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**Glandula 19 - Netzwerk Hypophysen- und ...

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Schwerpunkt<br />

dianes System. Vereinfacht dargestellt,<br />

tickt unsere molekulare Uhr in<br />

einem Zyklus von 24 St<strong>und</strong>en, weil<br />

die präzise Abfolge von Stimulation<br />

<strong>und</strong> Hemmung in einem Zusammenspiel<br />

von 2 Genpaaren <strong>und</strong> ihren<br />

exprimierten Proteinen genau 24<br />

St<strong>und</strong>en dauert. Durch nervale Verbindungen<br />

von besonderen lichtempfindlichen<br />

Zellen in der Retina<br />

des Auges (andere als die, die wir<br />

zum Sehen brauchen) wird unsere<br />

innere Uhr über Hell <strong>und</strong> Dunkel<br />

der Umgebung informiert <strong>und</strong> daraufhin<br />

nachgestellt <strong>und</strong> justiert<br />

(sog. „entrainment“).<br />

Melatonin – das Hormon<br />

der Dunkelheit<br />

Eine besondere Abhängigkeit vom<br />

zirkadianen Rhythmus besteht für<br />

das Hormon Melatonin, das in der<br />

Zirbeldrüse produziert wird (Die<br />

Zirbeldrüse wird auch Epiphyse oder<br />

Corpus pineale [= wie ein Pinienzapfen]<br />

genannt). Melatonin wird nur<br />

in der Dunkelheit sezerniert. Bei<br />

heller Beleuchtung wird die Melatonin-Sekretion<br />

sofort gestoppt. Auch<br />

blinde Menschen, deren lichtempfindliche<br />

Zellen funktionsfähig sind,<br />

können auf Licht mit ihrer Melatonin-Sekretion<br />

reagieren.<br />

Melatonin als „Hormon der Dunkelheit“<br />

informiert den Organismus<br />

über die wechselnde Länge der<br />

Nachtdunkelheit <strong>und</strong> damit über die<br />

jahrezeitlichen Schwankungen, die<br />

durch die Stellung der Erde im Laufe<br />

ihrer ein Jahr dauernden Umkreisung<br />

der Sonne verursacht werden.<br />

Diese jahreszeitlichen Schwankungen<br />

der Melatonin-Sekretion führen<br />

wiederum bei vielen Tieren zu charakteristischen<br />

jahreszeitlichen Veränderungen,<br />

vor allem beim Brut<strong>und</strong><br />

Paarungsverhalten. Dem Melatonin<br />

sind auch viele andere Funktionen<br />

zugeschrieben worden, wie<br />

Einflüsse auf das Altern <strong>und</strong> auf die<br />

Entstehung von Malignomen. Die<br />

Daten hierüber reichen<br />

jedoch keinesfalls<br />

für sichere<br />

Aussagen.<br />

Körperfunktionen<br />

folgen präzise dem 24-<br />

St<strong>und</strong>en-Rhythmus<br />

Die innere Uhr dirigiert<br />

zum einen viele<br />

Körperfunktionen im<br />

24-St<strong>und</strong>en-Rhythmus<br />

<strong>und</strong> gleicht<br />

zum anderen diesen<br />

Rhythmus den aktuellen<br />

Umweltverhältnissen<br />

an. So werden<br />

die meisten Hormone<br />

in einem jeweils<br />

spezifischen 24-St<strong>und</strong>en-Rhythmus<br />

ausgeschüttet<br />

(siehe Abb.<br />

11), wobei Cortisol<br />

<strong>und</strong> Testosteron in<br />

den frühen Morgenst<strong>und</strong>en<br />

ihren Sekretionsgipfel<br />

haben,<br />

während Wachstumshormon<br />

<strong>und</strong> Prolaktin<br />

eher vom Schlaf<br />

reguliert werden.<br />

Ähnliche typische<br />

Abbildung 11: Rhythmische Hormonsekretion. Die Hormone<br />

Cortisol <strong>und</strong> Testosteron werden in einem strengen 24-St<strong>und</strong>en-<br />

Rhythmus (zirkadian), hauptsächlich in den frühen<br />

Morgenst<strong>und</strong>en, ausgeschüttet; für längere Zeit auch unabhängig<br />

vom Schlaf-Wach-Verhalten. Das Hormon Melatonin ist ein<br />

Marker der Dunkelheit <strong>und</strong> wird nur im Dunkeln sezerniert. Das<br />

Wachstumshormon wird besonders beim Eintreten des ersten<br />

Tiefschlafs an das Blut abgegeben, <strong>und</strong> Prolaktin wird<br />

hauptsächlich während des Nachtschlafes ausgeschüttet.<br />

Schwankungen innerhalb<br />

eines Tag-<br />

Nacht-Rhythmus finden wir auch<br />

für die Körpertemperatur, für die<br />

Urinproduktion, für kognitive Leistungen<br />

<strong>und</strong> die Aktivität des autonomen<br />

Nervensystems.<br />

Die ganz offensichtlich bedeutendste<br />

regelmäßige Veränderung während<br />

eines 24-St<strong>und</strong>en-Tages ist der<br />

Wechsel zwischen der Wachheit am<br />

Tage <strong>und</strong> dem Schlafen in der<br />

Nacht. Ein solcher Schlaf-Wach-<br />

Rhythmus wird bei Versuchspersonen<br />

auch dann aufrecht erhalten,<br />

wenn diese sich isoliert von äußeren<br />

Einflüssen (Sonnenlicht, tageszeittypische<br />

Geräusche etc.), quasi in einer<br />

„zeitlosen“ Isolation, befinden. Neuere<br />

Ergebnisse bei dauerndem Dämmerlicht<br />

zeigen, dass unsere innere<br />

Uhr (Nucleus suprachiasmaticus)<br />

auf ca. 24,2 St<strong>und</strong>en eingestellt ist<br />

<strong>und</strong> durch Tageslicht auf genau 24<br />

St<strong>und</strong>en justiert wird.<br />

Etwa ein Drittel seines Lebens verbringt<br />

der Mensch schlafend. Lang<br />

dauernder Schlafverlust hat negative<br />

Folgen für die Aufmerksamkeit, für<br />

das Gedächtnis, für die Regulation<br />

des Herz-Kreislauf-Systems <strong>und</strong><br />

auch des Immunsystems. Ein normaler<br />

Nachtschlaf ist nicht etwa ein<br />

Kontinuum, sondern er besteht aus<br />

mehreren Schlafzyklen von ca. 90<br />

Minuten Dauer, in denen jeweils<br />

18<br />

GLANDULA <strong>19</strong>/04

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