**Glandula 19 - Netzwerk Hypophysen- und ...
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Veranstaltungen<br />
mich bestrahlen lassen, wenn ich<br />
auch mit Medikamenten geheilt<br />
werden kann?”<br />
Welche Antwort er seiner Patientin<br />
gegeben hat, hat Professor Sheppard<br />
nicht verraten, dafür zeigte er anhand<br />
der Ergebnisse großer Kohortenstudien,<br />
dass:<br />
nicht ausreichend behandelte<br />
Akromegalie-Patienten im Vergleich<br />
zur Normalbevölkerung<br />
eine um bis zu 30 % geringere Lebenserwartung<br />
haben,<br />
bei einem GH-Spiegel < 4 mU/l<br />
die Sterblichkeit nicht erhöht ist,<br />
der IGF-1-Spiegel für das „Outcome“<br />
(die Mortalität) der Patienten<br />
keine entscheidende Bedeutung<br />
hat <strong>und</strong><br />
die Radiotherapie durchweg mit<br />
einer erhöhten Mortalität (insbesondere<br />
an Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen) assoziiert ist.<br />
Welche Schlüsse sind daraus für die<br />
Behandlung der Akromegalie zu ziehen?<br />
Angestrebt werden muss in jedem<br />
Fall ein GH-Spiegel, der so<br />
niedrig ist, dass die Symptome der<br />
Akromegalie verschwinden <strong>und</strong> die<br />
Sterblichkeit auf das normale Niveau<br />
sinkt, der aber nicht die Probleme<br />
einer <strong>Hypophysen</strong>unterfunktion mit<br />
sich bringt.<br />
Mittel der Wahl, um das zu erreichen,<br />
sind laut Professor Sheppard<br />
die Somatostatin-Analoga. Dabei<br />
spielt es nach seinen Ausführungen<br />
für das Langzeitergebnis – die Senkung<br />
des GH- <strong>und</strong>/oder IGF-1-<br />
Spiegels – keine Rolle, ob die Patienten<br />
operiert werden <strong>und</strong> die Medikamente<br />
zusätzlich bekommen oder<br />
die Medikamente gleich, d.h. als<br />
„First-Line“-Therapie, erhalten. Für<br />
die initiale Gabe der Somatostatin-<br />
Analoga spricht außerdem, dass sich<br />
unter der Therapie das Tumorvolumen<br />
deutlich verkleinert. In einer<br />
aktuellen Studie bei 27 Patienten<br />
nahm die Tumormasse nach 6-monatiger<br />
Octreotid-Behandlung <strong>und</strong><br />
anschließender 6-monatiger Therapie<br />
mit Sandostatin LAR im Schnitt<br />
Prof. Dr. med.<br />
Michael C. Sheppard,<br />
Universität<br />
Birmingham:<br />
„Somatostatin analogues have a<br />
clear role for use as primary therapy<br />
in selected patients.“<br />
um 47 % ab, bei 79 % der Patienten<br />
sank das GH unter 2,5 µg/l <strong>und</strong> das<br />
IGF-1 normalisierte sich bei 53 %<br />
(Bevan et al. JCEM 2002; 87: 4554).<br />
Professor Sheppard zieht aus diesen<br />
Bef<strong>und</strong>en folgendes Fazit: Bei bestimmten<br />
Patienten ist es sinnvoll,<br />
Somatostatin-Analoga als First-Line-<br />
Therapie einzusetzen, da sie nicht<br />
nur die GH-Sekretion effektiv unterdrücken<br />
<strong>und</strong> das Tumorvolumen<br />
verkleinern, sondern auch nichtkurative<br />
Operationen, Radiotherapien<br />
<strong>und</strong> Hormonersatztherapien vermeiden,<br />
individuell an die Bedürfnisse<br />
des Patienten angepasst werden können<br />
<strong>und</strong> sie zudem kosteneffektiver<br />
sind als die anderen Behandlungsmöglichkeiten.<br />
Erste klinische Erfahrungen<br />
mit dem neuen Somatostatin-<br />
Analogon SOM230<br />
Nichts ist so gut, als dass es nicht<br />
noch weiter verbessert werden kann<br />
– dies gilt besonders für Medikamente,<br />
so auch für die Somatostatin-<br />
Analoga. Ein neuer Vertreter ist das<br />
SOM230, das von Novartis entwickelt<br />
wurde <strong>und</strong> sich derzeit in klinischer<br />
Erprobung befindet. Über die<br />
Struktur <strong>und</strong> Wirkweise von<br />
SOM230 informiert der Beitrag von<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Petersenn auf<br />
Seite 36f. in unserer Rubrik „Aus der<br />
Forschung“. Auf dem DGE-Symposium<br />
berichtete der Essener Endokrinologe<br />
auch über die ersten klinischen<br />
Erfahrungen mit der neuen<br />
Substanz.<br />
Bei ges<strong>und</strong>en Probanden wurde im<br />
Rahmen einer sog. Phase-1-Studie<br />
die Verträglichkeit von kontinuierlich<br />
subkutan verabreichtem<br />
SOM230 in unterschiedlichen Dosierungen<br />
untersucht. Am häufigsten<br />
traten Stuhlunregelmäßigkeiten auf,<br />
gefolgt von abdominellen Schmerzen,<br />
Übelkeit <strong>und</strong> Kopfschmerzen.<br />
Alle Nebenwirkungen waren nur<br />
kurzzeitig <strong>und</strong> von vorübergehender<br />
Natur.<br />
In einer ersten Untersuchung bei<br />
Patienten mit Akromegalie wurden<br />
Priv.-Doz. Dr. med.<br />
Stephan Petersenn,<br />
Klinik für<br />
Endokrinologie,<br />
Universitätsklinikum<br />
Essen:<br />
„Bei einmaliger Gabe war<br />
SOM230 Octreotid in der Hemmung<br />
der GH-Sekretion bei akromegalen<br />
Patienten überlegen.“<br />
die 12 Studienteilnehmer im Crossover-Design<br />
entweder mit 1x 100 µg<br />
Octreotid, 1x100 µg SOM230 oder<br />
1x 250 µg SOM230 täglich behandelt<br />
<strong>und</strong> der GH-Spiegel gemessen.<br />
8 der Patienten sprachen gleichermaßen<br />
auf Octreotid <strong>und</strong> SOM230<br />
an, bei 3 Patienten zeigte SOM230<br />
eine sigifikant stärkere Wirkung <strong>und</strong><br />
nur bei einem Patienten war die<br />
Wirkung von Octreotid stärker (Van<br />
der Hoec et al., JCEM 2004; 89:<br />
638-645).<br />
Aktuell wird eine Phase-2-Studie in<br />
24 Zentren in 11 Ländern durchgeführt,<br />
in der die Sicherheit, Wirksamkeit<br />
<strong>und</strong> das pharmakokinetische<br />
Profil von verschiedenen Dosen<br />
von SOM230 <strong>und</strong> von Octreotid bei<br />
Patienten mit Akromegalie verglichen<br />
werden. In Frage kommende<br />
Patienten können noch in diese<br />
Untersuchung eingeschlossen werden;<br />
Informationen dazu erteilt das<br />
Studienzentrum in Essen.<br />
Brigitte Söllner, Erlangen<br />
60<br />
GLANDULA <strong>19</strong>/04