winter/zima 2004/2005 - Pavlova hiša
winter/zima 2004/2005 - Pavlova hiša
winter/zima 2004/2005 - Pavlova hiša
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
In Lendava bestand also eine jüdische Schule schon im Jahr 1845.<br />
Im Februar 1851 verzeichnete man alle jüdischen Schulen des<br />
Komitats Zala und daraus ist ersichtlich, dass in Lendava eine<br />
jüdische Privatschule mit zwei Abteilungen bestand. Zu den<br />
Angehörigen der Glaubensgemeinschaft gehörten 18 Kinder im<br />
Alter von 6 – 13 Jahren und alle besuchten die Schule, in der noch<br />
immer Emanuel Lustig unterrichtete. Nach dessen Weggang wurde<br />
Benjamin Wolf Oberlehrer, die Glaubensgemeinschaft stellte aber<br />
auch einen Hilfslehrer ein, der aber nur die ungarische Sprache<br />
lehrte. 1851 wählte man als Lehrer Samuel Rosendorf, dem 1885<br />
Sándor Wenetianer aus dem Ort Zalalövő folgte. Er unterrichtete an<br />
dieser Schule bis zu seinem Tod am 19. Dezember 1894. Sein Grab<br />
ist auf dem jüdischen Friedhof von Dolga vas. Im Schuljahr 1895/96<br />
führte Arnold Weisz die Schule. Er unterrichtete bis zum Jahr 1910<br />
und widmete nicht nur dem Unterricht, sondern auch der religiösen<br />
Erziehung große Aufmerksamkeit. Der Beweis für seine aufopfernde<br />
Arbeit ist die erfolgreich absolvierte öffentliche Schlussprüfung im<br />
Jahr 1897, worüber die Wochenzeitung Délzala schrieb: „Wir hatten<br />
die Gelegenheit, an der Prüfung teilzunehmen und uns davon<br />
zu überzeugen, dass die Schule nicht nur der Stolz der jüdischen<br />
Glaubensgemeinschaft, sondern auch der ganzen Stadt sein kann.<br />
Wir überzeugten uns aber auch davon, dass solch einen Erfolg nur<br />
ein Lehrer erreichen kann, der sich mit Leib und Seele diesem Beruf<br />
verschrieben hat. Überraschende Resultate erreichten die Schüler des<br />
Fräulein Hermin Löwenstein.“ (Délzala, 1897, Nr. 4)<br />
Die Leitung der renovierten und ausgebauten jüdischen Schule<br />
übernahm nach dem Weggang von Arnold Weisz im Jahr 1911<br />
Hermin Löwenstein. Sie hatte eine geeignete Ausbildung und führte<br />
das Institut bis zum Jahr 1921, dem Jahr seiner Auflösung. Die letzte<br />
Lehrerin der jüdischen Schule in Doljna Lendava war somit Hermin<br />
Brünner, geborene Löwenstein.<br />
Der jüdische Friedhof von Dolga vas. Der Friedhof befindet sich in<br />
Dolga vas, neben Lendava. Auf ihm wurden Juden aus Lendava und<br />
den umliegenden Dörfer begraben. Manche nennen ihn den Friedhof<br />
von Lendava, manche den von Dolga vas, dies ist abhängig von der<br />
jeweiligen Person.<br />
Auch auf dem Friedhof der Juden von Doljna Lendava war man<br />
bestrebt, die Vorschriften einzuhalten. So mussten die Aufschriften<br />
auf den Grabsteinen Richtung Jerusalem gerichtet sein. Seit der<br />
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts umgab den Friedhof eine<br />
Steinmauer, heute findet man nur noch da und dort im Dickicht eine<br />
mit Moos bewachsene Steinsäule.<br />
„Der jüdische Friedhof von Doljna Lendava ist in drei Teile geteilt: in<br />
den Hevro, den Raum außerhalb des Hevro und den Raum für die<br />
Kinder. Auf dem Hevro-Platz wurden für gewöhnlich nur Mitglieder<br />
des Hevro-Vereins, deren Frauen und ledige Töchter begraben.“<br />
Die Juden begannen 1850, ihre Toten auf dem Friedhof von Dolga vas<br />
zu begraben. Bereits 1880 musste man den Friedhof erweitern. Unter<br />
den Grabsteinen aus dem 19. Jahrhundert ist der älteste Grabstein,<br />
auf dem man noch Name, Nachname und Todesjahr sehen kann,<br />
jener der Gattin von Lipót Kreuzc, die am 3. Juni 1861 verstarb. Die<br />
einfachen Grabsteine begann man von der Jahrhundertwende bis<br />
zum Zweiten Weltkrieg durch vornehme, wertvolle Grabsteine aus<br />
schwarzem Marmor zu ersetzen, die von der finanziellen Situation<br />
der jüdischen Familien zeugten. Die letzten zwei Begräbnisse, die<br />
nach dem jüdischen Begräbnisritus erfolgten, waren noch während<br />
des Zweiten Weltkrieges, als man 1943 Henrik Maschanzker und<br />
Dr. Ármin (Herman) Strasser zur letzten Ruhe begleitete. Beim Tod<br />
von Elek Balkány und Josip Mayer 1945 gab es weder in Lendava<br />
noch in der Umgebung einen Rabbiner oder Kantor, weswegen<br />
man sie nicht nach jüdischem Ritus begraben konnte. Im Jahr 1979<br />
verstarb Béla Eppinger, der aber nach dem Krieg zum evangelischen<br />
Glauben übergetreten war, weswegen die Begräbniszeremonie von<br />
einem evangelischen Pfarrer durchgeführt wurde. Am 19. Mai 1997<br />
fand Klara Blau hier ihre letzte Ruhestätte. Ihr Mann, Lajos Blau,<br />
verabschiedete sich von ihr in Hebräisch. Zu Beginn des folgenden<br />
Jahres, am 15. Jänner 1998, verstarb auch er – im 95. Lebensjahr.<br />
Von der engagierten Tätigkeit des Heiligen Vereins Hevra Kadisch<br />
in Doljna Lendava zeugt seine Geschäftsordnung, die am 9. April<br />
1908 behandelt und angenommen wurde. Der Verein war eine<br />
selbständige Körperschaft, die unter der Aufsicht der jüdischen<br />
Glaubensgemeinschaft tätig war. Die Ziele und Aufgaben des<br />
Vereins wurden im 3. Absatz des 2. Kapitels der Geschäftsordnung<br />
bestimmt:<br />
a) Gutes tun zum Nutze der Kranken<br />
b) Begräbnisangelegenheiten regeln<br />
c) den Friedhof erhalten und pflegen<br />
d) die Wohltätigkeitsfonds und Verlassenschaften verwalten<br />
e) den Ritus Haschkarach, das Gedenken an die Toten, organisieren<br />
Im Verein gab es ordentliche Mitglieder (Männer jüdischen<br />
Glaubens, unbescholten, älter als 18 Jahre, die sich schriftlich um<br />
ihre Aufnahme bei der Vereinsleitung bewarben), Ehrenmitglieder<br />
(die Versammlung wählte Einzelpersonen, die unter den Bewohnern<br />
angesehen waren und die mit ihrer Arbeit besondere Verdienste in<br />
der Glaubensgemeinschaft oder im heiligen Verein erworben hatten;<br />
84