Qualitative Freiraumplanung

FREIRAUMSTRUKTUREN DER MODERNE
Stadt und Freiraum
dienen in Speers
monumentalen Achsen,
Grünradien und Waldparken
allein einer
totalen Wirkung
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Totalisierung
1937 wird Albert Speer von Hitler mit der Neugestaltung der Reichshauptstadt
Berlin beauftragt. Unabhängig von der Stadtverwaltung
entwerfen die Planer ein von Hitler vorgegebenes monumentales Achsenkreuz
in die bestehende Stadtstruktur hinein. Achsen und Ausfallstraßen
sollen von monumentalen Wohn- und Geschäftsbauten begleitet
sein, die sich in Richtung der dazwischen liegenden, ebenfalls
radial bis in die Stadt verlaufenden Grünzüge allmählich zu niedriger
Einzelbauweise abstufen. In diesen großen und breiten Radialgrünstreifen
sollen Sportanlagen, Kleingärten, Friedhöfe, aber auch landschaftliche
Schönheiten wie Wiesentäler, Wälder und Ufer eingegliedert
werden (Kurt Hentzen, Referent beim Generalbauinspektor, 1939,
zit. n. Schindler 1972, 18). Der Fußweg zwischen Wohnung und
Grünanlage soll nicht mehr als 15 Minuten erfordern (Durth 1992,
178).
Während diese Grünzüge mit zunehmender Entfernung von der Bebauung
landschaftliche Formen annehmen und schließlich in die Kulturlandschaft
übergehen, sind den Achsen und ihren Monumentalbauten
streng geformte Parkanlagen zugeordnet. Der Grunewald soll in
einen Landschaftspark umgewandelt werden. „Einzelne Landschaftsausschnitte
waren in ihrer Wirkung auf den Betrachter ebenso kalkuliert
wie die Platz- und Fassadenfolgen der Stadt: Auf der Grundlage
pflanzensoziologisch kartierter Wald-Grundrisse wurden große Gemälde
angefertigt, welche die Komposition von Landschaft und
Baumbestand nach der erwarteten Entwicklung im Lauf künftiger
Jahrzehnte veranschaulichten: exakt geplante Natur.“ (Durth 1992,
180)
Ziel, Methode und die angestrebte Stadt-Freiraum-Struktur der Speerschen
Planung ist die totale Unterwerfung aller Strukturen unter die
Funktionen und Symbole politischer Herrschaft und Gewaltfähigkeit,
der räumlichen und ästhetischen Abbildung der Prinzipien von Führer
und Volksgemeinschaft, die Monumentalisierung im Zentrum, aber
auch die Auflösung der Stadt in eine riesige autarke, kriegstaugliche
und vorgeblich die Klassengegensätze aufhebende Gartenstadt als
Lebensraum. Die Stadt-Freiraum-Struktur besteht aus der Vereinnahmung
des größten Teils des vorhandenen typologischen Spektrums,
durch exakte Definition, symbolische Überhöhung und Ausschluss des
als Anders Charakterisierten. Das Totale ist also nicht nur in dem
gigantischen Achsenkreuz zu sehen, sondern in der völligen Unterwerfung
der Stadtstruktur unter eine funktionalistische Gliederung,
allerdings verbunden mit einem konsequenten, kulissenhaften Forma-