Qualitative Freiraumplanung
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STRUKTURWANDEL DER STADTGESELLSCHAFT UND DES STADTRAUMES<br />
Die notwendige Restrukturierung Berlins als Arbeits- und Wirtschaftsstandort<br />
als Folge der Deindustrialisierung und der Entsubventionierung<br />
soll vor allem in einer Dienstleistungsökonomie mit den<br />
Standortfaktoren Hauptstadt, Kultur und Wissen (insbesondere Medien,<br />
Bio- und Verkehrstechnologie) begründet werden. Als Voraussetzung<br />
einer wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit gelten attraktive<br />
Wohn- und Arbeitsbedingungen, ein Zusammenwachsen der östlichen<br />
und westlichen Stadthälfte, eine Einbindung in ein europäisches Städtenetz,<br />
eine soziale Kohäsion der Stadtgesellschaft und die gelingende<br />
Integration von Zuwanderern, aber auch die Stärkung der Zivil- oder<br />
Bürgergesellschaft (Berlin Studie 2000; 138).<br />
Trotz durchaus ähnlicher Städtebaupolitik der Teilstädte haben sich in<br />
Westberlin die sozialräumlichen Prägungen weitgehend erhalten – die<br />
ehemaligen Arbeiterviertel in den östlichen Innenstadträndern haben<br />
sich zu Ausländerquartieren entwickelt, die akademischen Viertel in<br />
den westlichen Randbezirken sind solche geblieben. In Ostberlin hat<br />
die sozialistische Wohnungs- und Wirtschaftspolitik dagegen die historische<br />
Kontinuität durchbrochen – der höchste Arbeiteranteil liegt in<br />
den Vorstädten, die größte Akademikerdichte in Mitte – sie stelle sich<br />
jedoch seit der Wiedervereinigung langsam wieder her (Häußermann,<br />
Kapphan 2000, 87f.). Obwohl die vorhergesagte Abwertung der Ostberliner<br />
Plattenbaugebiete durch umfangreiche öffentliche Investitionen<br />
auf wenige Teilbereiche begrenzt werden konnte, würden diese<br />
Quartiere neben den Innenstadträndern aufgrund der Suburbanisierung<br />
einkommensstarker und dem Zuzugsdruck einkommensschwacher<br />
Haushalte den bedeutendsten sozialräumlichen Veränderungen und<br />
Problemen unterworfen (Häußermann, Kapphan 2000).<br />
Der plötzliche Wegfall der Bundessubventionen, die in Westberlin die<br />
Hälfte der Einnahmen ausgemacht hatten, die in Erwartung eines<br />
Wachstums umfangreich getätigten öffentlichen Investitionen und<br />
staatliche Verbindlichkeiten in der Sozialhilfe und der Wohnungssubventionierung<br />
haben Berlin zudem in einen Haushaltsnotstand geführt.<br />
2006 wird die Schuldenlast 57,6 Milliarden Euro, die Zinslast<br />
3,17 Milliarden Euro betragen (Prognosestand November 2002). Die<br />
Folge wird eine erzwungene Deregulierung sein, die nicht als geplante<br />
Verwaltungsreform („aktivierender Staat“), sondern als Nebenfolge<br />
auftritt. Kommunale Entscheidungsspielräume gehen durchgreifend<br />
verloren. Finanzverwaltung, Rechnungshof, Bundesregierung, Europäische<br />
Union, aber auch private Investoren und Stiftungen werden<br />
zunehmend die Berliner Kommunalpolitik definieren.<br />
stadträumlich differenzierte<br />
Veränderungen der<br />
Wirtschafts- und Beschäftigungsstruktur<br />
wirken polarisierend<br />
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