Qualitative Freiraumplanung
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STRUKTURWANDEL DER STADTGESELLSCHAFT UND DES STADTRAUMES<br />
Globaler Standortwettbewerb und soziale Polarisierung, ein verändertes<br />
Verständnis der Rolle des Staates und seine finanzielle Notlage<br />
führen zu einer Konzentration der Stadtpolitik auf die Handlungsfelder<br />
der Wirtschaftförderung und der sozialen Steuerung, wobei eine<br />
Beschränkung auf weiche Standortfaktoren (gegenüber einer flächigen<br />
Subventionierung oder Staatsmonopolen) einerseits und auf Aktivierungsmodelle<br />
(gegenüber allgemeiner Versorgung) andererseits verfolgt<br />
wird (Dangschat 1996, 46). Damit stehen nicht mehr, wie zu<br />
Zeiten der geteilten Stadt, die Allgemeinheit, sondern bestimmte Lebenssituationen<br />
im sozial- und wirtschaftspolitischen Fokus der Stadtpolitik:<br />
Benachteiligte: Immobile (Alte, Kranke), von Armutsrisiken Betroffene<br />
(Alleinerziehende, Kinderreiche), ‚Mehrfachbelastete‘<br />
(berufstätige Frauen als Mütter und Töchter), Kinder und Jugendliche<br />
Ausgegrenzte: Migranten der dritten Generation, neue Migranten<br />
(Aussiedler, Flüchtlinge), temporäre Arbeitsimmigranten<br />
Verlierer: Langzeitarbeitslose, Geringqualifizierte, Suchtkranke<br />
Umworbene: Kulturelle, politische und ökonomische Eliten, unternehmerischer<br />
Mittelstand, potenzielle ‚Stadtflüchtlinge‘<br />
Eine stadträumliche Polarisierung ist in den problembehafteten Gebieten<br />
der westlichen Innenstadtränder, den Verdachtsgebieten der<br />
östlichen Innenstadtränder, den Großsiedlungen am östlichen Stadtrand,<br />
den Einflussräumen städtebaulicher Großprojekte (Regierungsviertel,<br />
Siedlungsbau, Gewerbe, Flughafen), den homogenen Siedlungszonen<br />
mit Überalterungsprozessen und in der ‚Familienzone‘ am<br />
Stadtrand zu erwarten, aber auch in Gebieten, die als bevorzugte Zuzugsgebiete<br />
für Neu- und Zeitberliner gelten (Häußermann et al. 1998;<br />
Meinlschmidt, Brenner 1999; Dörries 1999; Häußermann, Kapphan<br />
2000)<br />
Damit sind Verhältnisse beschrieben, die auf Problemdimensionen,<br />
Bevölkerungsgruppen, aber auch auf Stadträume notwendig zu beziehende<br />
kommunalpolitische Handlungsfelder definieren und somit thematische,<br />
soziale und räumliche Setzungen eines Freiraumstrukturkonzepts<br />
vorgeben. Zur Bestimmung kommunaler Handlungsmöglichkeiten<br />
ist jedoch, wie sich zeigen wird, eine theoretische Diskussion<br />
erforderlich, die den Wandel der individuellen und kollektiven Wahrnehmungen<br />
und Wertorientierungen in den alltäglichen Lebenswelten<br />
erfasst.<br />
Gruppen im sozial- und<br />
wirtschaftspolitischen<br />
Fokus: Benachteiligte<br />
und Umworbene<br />
Stadträume im sozial-<br />
und wirtschaftspolitischen<br />
Fokus: Innenstadtränder,<br />
Zentren, Peripherien<br />
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