong>der</strong> erzeugen,<br />
• von Kopfschmerzmitteln, die ihrerseits beim Absetzen die Symptome hervorrufen, gegen<br />
die sie eingenommen wurden (Rebound-Effekt) und die entsprechend schwer abzusetzen<br />
sind.<br />
III. Zielgruppenorientierung und Strategien in <strong>der</strong> Prävention<br />
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