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winter/zima 2004/2005 - Pavlova hiša

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einen politologisch-soziologischen, einen ethnologischen und<br />

einen sprachlich-kulturellen Bereich umfasste. Dr. Boris Jesih vom<br />

Institut für Volksgruppenfragen sprach in seinem Referat von den<br />

verschiedenen Definitionen einer Minderheit, machte auf die (Nicht-<br />

)Beziehung des Mutterlandes und der Mehrheitsbevölkerung zu<br />

den Slowenen in der Steiermark aufmerksam. Er betonte, dass es<br />

für Minderheiten außerordentlich wichtig sei, sich – neben der<br />

Erhaltung von Elementen, die man oberflächlich in Kategorien wie<br />

geschichtliche Erinnerung und nationales kulturelles Erbe einreihen<br />

kann – auch gleichwertig der Bedeutung der Anpassung an die<br />

Entwicklung bewusst zu sein, was auch das eigene Engagement bei der<br />

Entwicklung moderner Formen kultureller Tätigkeiten einschließe.<br />

Denn wenn dieses fehle, würden die Minderheiten bald auf die Ebene<br />

der Folklorisierung gedrängt werden. Das Referat von Susanne<br />

Weitlaner, Obmannstellvertreterin des 1988 gegründeten Artikel-<br />

VII-Kulturvereins für Steiermark, bestätigte, dass man im Pavelhaus<br />

mit Veranstaltungen modernen Inhalts (Kulturprogramme, zeitlich<br />

begrenzte künstlerische Ausstellungen, ständige Ausstellung über<br />

die Slowenen in der österreichischen Steiermark, die Deutschen im<br />

Abstaller Feld und die Roma in der Umgebung von Cankova), die auf<br />

Multikulturalität ausgerichtet und auch für die Mehrheitsbevölkerung<br />

bestimmt sind, zur Entwicklung der kulturellen Tätigkeit beitragen<br />

möchte. 4 Mag. Engelbert Logar und Mag. Eva-Maria Hois stellten die<br />

manchmal sogar unbewusste Erhaltung der slowenischen Identität<br />

auf Grundlage der Volksbräuche und vor allem der musikalischen<br />

Überlieferungen dar, die sie entlang der steirisch-slowenischen<br />

Grenze gesammelt haben. Norma Bale sprach in ihrem Referat von<br />

den langjährigen Erfahrungen im Unterrichten der slowenischen<br />

Sprache im Radkersburger Winkel. Nach anfänglichem Misstrauen<br />

und schwachem Echo ist in den letzten Jahren das Interesse für das<br />

Slowenische gewachsen, sowohl unter den Jungen wie auch unter den<br />

Erwachsenen. Letztes Jahr gab es auf der Grazer Slawistik für die<br />

Studienrichtung Slowenisch 45 inskribierte Studenten, bislang die<br />

Höchstzahl. Bale betonte, dass sie erwarte, dass in den kommenden<br />

Jahren auch in Bad Radkersburg Slowenisch als Wahlpflichtfach im<br />

Stundenplan eingeführt und auch mit Noten beurteilt wird. Danach<br />

las sie das Referat von Prof. Mirko Križman vor, der an der Konferenz<br />

nicht teilnehmen konnte (Titel des Referats: Der Sinn für die<br />

literarisch schöpferische und übertragene Arbeit bei den Slowenen im<br />

Radkersburger Winkel). Prof. Zinka Zorko, die den Dialekt auf beiden<br />

Seiten der Grenze erforscht, stellte anhand von Videoaufzeichnungen<br />

dreier Sprecher die Sprache der steirischen Slowenen dar. Sie machte<br />

auf die Unterschiede zwischen autochthonen Sprechern, die für<br />

gewöhnlich im Dialekt reden, und den Jungen, die in den Schulen die<br />

slowenische Hochsprache lernen, aufmerksam.<br />

ZUR PERSON / O AVTORICI<br />

DR. KATALIN MUNDA HIRNÖK, ETNOLOGINJA, VIŠJA<br />

ZNANSTVENA SODELAVKA<br />

Od l. 1991 je zaposlena na Inštitutu za narodnostna<br />

vprašanja v Ljubljani. L. 1997 je doktorirala z disertacijo<br />

Vloga in pomen ljudske kulture in načina življenja pri<br />

opredeljevanju in ohranjanju narodne identitete porabskih Slovencev na<br />

Filozofski fakulteti v Ljubljani. Raziskuje predvsem vlogo kulture in medijev<br />

pri oblikovanju medetničnih odnosov ter položaj slovenske manjšine na<br />

Madžarskem.<br />

Dr. Katalin Munda Hirnök, Ethnologin, wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

Seit 1991 arbeitet sie am Institut für Volksgruppenfragen in Ljubljana. 1997<br />

legte sie die Dissertation mit dem Thema Die Rolle und Bedeutung der<br />

Volkskultur und der Lebensweise bei Bestimmung und Erhalt der nationalen<br />

Identiät der Slowenen im Porabje an der Philosophischen Fakultät in<br />

Ljubljana ab. Forschungsschwerpunkt ist vor allem die Rolle der Kultur und<br />

der Medien bei der Gestaltung zwischenetnischer Beziehungen und die<br />

Lage der slowenischen Minderheit in Ungarn.<br />

Die Konferenz war bezüglich Inhalt und Atmosphäre etwas Neues<br />

im Vergleich zu den bisherigen Konferenzen. Es stellte sich heraus,<br />

dass jeder so genannte „Grenz“bereich sein Spezifikum hat, was sich<br />

bei den steirischen Slowenen ganz besonders zeigt. Die Konferenz<br />

unterschied sich im Vergleich zu den vorherigen auch dahingehend,<br />

dass bislang der Schwerpunkt auf der Bedeutung und der Rolle der<br />

musealen Sammlungen gelegen war (wie kann man sie erhalten,<br />

schützen, wie kann man den Leuten vor Ort helfen usw.), hier aber lag<br />

der Schwerpunkt auf der ethnologischen Arbeit (v. a. musikalische<br />

Überlieferungen), der Sprache und Kultur, denn die steirischen<br />

Slowenen haben kein materielles kulturelles Erbe. Mit der Konferenz<br />

im Pavelhaus wollten wir einerseits neue Erkenntnisse über das<br />

ethnologische Erbe, über die kulturelle Tätigkeit und die sprachliche<br />

Situation der steirischen Slowenen abrunden und zusammenfassen<br />

und somit teilweise die Lücken auf dem Gebiet der Forschungen im<br />

so genannten Radkersburger Winkel ausfüllen, andererseits aber „die<br />

Öffentlichkeit auf die wertvolle Gestalt der Traditionen aufmerksam<br />

machen, in denen ein besonderes Entwicklungspotenzial für die<br />

Gestaltung der Zukunft der neuen europäischen Regionen steckt,<br />

wo es zwischen jenen „innen“ und jenen „außen“ keine Grenze mehr<br />

gibt“, wie der Vorsitzende des Slowenischen ethnologischen Vereins<br />

in seiner Begrüßungsrede betonte. 5<br />

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