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Qualitative Freiraumplanung

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MÖGLICHKEITSANALYSE: LEITBILDER<br />

Abduktion ist Entwurf<br />

144<br />

den Leitbildern direkt abgeleitet werden können, da diese entweder<br />

selbst noch, wenn auch nur am Rande, die überlieferten Freiraumbegriffe<br />

enthalten oder sich auf andere Wirklichkeitsbereiche beziehen<br />

(Wirtschaftsstruktur, Sozialstruktur etc.). Im Gegenteil wird vermutet,<br />

dass gerade jene Aussagen der Leitbilder, die sich nicht explizit mit<br />

der Freiraumfrage befassen, das Neue, Fremde, von der geltenden<br />

Norm Abweichende und Unerwartete enthalten, um das sich qualitative<br />

Forschung als Erkenntnisquelle bemüht (Flick et al. 2000, 14).<br />

Ein solches Interpretationsverfahren verbindet Wissenschaft mit<br />

Kunst, indem Kunst für „den Umgang mit Mehrdeutigkeiten, das Erfassen<br />

von Begrenztheiten und das Mischen von Getrenntem [...] als<br />

Erfahrung von Wahrheit“ (Bude 2000, 570) verstanden wird. Dem<br />

entspricht die Methode des abduktiven Schlusses von Charles Sanders<br />

Peirce. Sie ist ein Kenntnis erweiterndes, kreatives Schlussverfahren,<br />

das nicht logisch oder empirisch beweisen will, dass etwas der Fall ist,<br />

sondern dies vermutet. Abduktion führt eine neue Idee ein, um ein<br />

fremdes Phänomen zu verstehen und ist damit „ein Augenblick des<br />

Entwurfs einer Welt“ (572).<br />

Abduktion kann nicht durch ein spezifisches Verfahrensprogramm erzwungen,<br />

aber durch Strategien und eine spezifische Haltung begünstigt<br />

werden. Peirce hat hierzu das Herbeiführen von Situationen echten<br />

Zweifels und Unsicherheit und des freien Wanderns des Geistes<br />

als Möglichkeiten angeführt (Reichertz 2000, 282f.). Voraussetzung<br />

ist dabei, die vorliegenden Daten unbedingt ernst zu nehmen und demgegenüber<br />

das bisherige Wissen in Frage zu stellen. Eine solche Reihe<br />

abduktiver Schlüsse wird aus den im Kapitel 4 dokumentierten Leitbildern<br />

gezogen. Aus den vorliegenden Texten werden solche Begriffe<br />

ausgewählt, die sich auf den Gegenstand ‚städtische Grün- und Freiräume’<br />

sinngebend projizieren lassen. Dies bedeutet nichts anderes,<br />

als dass sie durch die begriffliche Kombination mit dem Zusatz ‚grün‘<br />

einen Sinn erkennen lassen. Die in diesem abduktiven Verfahren entstehende<br />

große Zahl unterschiedlicher und neuer Begriffe wird untereinander<br />

derart in Verhältnisse gesetzt, dass Zusammenhänge (Aggregationen)<br />

höherer und höchster Ordnung herstellbar sind.<br />

Gültigkeit und Relevanz begründet eine qualitative Analyse aus der<br />

maximalen Variation – im Sinne von Unterschiedlichkeit, nicht von<br />

zahlenmäßiger Repräsentativität – sowie der Gegenstandsangemessenheit<br />

von Fragestellung, Methodenwahl und Bewertung. Ihre Ergebnisse<br />

müssen intersubjektiv nachvollziehbar, kohärent im Sinne von<br />

Konsistenz und Widerspruchsehrlichkeit sein; sie sind jedoch letztlich<br />

nicht überprüfbar. Die Ergebnisse stehen für sich – welchen gesellschaftlichen<br />

Stellenwert sie einnehmen, kann durchaus unterschiedlich

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