**Glandula 19 - Netzwerk Hypophysen- und ...
**Glandula 19 - Netzwerk Hypophysen- und ...
**Glandula 19 - Netzwerk Hypophysen- und ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Veranstaltungen<br />
Hormonstörung im Sinne einer autoimmunen<br />
polyglandulären Insuffizienz<br />
vor, die eine kräftige genetische<br />
<strong>und</strong> autoimmunologische Basis<br />
hat. Die Frage kann m. E. unabhängig<br />
von Schilddrüse <strong>und</strong> Nebenniere<br />
beantwortet werden. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
hat eine Frau bis zum Eintreten<br />
ihrer Menopause, meist um das 52.<br />
Lebensjahr herum, zyklusartig hohe<br />
Östrogen- <strong>und</strong> Progesteronspiegel.<br />
Bis zu diesem Alter wäre also eine<br />
wohldosierte Hormongabe als Ersatztherapie<br />
mit induzierter Menstruationsblutung<br />
„normal“. Wurde<br />
die Gebärmutter operativ entfernt,<br />
muss nur Östrogen gegeben werden.<br />
Die neuen großen Studien (WHI,<br />
One-Million-Women) zur Hormonersatztherapie<br />
können hier nicht<br />
ausführlich besprochen werden. Es<br />
gilt aber zurzeit als sinnvoll, eine<br />
Hormonersatztherapie an den Beschwerden<br />
der Frau zu orientieren,<br />
vor allem den Hitzewallungen, sie so<br />
kurz wie nötig zu halten <strong>und</strong> Auslassversuche<br />
zu unternehmen. Osteoporose<br />
ist kein Gr<strong>und</strong> für eine Hormongabe,<br />
da es wirksame andere<br />
Medikamente gibt. Es wird aber<br />
weiter eine sehr individuelle Entscheidung<br />
zwischen Frau <strong>und</strong> Frauenärztin/arzt<br />
bleiben, ob Hormone<br />
genommen werden.<br />
Wann sollte bei einem Prolaktinom<br />
mit gutem Ansprechen auf<br />
Medikamente <strong>und</strong> mit einer Einblutung<br />
operiert werden?<br />
Prolaktinome werden in der Regel<br />
mit Dopamin-artig wirkenden Medikamenten<br />
behandelt. Weniger<br />
Nebenwirkungen als das klassische<br />
Bromocriptin scheinen neuere länger<br />
wirksame Stoffe wie Cabergolin<br />
oder Quinagolid zu haben. Nach<br />
jahrelanger medikamentöser Therapie<br />
verschwinden bzw. wachsen die<br />
meisten Prolaktinome nicht erneut,<br />
nach einer gerade veröffentlichen<br />
Studie sogar unabhängig von der<br />
Ausgangsgröße, so dass ein Auslassversuch<br />
mit Weiterbeobachtung<br />
Sehr gefragt bei den Tagungsteilnehmern war die „Expertenr<strong>und</strong>e“ (Bildmitte: Moderator Priv.-Doz.<br />
Dr. Reinhard Finke).<br />
sinnvoll ist. Eine Einblutung in ein<br />
Prolaktinom ist zumeist eine klinisch<br />
dramatische Situation mit heftigen<br />
Kopfschmerzen, einer hypophysären<br />
Raumforderung durch die Blutung,<br />
oft mit Sehstörungen in Form von<br />
Gesichtsfeldausfällen. Hier wird gelegentlich<br />
eine „notfallmäßige“ Entlastungsoperation<br />
zum Schutz der<br />
Sehnervfunktion erforderlich. War<br />
dies nicht nötig <strong>und</strong> verbleibt ein<br />
unregelmäßiges teils zystisches Gebilde<br />
in der <strong>Hypophysen</strong>region,<br />
zumal ohne Ausdehnung im Verlauf,<br />
ist eine Operation im Nachhinein<br />
nicht erforderlich, da mit der Entfernung<br />
der alten Blutung kein Nutzen<br />
verb<strong>und</strong>en ist. Erst wenn der Sehnerv<br />
bedrängt ist (Gesichtsfeldschaden)<br />
<strong>und</strong> Medikamente nicht zur<br />
Verkleinerung führen, kommt der<br />
Neurochirurg zum Zuge.<br />
Neuerdings werden auch wieder<br />
kleine Prolaktinome erfolgreich operiert,<br />
vor allem wenn Nebenwirkungen<br />
der Medikamente auftreten oder<br />
die Patientin/der Patient die Möglichkeit<br />
sucht, ohne langfristige Medikation<br />
auszukommen. Hier muss<br />
aber das operative Ziel die sichere<br />
Heilung ohne Beeinträchtigung der<br />
übrigen <strong>Hypophysen</strong>fuktion sein.<br />
Große Prolaktinome werden durch<br />
eine Operation fast nie geheilt, das<br />
heißt, nach der Operation besteht<br />
fast nie ein normalisiertes Prolaktin<br />
mit erhaltener Sexualfunktion <strong>und</strong><br />
fast immer sind zusätzlich Medikamente<br />
nötig.<br />
Nach der Entfernung eines Kraniopharyngeoms<br />
kam es zur Gewichtszunahme<br />
<strong>und</strong> zu ständigem<br />
Appetit. Welche Therapie gibt es?<br />
Kraniopharyngeome sind meist im<br />
Kindesalter diagnostizierte Tumoren,<br />
die oft zwischen Hypothalamus<br />
<strong>und</strong> Hypophyse sitzen. Daher werden<br />
sie auch transkraniell, d.h. durch<br />
den Schädel unter dem Gehirn<br />
entlang, operiert. Die Auswirkungen<br />
des Tumors <strong>und</strong> die Nebenwirkungen<br />
der Operation können zu hyothalamischen<br />
Störungen führen, die<br />
sich unter anderem in ungebändigtem<br />
Appetit <strong>und</strong> ausgeprägter Antriebsarmut<br />
zeigen. Beide Aspekte<br />
fördern die Gewichtszunahme.<br />
Bisher gibt es aber nur die Beeinflussung<br />
durch verminderte Kalorienaufnahme<br />
(ges<strong>und</strong>e Ernährung) <strong>und</strong><br />
vermehrte Aktivität (Sport). Oft<br />
wird das nur erreicht durch psychologisch-fachliche<br />
<strong>und</strong> intensive Be-<br />
42<br />
GLANDULA <strong>19</strong>/04