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Qualitative Freiraumplanung

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tete Freiflächenpolitik ermöglicht zwischen 1920 und 1932 eine bis<br />

dahin und seitdem unerreichte qualitative und quantitative Steigerung<br />

des Freiflächenangebotes, die einen im Vergleich mit anderen deutschen<br />

Städten extrem niedrigen Freiflächenversorgungsgrad in eine<br />

positive Bilanz verwandelt (Stürmer 1991). Voraussetzung ist die<br />

Gründung der Stadtgemeinde Berlin von 1920, in der nicht nur Siedlungskörper<br />

mit völlig unterschiedlichen Freiflächenbeständen in<br />

einem einheitlichen Verwaltungsgebiet zusammengefasst und ehemals<br />

staatliche Wälder als städtische Freiflächen gesichert, sondern auch<br />

eine einheitliche städtebauliche Praxis möglich werden. (60f. und<br />

120ff.). In einer ersten Phase bis 1923 werden Wälder, Baumbestände<br />

und Ufer gesetzlich vor einer Inanspruchnahme durch Bebauung geschützt<br />

und neue große Parkanlagen trotz der inflationsbedingten<br />

kommunalen Finanznot realisiert. In einer zweiten Phase bis 1929<br />

erfolgt der großflächige Ankauf und Ausbau von Freiflächen sowie<br />

die Anlage innerstädtischer Grünanlagen und Stadtplätze durch die<br />

Kommune selbst, was zu einer Steigerung der Gesamtfläche an Park-<br />

und Grünanlagen um 20 Prozent in nur vier Jahren führt (200ff.). Erst<br />

in einer dritten Phase bis 1932 kommt es aufgrund der Weltwirtschaftskrise<br />

und verfassungsrechtlicher Korrekturen des Entschädigungsrechts<br />

von Grundeigentümern bei der Freiflächenausweisung<br />

wieder zu einer Stagnation in der Freiflächenpolitik Berlins.<br />

Ludovica Scarpa beschreibt das Ziel der Politik Wagners als „Rationalisierung<br />

des Glücks“. In der modernen Großstadt will Wagner<br />

Produktion und Konsum, Wohlstand und Arbeit, private und öffentliche<br />

Wirtschaft in einer sich gegenseitig fördernden, unaufhaltsamen<br />

Entwicklung zusammenführen. „Freizeiteinrichtungen wie die Parks<br />

und Strandbäder, Konsumzentren [...], Verkehrsinfrastrukturen sind<br />

Teile der funktionierenden Großstadt“ (Scarpa 1985, 10). Wagner<br />

wendet nun quantitative Strukturierungsmethoden an, wie Raum-Zeit-<br />

Analysen, d. h. die Berechnung von Wegezeiten und Entfernungen<br />

sowie Raum-Wert-Analysen, d. h. die Berechnung von Bodenpreis,<br />

Bauklasse und Freiflächenanteil. Hier setzt sich ein funktionalistisches<br />

Raumbild durch. Während dieses bei Jansen eine Typologie räumlich<br />

abstrahierender, d. h. ortsunabhängiger Kategorien wie Keile, Radiale,<br />

Netz und Ring entwickelt, arbeitet Wagner mit vom Ort, aber auch<br />

einem übergeordneten Raumbild unabhängigen Kategorien rationaler<br />

Normen.<br />

RATIONALISIERUNG<br />

Abb. 13: Generalfreiflächenplan<br />

1929<br />

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