verbesserung der suchtprävention - Hochschule Merseburg
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(3) Settingansätze sind zu för<strong>der</strong>n, weil sie ermöglichen, Strategien zu bündeln<br />
Bei <strong>der</strong> Differenzierung von Strategien für unterschiedliche Zielgruppen, z.B.<br />
für die direkte Zielgruppe, für das nahe Umfeld, für Professionelle und für das<br />
Gemeinwesen, stellt sich die Frage <strong>der</strong> Kooperation und Abstimmung. Settingsansätze<br />
för<strong>der</strong>n diese Abstimmung in konzertierten Aktivitäten und<br />
ermöglichen den Einbezug von Verhaltens- und Verhältnisprävention.<br />
(4) Handlungsbedarf wird bei Gruppen mit erkennbaren Entwicklungsbelastungen<br />
(z.B. familienbiografischen Gewalterfahrungen) und mit früher Verhaltensauffälligkeit<br />
gesehen, dennoch sollten für diese Gruppen keine geson<strong>der</strong>ten suchtpräventiven<br />
Programme eingeführt, son<strong>der</strong>n an<strong>der</strong>e Formen <strong>der</strong> gezielten Entwicklungsför<strong>der</strong>ung<br />
gefunden werden.<br />
Der Handlungsbedarf allgemein im Sinne einer Entwicklungsför<strong>der</strong>ung wird<br />
gesehen, aber dieser Bedarf sollte in an<strong>der</strong>en Einrichtungen aufgegriffen werden.<br />
Suchtpräventive Son<strong>der</strong>programme beinhalten das Risiko einer Stigmatisierung.<br />
(5) Generell fallen Zielgruppendefinitionen, die Personen primär und ausschließlich<br />
als Risiko-Träger o<strong>der</strong> nach ihrem „Suchtpotenzial“ zusammenfassen, hinter den<br />
Stand <strong>der</strong> Suchtprävention zurück. Allerdings sollten in neuer Weise Differenzierungen<br />
bezogen auf das Vorliegen Konsumerfahrungen weiter entwickelt werden. Sinnvoll<br />
ist es nämlich, konsumierende Personen in die Prävention einbinden und an neuen<br />
Schnittstellen von Primärprävention und Frühintervention zu arbeiten. Konsumenten<br />
und Konsumentinnen brauchen dabei an<strong>der</strong>e Botschaften, Medien und Präventionsziele<br />
als nicht Konsumierende. Diese neue Differenzierung sollte aber vor dem lebensweltlichen<br />
Hintergrund <strong>der</strong> Konsumierenden geführt werden.<br />
Zielgruppendefinitionen ausschließlich nach dem angenommenen „Suchtpotenzial“<br />
vor dem Hintergrund eines substanzzentrierten, abstinenzorientierten<br />
und an monokausalen „Ursache-Wirkungs-Denken“ hat sich als nicht<br />
effektiv erwiesen und för<strong>der</strong>t eine Stigamtisierung von Konsumierenden.<br />
Dennoch bekommt <strong>der</strong> Konsum in dem Maß, wie die scharfe Grenze zwischen<br />
Primärprävention und Frühintervention bzw. Sekundärprävention fällt, eine<br />
neue Bedeutung als Differenzierungsmerkmal. Empfohlen wird die Entwicklung<br />
einer gemeinsamen „Dach“-Strategie, die gegenüber Konsumierenden<br />
wie Nichtkonsumierenden vertreten werden kann, wobei die konkreten Ziele,<br />
Medien und Botschaften spezifisch jeweils für Konsumierende und Nichtkonsumierende<br />
zu formulieren sind. Hier sind allerdings weitere Diskussionen<br />
notwendig, da noch viele Fragen offen sind.<br />
VIII. Anhang II