Forschung und Lehre Jahresbericht 2009 - ZfP Südwürttemberg
Forschung und Lehre Jahresbericht 2009 - ZfP Südwürttemberg
Forschung und Lehre Jahresbericht 2009 - ZfP Südwürttemberg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Methode<br />
Aktueller Stand<br />
wird davon ausgegangen, dass mangelnde Behandlungskontinuität zum Zeitpunkt<br />
der Entlassung aus der stationären psychiatrischen Behandlung ein wichtiger<br />
Gr<strong>und</strong> für die erhöhte Inanspruchnahme ist.<br />
Einige angloamerikanischen Studien konnten darlegen, dass Entlassungsplanung<br />
die Nutzung indizierter nachfolgender Behandlungsangebote erhöhen,<br />
die Wiederaufnahmerate verringern, <strong>und</strong> klinische Ergebnisse verbessern<br />
kann. In Deutschland dagegen besteht hinsichtlich der Effektivität von Entlassungsplanung<br />
<strong>und</strong> Behandlungskontinuität für schwer psychisch kranke Menschen<br />
kaum gesichertes Wissen.<br />
Das Studiendesign umfasste vier Erhebungszeitpunkte innerhalb von 18 Monaten<br />
(angestrebte Fallzahl: N = 490). Um informierte Zustimmung wurden<br />
Patienten mit den Diagnosen Schizophrenie, bipolare Störung oder Depression<br />
sowie einer definierten hohen Inanspruchnahme psychiatrischer Versorgung<br />
gebeten. Mittels bewährter Instrumente wurden Informationen zu Inanspruchnahme<br />
von Ges<strong>und</strong>heitsleistungen, psychischer Beeinträchtigungsschwere <strong>und</strong><br />
Lebensqualität erhoben.<br />
Patienten in der Interventionsgruppe wurden zwei Sitzungen einer manualisierten<br />
Entlassungsplanungsintervention angeboten, die auf der Erhebung<br />
gedeckter <strong>und</strong> ungedeckter Bedarfe in 23 definierten Bereichen (u. a. psychiatrische<br />
Behandlung, Wohnen, Finanzen, soziale Kontakte) beruhten. Die<br />
erste Sitzung fand vor Ende des stationären Aufenthalts statt mit dem Ziel<br />
einen bedarfsorientierten Entlassungsplan zu erstellen, der dann dem ambulant<br />
nachbehandelnden Arzt zuging. Die zweite Sitzung („Monitoring“) fand<br />
drei Monate nach Entlassung statt <strong>und</strong> diente dazu, die Umsetzung des initialen<br />
Entlassungsplans zu evaluieren <strong>und</strong> ggf. zu adaptieren.<br />
Die Untersuchungshypothesen lauten, dass die Intervention: (a) zu einer signifikanten<br />
Reduktion der Dauer <strong>und</strong> Anzahl stationärer psychiatrischer Aufenthalte<br />
führt; <strong>und</strong> (b) Lebensqualität verbessert, psychische Beeinträchtigungsschwere<br />
verringert, sowie Kosten-Effektivität <strong>und</strong> Kosten-Nutzen zeigt.<br />
Zum Ende der Rekrutierung konnten bei insgesamt 494 in der Studie eingeschlossenen<br />
Patienten (242 Interventionsgruppe <strong>und</strong> 252 Kontrollgruppe) die<br />
Daten erhoben werden. 208 der 242 Patienten in der Interventionsgruppe nahmen<br />
an der Entlassplanungsintervention teil. Die Katamnesen konnten bei 422<br />
(3 Monate nach Entlassung), 405 (6 Monate nach Entlassung) sowie 347 Patienten<br />
(18 Monate nach Entlassung) durchgeführt werden.<br />
Erste Ergebnisse sind publiziert bzw. wurden auf Kongressen vorgestellt.<br />
Die „International Standard Randomised Controlled Trial Number“ von NOD-<br />
PAM ist ISRCTN59603527.<br />
22 <strong>Forschung</strong>sbericht <strong>2009</strong>