11.11.2013 Aufrufe

**Glandula 19 - Netzwerk Hypophysen- und ...

**Glandula 19 - Netzwerk Hypophysen- und ...

**Glandula 19 - Netzwerk Hypophysen- und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Schwerpunkt<br />

Ein wichtiges Prinzip bei der Hormonregulation<br />

ist die so genannte<br />

negative Rückkopplung, auch<br />

negativer Feed-back genannt. Der<br />

negative Feed-back-Mechanismus<br />

ist sehr sinnvoll <strong>und</strong> daher auch<br />

leicht zu verstehen: Wenn mehr<br />

von einem Hormon im Blut zirkuliert,<br />

als gebraucht wird, wirkt<br />

diese erhöhte Hormonkonzentration<br />

auf seine eigene Herstellung<br />

bremsend ein, so dass der jeweils<br />

richtige Hormonspiegel im Blut<br />

wieder erreicht wird. Bei einigen<br />

Erkrankungen (M. Cushing)<br />

funktioniert diese Feed-back-<br />

Hemmung nicht mehr optimal,<br />

so dass die vermehrte Hormonproduktion<br />

nicht ausreichend gebremst<br />

wird.<br />

Prolaktin wird hauptsächlich<br />

durch den Neurotransmitter Dopamin,<br />

also eigentlich kein Hormon,<br />

reguliert. Dopamin hemmt<br />

die Prolaktinsekretion, dementsprechend<br />

wird die Prolaktinsekretion<br />

ansteigen, wenn die Bremsung<br />

durch Dopamin geringer<br />

wird. Dieses Regulationsprinzip<br />

wird klinisch genutzt bei <strong>Hypophysen</strong>tumoren,<br />

die Prolaktin<br />

produzieren. Hier kann durch<br />

Medikamente, die wie Dopamin<br />

wirken, der Prolaktin-produzierende<br />

Tumor verkleinert werden,<br />

so dass manchmal sogar auf eine<br />

Operation verzichtet werden<br />

kann.<br />

Für Wachstumshormon ist kürzlich<br />

ein neues Releasing-Hormon<br />

(Ghrelin) entdeckt worden, das<br />

nicht nur die Produktion von<br />

Wachstumshormon stimuliert,<br />

sondern auch den Appetit steigert<br />

(siehe oben). Dieses Ghrelin wird<br />

nicht im Hypothalamus, sondern<br />

im Magen produziert <strong>und</strong> wirkt<br />

zusammen mit den hypothalamischen<br />

Hormonen Somatostatin<br />

(hemmend) <strong>und</strong> GH-RH (fördernd)<br />

an der STH-Zelle.<br />

Die hypophysären Gonadotropine<br />

LH <strong>und</strong> FSH, die die Funktionen<br />

der Keimdrüsen bei Frauen<br />

<strong>und</strong> Männern steuern, werden<br />

durch das hypothalamische<br />

GnRH reguliert. Ganz wichtig für<br />

die regelrechte Reifung der Eizelle<br />

bei der Frau <strong>und</strong> der Spermien<br />

beim Mann ist die vom Hypothalamus<br />

gesteuerte rhythmische<br />

Freisetzung von GnRH alle 1 1 /2<br />

St<strong>und</strong>en. Dieser Rhythmus leitet<br />

die Pubertät ein. Auch nach der<br />

fertilen Phase (d. h. im Klimakterium)<br />

hält er noch längere Zeit<br />

an.<br />

Die Hypothalamus-<strong>Hypophysen</strong>-<br />

NNR-Achse <strong>und</strong> das Zusammenspiel<br />

zwischen Hypothalamus <strong>und</strong><br />

Hypophyse bei der Bewältigung von<br />

besonderen Anforderungen <strong>und</strong><br />

Krankheiten werden im folgenden<br />

Kapitel näher beschrieben.<br />

Stress-Management im<br />

Hypothalamus<br />

Stellen Sie sich vor, Hans Selye hätte<br />

vor 60 Jahren nicht den Begriff<br />

„Stress“ in die Sprachen unserer Welt<br />

eingeführt. Dann wäre es doch deutlich<br />

schwieriger zu erklären, warum<br />

die Tochter missmutig von der Schule<br />

kommt (Stress mit dem Lehrer),<br />

warum der Sohn vor dem Examen<br />

nervös <strong>und</strong> unruhig wird (Prüfungsstress),<br />

warum der Familienvater einen<br />

Herzinfarkt erlitten hat (Stress<br />

an der Arbeitsstelle) <strong>und</strong> warum das<br />

Verbrechensopfer von nebenan depressiv<br />

<strong>und</strong> ängstlich geworden ist<br />

(posttraumatisches Stress-Syndrom).<br />

Aber nicht nur die als negativ empf<strong>und</strong>enen<br />

Belastungen werden mit<br />

dem Begriff „Stress“ versehen, sondern<br />

auch besonders angenehme<br />

<strong>und</strong> glückliche Ereignisse wie das<br />

bestandene Examen, die erfolgreiche<br />

Jagd oder das geglückte Rendevouz<br />

sind „stressig“. Diese positiven Belastungen<br />

gehören natürlich auch zum<br />

Leben; viele Menschen suchen<br />

geradezu Herausforderungen <strong>und</strong><br />

Stress, „they thrive on stress“.<br />

Stress erhält uns am Leben<br />

Ich muss nicht noch weitere Beispiele<br />

aufführen, um Ihre Zustimmung<br />

zu der lapidaren Bemerkung zu finden:<br />

Stress ist heute der am häufigsten<br />

gebrauchte <strong>und</strong> missbrauchte<br />

medizinische Begriff überhaupt.<br />

Können wir ihn, dürfen wir ihn<br />

trotzdem auch weiterhin benutzen?<br />

Ja, denn mit Stress wird ein ganz essenzielles<br />

Prinzip des Lebens beschrieben:<br />

die Aufrechterhaltung der<br />

lebenswichtigen homöostatischen<br />

Systeme auch bei schweren Belastungen,<br />

wie starker körperlicher Leistung,<br />

wie Anpassung an extreme<br />

Umweltbedingungen, wie Krankheitsprozesse,<br />

aber auch bei besonderen<br />

geistigen <strong>und</strong> emotionalen Anforderungen.<br />

Die in den vorangegangenen<br />

Kapiteln aufgeführten<br />

homöostatischen Systeme für Wasser-<br />

<strong>und</strong> Salzhaushalt, für die Temperaturregulation,<br />

für den Energiehaushalt,<br />

für die Fortpflanzung <strong>und</strong><br />

für die Anpassung an die Umwelt<br />

funktionieren eben nicht nur, wenn<br />

sich der Organismus in unbelasteter<br />

Ruhe befindet, sondern auch bei<br />

starken <strong>und</strong> stärksten Herausforderungen.<br />

Der Erhalt der Lebensfunktionen<br />

auch bei Belastungen – von jetzt ab<br />

werde ich den Ausdruck Stress<br />

hierfür benutzen – wird durch die<br />

sicher regulierten Interaktionen zwischen<br />

dem endokrinen System <strong>und</strong><br />

dem autonomen Nervensystem<br />

(ANS) <strong>und</strong>, in besonderen Fällen,<br />

auch dem Immunsystem gewährleistet.<br />

Diese Systeme werden wir mit<br />

Hilfe von Abbildung 14 näher kennen<br />

lernen, damit die meist gleichartigen<br />

Reaktionen des Organismus<br />

bei Stress ganz unterschiedlicher<br />

Ursache besser verstanden werden.<br />

Als Zeichen für die Reaktion des<br />

Organismus auf Stress gelten zwei<br />

Produkte aus der Nebenniere: das<br />

Hormon Cortisol aus der Nebennierenrinde<br />

<strong>und</strong> Adrenalin, der Neurotransmitter<br />

des sympathischen Ner-<br />

22<br />

GLANDULA <strong>19</strong>/04

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!