Forschung und Lehre Jahresbericht 2009 - ZfP Südwürttemberg
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Kurzbezeichnung:<br />
BERL 6<br />
sich ableitende Hauptthese der Arbeit, dass die Psychoanalyse quasi zu allen<br />
Zeiten eine sehr große <strong>und</strong> zustimmende Rezeption erfahren hat <strong>und</strong> weiterhin<br />
erfährt, gilt es statistisch <strong>und</strong> qualitativ zu belegen. Der breiten Rezeption der<br />
Psychoanalyse entsprechend, die sich keinesfalls auf die Fachpresse<br />
beschränkt, wurden vier große b<strong>und</strong>esdeutsche Tageszeitungen als Quellen<br />
unterschiedlichen politischen Hintergr<strong>und</strong>es ausgewählt: mit der Frankfurter<br />
Allgemeinen Zeitung als rechtskonservatives Blatt über die Süddeutsche Zeitung<br />
<strong>und</strong> die Frankfurter R<strong>und</strong>schau als liberale, bürgerliche Blätter bis hin zur<br />
tageszeitung, das linkpolitische Spektrum einbeziehend. Insgesamt umfasst<br />
das Material 1.087 Artikel aus den vier ausgewählten Tageszeitungen, beigetragen<br />
von 363 verschiedenen Autor(inn)en. Dieses Projekt stellt in der BRD<br />
eine neue Form der Psychoanalyseforschung dar. Eine in gewisser Weise komplementäre<br />
Arbeit wurde 1999 in Österreich von Tichy <strong>und</strong> Zwettler-Otte vorgelegt,<br />
in der die Rezeption der Psychoanalyse in der österreichischen Presse<br />
(1895-1938) zu Freuds Lebzeiten untersucht wurde. In ihren Ergebnissen zeichnet<br />
sich schon für die damalige Zeit eine breite Wirkung der Psychoanalyse in<br />
Österreich ab, wie dies auch die bisher vorliegenden Auswertungen für das<br />
Nachkriegs-Deutschland andeuten.<br />
Bearbeiterin: Ricken, Désirée; Betreuer: Thomas Müller (Universität Ulm, <strong>ZfP</strong><br />
<strong>Südwürttemberg</strong> / Charité Berlin).<br />
Projektiertes Projektende: <strong>2009</strong>.<br />
Zur Geschichte der Abstinenz in der psychoanalytischen Behandlung.<br />
Wandel in Definition <strong>und</strong> praktischer Anwendung<br />
In diesem Projekt wird anhand einer vergleichenden Darstellung der therapeutischen<br />
Vorgehensweisen bedeutender Psychoanalytiker-Persönlichkeiten<br />
bzw. vor deren jeweiligem theoretischen Hintergr<strong>und</strong> die Entwicklung des<br />
Begriffs der Abstinenz in der psychoanalytischen Behandlung untersucht. Die<br />
Art <strong>und</strong> Weise, wie die Abstinenz, die als Bestandteil der psychoanalytischen<br />
Methode selbst angesehen wird, im Umgang mit neurotischen, ‚persönlichkeitsgestörten’,<br />
psychosomatisch kranken oder psychotischen Patienten<br />
gehandhabt wurde <strong>und</strong> wird, soll hierbei einer kritischen Betrachtung unterzogen<br />
werden. Dabei wird auf unterschiedliche analytische Therapieverfahren,<br />
bspw. die Einzelbehandlung, die Gruppenbehandlung, die körperorientierten<br />
Verfahren <strong>und</strong> auf die Psychotherapie von psychotischen Patienten eingegangen<br />
werden. Untersucht werden auch der wissenschaftshistorische<br />
Ursprung des Abstinenzbegriffs, die wichtigsten kontroversen Haltungen im<br />
diachronen Vergleich sowie die Veränderungen, die dieser Teilaspekt der psychoanalytischen<br />
Therapie im Verlauf seit ihrer Entstehung erfahren hat. Der<br />
aktuelle Stand dieser Aspekte wird dargestellt <strong>und</strong> diskutiert, wobei weitere<br />
Schwerpunkte des Interesses zur Rolle des Abstinenzbegriffs in Bezug auf mögliche<br />
Abhängigkeit des Patienten liegen, wie auch auf der Frage, inwieweit<br />
52 <strong>Forschung</strong>sbericht <strong>2009</strong>