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winter/zima 2004/2005 - Pavlova hiša

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mieteten sie an, darin arbeiteten neben Christen auch ärmere jüdische<br />

Diener.<br />

Eine andere Verdienstmöglichkeit hatten die Juden des Komitats Zala<br />

in der Verpachtung von Regalen (= Schmiederecht). Als Pacht nahmen<br />

sie Gasthäuser, Fleischereien, Schnapsbrennereien. Sie beschäftigten<br />

sich auch mit der Gewinnung von Pottasche.<br />

Nur ein geringer Teil der Juden lebte vom Handwerk, am häufigsten<br />

waren sie in der Schneiderei tätig. Die Handwerker der Zünfte waren<br />

bestrebt, die griechischen und serbischen Krämer und jüdischen<br />

Hausierer, die Mitte des 18. Jahrhunderts auftraten, zu vertreiben.<br />

Die Tätigkeit der fliegenden Händler bzw. Hausierer bedeutete eine<br />

große Herausforderung für die Zünfte. Für die Juden, die aufgrund<br />

ihrer Glaubenszugehörigkeit nicht den Zünften angehören durften,<br />

galt das Limit nicht. Sie durften dem Fleischer für die rohe Haut<br />

mehr zahlen als die Gerber oder Schuster der Zünfte und zwangen<br />

sie so, höhere, überhöhte Preise zu zahlen. Wegen der Gegensätze<br />

zwischen den Juden und den Zünften, die aus der Konkurrenz heraus<br />

entstanden, erhöhte sich die Zahl der Beschwerden über die Juden.<br />

Nachdem der Regentschaftsrat, der unter anderem die Aufgabe hatte,<br />

die Preise des Komitats zu überwachen, den Kauf von Häuten durch<br />

Juden auf die Märkte einschränkte, fielen die Preise um die Hälfte.<br />

Die Juden, sich berufend auf die Schatzkammer und die Interessen<br />

der Steuerzahler, baten um Hilfe beim Komitat, damit es das Verbot<br />

aufhebe, was der Regentschaftsrat auch beachtete, der ihnen dann<br />

den Kauf von Häuten außerhalb der Märkte gewährte.<br />

Wenngleich nur wenige Daten bekannt sind, ist dennoch bewiesen,<br />

dass die Juden des Komitats Zala Kundige der Finanz- und<br />

Kreditgeschäfte waren.<br />

Obwohl wir nicht viele Quellen zu Verfügung haben, bestätigen<br />

einzelne Angaben, dass die Juden im Hinblick auf den Prozentsatz<br />

der übrigen Bevölkerung im Komitat eine immer aktivere Rolle im<br />

Leben der Region einnahmen und dass sie wegen der anderen Art des<br />

Handelns und ihrer Mobilität bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts ein<br />

entscheidender Handelsfaktor waren.<br />

Das goldene Zeitalter der Juden von Doljna Lendava. Vom 18.<br />

Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg war Doljna Lendava das<br />

wirtschaftliche, politische und kulturelle Zentrum des südöstlichen<br />

Teils des Prekmurje/Übermurgebietes. Die Juden, die sich hier<br />

ansiedelten, beschäftigten sich hauptsächlich mit dem Handel.<br />

Bedeutend ist ihr Beitrag zur wirtschaftlichen und kulturellen<br />

Entwicklung der Stadt sowie zur Entstehung des Bürgertums. Sie<br />

hatten nicht nur die gesamten Geschäfte in ihren Händen, sondern<br />

waren auch die Gründer des ersten Geldinstituts in Lendava, d. h. der<br />

Sparkasse Lendava. Am 1. März 1873 organisierten sie in den Räumen<br />

des bürgerlichen Lesevereins eine konstitutionelle Versammlung, in<br />

der die Aktionäre die Statuten annahmen. Sie begannen mit dem<br />

Gründungskapital in der Höhe von 40.000 Forint zu handeln. Ihr Ziel<br />

war es, das Kapital zu erhöhen, womit sie Sparer anziehen würden,<br />

und sie würden der umliegenden Bevölkerung Kredite anbieten<br />

können. Die Sparkasse überraschte die Aktionäre schon im ersten<br />

Jahr mit der Auszahlung eines Gewinns, was bewies, dass sie gut<br />

wirtschaftete. Später nahm man in die Statuten auf, dass 1 % des<br />

reinen Gewinns wohltätigen Zwecken zu widmen sei. „Im Jahr 1882<br />

beschloss die Versammlung, ein Geschäftsgebäude zu errichten, in<br />

dem das Institut seine eigenen Räume haben würde. Der Bau kostete<br />

28.000 Forint.“<br />

Im Besitz der Juden waren auch zwei Mühlen und zwei Ziegeleien. Die<br />

Mühle von Lendava und eine Ziegelei standen im Besitz der Familie<br />

Eppinger, die Mühle von Dolga vas und die andere Ziegelei gehörten<br />

József Schwarz. In der Mühle waren ca. fünf Müller, in der Ziegelei ca.<br />

10 Arbeiter beschäftigt. Der Verdienst war so hoch, dass die Familie<br />

Schwarz leicht davon leben konnte.<br />

Im Jahr 1906 wurde in Lendava, im ungarischen Teil der österreichischungarischen<br />

Monarchie, die Aktiengesellschaft Hungaria gegründet,<br />

die heimische Regenschirmfabrik. Sie war aus einer kleinen Näherei<br />

des Béla Wortmann entstanden, gegründet 1904, und entwickelte<br />

sich in ein international anerkanntes Unternehmen. Ludvik Blau<br />

und Béla Eppinger gründeten 1925 ein Gesellschafterunternehmen,<br />

in dem sie bis 1933 Regenschirme produzierten. Blau und Eppinger<br />

konnten die Teilhaberschaft nicht kündigen, weswegen sie das<br />

Textilunternehmen Jadran gründeten. In den Krona-Räumen wurde<br />

von 1933–35 Unterwäsche hergestellt. Im Jahr 1928 gründete Ludvik<br />

Blau mit dem Teilhaber Jenő Bartos noch eine Strickerei. Zuerst<br />

beschäftigten sie nur eine Arbeiterin, nach zehn Jahren waren es<br />

schon 195 Arbeiterinnen.<br />

Vom Beginn des Jahrhunderts bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges<br />

waren die Juden von Lendava auch Händler und Besitzer anderer<br />

kleinerer Unternehmen:<br />

- Benő Arnstein beschäftigte sich mit dem Handel von Gewürzen,<br />

Farben, Delikatessen, Mehl, Samen, Glas, Porzellan, Holz,<br />

Brettern; er hatte auch ein Kohlelager<br />

- Herman Báder war Schuster, er besaß aber auch ein großes Lager<br />

an Damen- und Herrenschuhen<br />

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