**Glandula 19 - Netzwerk Hypophysen- und ...
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Veranstaltungen<br />
der generelle Mangel an Wissen <strong>und</strong><br />
Verständnis hinsichtlich der Häufigkeit<br />
<strong>und</strong> Schwere von <strong>Hypophysen</strong>erkrankungen,<br />
der sogar in medizinischen<br />
Fachkreisen anzutreffen ist.<br />
Die gängigen Lehrbücher mit eindrucksvollen<br />
Patientenporträts seien<br />
auch nicht geeignet, dieses Wissen zu<br />
mehren. „Der durchschnittliche<br />
Hausarzt erkennt einen Akromegalie-Patienten<br />
nicht, selbst wenn dieser<br />
im fortgeschrittenen Stadium ist<br />
<strong>und</strong> regelmäßig in die Praxis<br />
kommt“, ist Knutzen überzeugt.<br />
„Allein die Schilderungen der Patienten<br />
<strong>und</strong> eine genaue <strong>und</strong> gründliche<br />
Analyse der Blutwerte können<br />
zur Diagnose der Akromegalie führen.“<br />
Nur wenigen Patienten sei klar, dass<br />
sie sich mit dieser Diagnose auf zusätzliche<br />
Erkrankungen einstellen<br />
müssen: auf Stimmungsschwankungen,<br />
eine Unterfunktion der Keimdrüsen,<br />
eine Herzmuskelschwäche<br />
oder eine Arthritis. „Die meisten<br />
Betroffenen werden nicht darüber<br />
informiert, was sie erwartet“, beklagt<br />
Knutzen, „<strong>und</strong> sie verzweifeln dann<br />
daran, dass es zu immer neuen Belastungen<br />
in ihrem ohnehin schon belasteten<br />
Leben kommt.“ Knutzen<br />
fordert nicht nur eine umfassende<br />
Aufklärung über die möglichen Folgen<br />
der Akromegalie, sondern auch<br />
eine entsprechende Behandlung.<br />
„Denn wir haben das Recht, mit allen<br />
Medikamenten <strong>und</strong> Therapien<br />
behandelt zu werden, die unsere Situation<br />
verbessern.“<br />
Ein völlig neues Medikament, das<br />
einen entscheidenden Beitrag dazu<br />
leisten kann, wurde den Ärzten in<br />
den anderen Vorträgen der Veranstaltung<br />
vorgestellt.<br />
Pegvisomant lässt das Wachstumshormon<br />
ins Leere laufen<br />
Mit Pegvisomant haben Wissenschaftler<br />
eine Art Doppelgänger des<br />
natürlichen Wachstumshormons<br />
Wohl der bekannteste „Kämpfer“ für<br />
Akromegalie-Patienten: Robert Knutzen,<br />
Gründungsmitglied, Vorsitzender <strong>und</strong><br />
Patientenanwalt der amerikanischen Pituitary<br />
Network Association PNA. Robert Knutzen ist<br />
dem <strong>Netzwerk</strong> seit langem verb<strong>und</strong>en – bereits<br />
<strong>19</strong>97 war er Gastredner auf dem 1. Deutschen<br />
<strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierentag in<br />
Herzogenaurach (Bericht in Glandula 7/98).<br />
geschaffen. Das Molekül hat zwar<br />
einen nahezu identischen räumlichen<br />
Aufbau, aber gänzlich andere<br />
funktionelle Eigenschaften. Für den<br />
Organismus hat das weit reichende<br />
Konsequenzen.<br />
Um seine Wirkung zu entfalten,<br />
muss das Wachstumshormon bestimmte<br />
Bindestellen auf den Zellen<br />
von Knochen, Muskeln, Leber <strong>und</strong><br />
Fettgewebe besetzen <strong>und</strong> eine Reaktionskette<br />
in Gang setzen. Dadurch<br />
erhalten die Zellen entweder das<br />
Signal, selbst zu wachsen oder ihrerseits<br />
weitere „Wachstumsfaktoren“<br />
auszuschütten. Einer der wichtigsten<br />
ist der Insulin-like Growth Factor 1<br />
(IGF-1).<br />
Dank der ähnlichen räumlichen<br />
Struktur besetzt Pegvisomant genau<br />
jene Bindestellen, die eigentlich nur<br />
für das Wachstumshormon bestimmt<br />
sind, ohne jedoch die Reaktionskette<br />
in Gang zu setzen. Damit<br />
verhindert Pegvisomant nicht nur<br />
die wachstumsfördernde Wirkung<br />
des Hormons, sondern auch die Produktion<br />
von IGF-1.<br />
In wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
konnte nachgewiesen werden,<br />
dass Pegvisomant bei fast allen der<br />
behandelten Patienten die IGF-1-<br />
Werte normalisieren kann. Die pathologische<br />
Volumenzunahme der<br />
Knochen kann dadurch zwar nicht<br />
wieder zurückgebildet werden, aber<br />
zahlreiche Symptome wie beispielsweise<br />
Weichteilschwellungen<br />
an den Händen <strong>und</strong> anderen Organen<br />
verschwinden wieder. Aufgr<strong>und</strong><br />
seiner besonderen Wirkeigenschaften<br />
<strong>und</strong> der in Studien belegten Verträglichkeit<br />
ist Pegvisomant eine viel<br />
versprechende Alternative für Patienten,<br />
bei denen andere Medikamente,<br />
Operationen <strong>und</strong> Strahlentherapie<br />
nicht den erwünschten Erfolg<br />
gebracht haben. Experten bezeichnen<br />
den Wirkstoff als einen<br />
großen Fortschritt in der Behandlung<br />
der Akromegalie.<br />
Günter Löffelmann,<br />
Journalist, München<br />
Die Pituitary Network Association<br />
(PNA) ist eine Non-profit Organisation<br />
von Patienten mit <strong>Hypophysen</strong>erkrankungen<br />
(pituitary<br />
gland, englisch für Hypophyse).<br />
Sie wurde <strong>19</strong>92 von einigen Akromegalie-Patienten<br />
gegründet <strong>und</strong><br />
ist heute die größte Interessenvertretung<br />
ihrer Art. Ziel der Mitglieder<br />
ist es, Patienten, Angehörige<br />
<strong>und</strong> Ärzte in allen Belangen r<strong>und</strong><br />
um die Krankheitsbilder <strong>und</strong> deren<br />
Behandlung zu unterstützen.<br />
Informationen finden Sie unter<br />
www.pituary.org<br />
GLANDULA <strong>19</strong>/04 57