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Qualitative Freiraumplanung

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Ostberlin<br />

Der sozialistische Umbau Ostberlins ist zwar weiterhin von einer<br />

städtebaulichen Utopie geprägt, in der Ganzheitlichkeit, Zentralität<br />

und Dominanz der staatlichen Verfassung auch in der Stadtfigur repräsentiert<br />

sein sollen, gleichzeitig sollen aber die sozialräumlichen<br />

Zonen der kapitalistischen Stadt überwunden werden. Während das<br />

politische und kulturelle Zentrum nach choreografischen Erfordernissen<br />

von Massendemonstrationszügen und Aufmärschen und einem<br />

symbolischen, verschwenderischen Umgang mit Freiflächen regelrecht<br />

freigeräumt wird, werden die sonstige Innenstadt wie die Neubaugebiete<br />

zu einer möglichst uniformen, funktionalen Wohn- und<br />

Versorgungsstruktur entwickelt, die keine sozialräumlichen Unterschiede<br />

mehr zulassen sollte. Für zwei Drittel der Bevölkerung werden<br />

Neubauviertel im komplexen Wohnungsbau errichtet (Häußermann,<br />

Kapphan 2000, 60ff.).<br />

Entsprechend entwickelt die <strong>Freiraumplanung</strong> in der DDR in Anlehnung<br />

an entsprechende Forschungen in der Sowjetunion und Osteuropa<br />

ein Regelwerk für die Ausstattung von Wohngebieten und Städten<br />

mit Grün- und Freiflächen, das aus Sicht mancher Forscher in der<br />

Bundesrepublik als im Detail und Umfang einzigartig geschätzt wird<br />

(Gälzer 1980, 456 u. 485). 1974 definieren Johann Greiner und Helmut<br />

Gelbrich Anforderungen, Wirkungen und Nutzungen von Grünflächen<br />

und begründen Richtwerte für ihre Lage und Bemessung im<br />

Stadtgebiet. Sie unterscheiden Anforderungen des gesellschaftlichen<br />

Lebens, der Lebensweise und des Lebensstandards, die allerdings sowohl<br />

qualitativ wie quantitativ einem Wandel unterworfen seien<br />

(Greiner, Gelbrich 1974, 13), von Anforderungen technischer Art und<br />

erwarten, dass die biologische und psychologische Wissenschaft es<br />

zunehmend erleichtern werde zu entscheiden, welche dieser Anforderungen<br />

mittels Grünflächen, und welche auch mit baulichen Anlagen<br />

erfüllt werden können. Sie unterscheiden ästhetische (insbesondere<br />

Behaglichkeit des Stadtmilieus), hygienische (u. a. Bioklima) und<br />

technische Wirkungen von naturnahen Grünflächen einerseits, nach<br />

künstlerischen Prinzipien gestalteten Grünflächen andererseits.<br />

Die Arbeit knüpft an die Forderungen Camillo Sittes nach Angemessenheit<br />

im Sinne von Begrenzung des Aufwandes und der Ausdehnung<br />

von Grünflächen in Stadtgebieten an (Greiner, Gelbrich 1974, 10<br />

u. 45) und stellt den aus statistischen Mittelwerten der DDR-Städte<br />

abgeleiteten, geltenden Richtwerten Berechnungen optimaler und<br />

maximaler Nutzungsdichte anbei, die an die Arbeit Martin Wagners<br />

erinnern ( 34ff.). Das Studium von Art, Verlauf und Intensität der<br />

Nutzung biete wertvolle Anhaltspunkte für die Ermittlung der Auf-<br />

HOMOGENISIERUNG<br />

Abb. 16: Generalbebauungsplan<br />

Ost mit Grünzügen<br />

und Siedlungsgrenzen<br />

(Magistrat von Berlin 1969)<br />

45

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