Qualitative Freiraumplanung
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Markt in der Lage ist, einer nachgefragten Vielfalt an Optionen<br />
gerecht zu werden. Wenn ‚Erholung‘ nicht mehr als Korrektiv sozialer<br />
Belastungen und Ungleichheiten, sondern als Ausdruck spezifischer,<br />
Lebensstil-abhängiger Freizeitbedürfnisse nachgefragt wird, kann dies<br />
vor allem nicht mehr als staatliche Kernaufgabe und damit als Inanspruchnahme<br />
von Steuergeldern legitimiert werden. Zum anderen<br />
wird eine eindimensionale Funktionszuweisung und Bedeutungsaufladung<br />
städtischer Grün- und Freiräume einem zeitgemäßen, problematischen<br />
und pluralen Naturbegriff nicht mehr gerecht ( 106ff.).<br />
Ökonomische Argumente<br />
Neben der ökologischen und der sozialen Funktion städtischer Grün-<br />
und Freiräume werden in der Freiraumtheorie ihre ökonomische Funktion<br />
als Flächenreserve, als Standortqualität und Standortfaktor sowie<br />
als Produktionsfläche herausgestellt (Selle 1999, A20). Um eine Beweisnot<br />
bei der Wertzumessung von Freiräumen zu beheben, baut<br />
Klaus Selle einerseits auf die systematischen Erhebungen der Landschaftsplanung,<br />
wie sie in der Bewertung von Naturhaushaltsfunktionen<br />
und Biotoptypen im Rahmen der Eingriffsregelung durchgeführt<br />
werden, andererseits auf die In-Wert-Setzung im öffentlichen Bewusstsein<br />
durch Kommunizieren des funktionalen und ästhetischen<br />
Werts von Freiräumen, durch „kooperativen Umgang mit einem knappen<br />
Gut.“ (A16ff.) Seine These ist: „Die Einsicht in mögliche ökonomische<br />
Funktionen von Freiräumen war und ist für ihren Bedeutungszuwachs<br />
eine wesentliche Voraussetzung.“ (A20)<br />
Je nach Perspektive können städtische Grün- und Freiräume als privates,<br />
als öffentliches oder als kollektives Gut verstanden werden. In der<br />
ökonomischen Theorie werden als freie oder öffentliche Güter nur solche<br />
bezeichnet, die nicht marktfähig sind, weil sie theoretisch allgemein<br />
verfügbar sind und nicht einer Knappheit unterliegen (Nicht-<br />
Ausschließbarkeit bzw. Nicht-Rivalität des Konsums; Novotny 1996).<br />
Als solche kann die Dimension der Natur in ihrem allgemeinen Begriff,<br />
nämlich des unabhängig von menschlichem Handeln Entstehenden<br />
und Erscheinenden (Natura naturans), verstanden werden. Dies<br />
trifft auf die Dimension der Fläche städtischer Grün- und Freiräume<br />
nicht zu. Diese ist begrenzt und muss in der Theorie nicht als öffentliches,<br />
sondern entweder als privates oder aber als kollektives Gut bezeichnet<br />
werden, das zwar grundsätzlich marktfähig ist, aber aus politischen<br />
Gründen nicht am Markt gehandelt werden soll.<br />
KONSEQUENZEN FÜR DIE FREIRAUMPLANUNG<br />
städtisches Grün als<br />
Freiraum, Natur und<br />
öffentliches Gut sind<br />
nicht marktfähig<br />
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