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**Glandula 19 - Netzwerk Hypophysen- und ...

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Veranstaltungen<br />

mit einem Schlafapnoe-Syndrom<br />

schnarchen <strong>und</strong> beschreiben durch<br />

den unruhigen Schlaf eine ständige<br />

Müdigkeit tagsüber (siehe hierzu<br />

auch den Beitrag auf Seite 33 ff.). Jeder<br />

Akromegale sollte sich daher einer<br />

Schlafuntersuchung (Polysomnographie)<br />

unterziehen. In Essen<br />

werden derzeit mehrere prospektive<br />

Studien zum Schlafapnoe-Syndrom<br />

bei Patienten mit Akromegalie<br />

durchgeführt.<br />

Die erhöhte Gefahr bösartiger Neubildungen<br />

wurde wahrscheinlich in<br />

den letzten Jahren überschätzt. Im<br />

Vergleich zur Normalbevölkerung<br />

haben Patienten mit Akromegalie<br />

kein erhöhtes Risiko für Dickdarmkrebs.<br />

Einige Studien deuten darauf<br />

hin, dass bei Frauen mit Akromegalie<br />

das Brustkrebsrisiko erhöht ist.<br />

Wegen der derzeitigen zum Teil widersprüchlichen<br />

Datenlage hinsichtlich<br />

des Krebsrisikos sollten Patienten<br />

mit Akromegalie nichtsdestotrotz<br />

durch eine Koloskopie, Mammographie<br />

bzw. Sonographie der<br />

Prostata <strong>und</strong> der Schilddrüse untersucht<br />

werden.<br />

Therapeutische Möglichkeiten<br />

der Akromegalie<br />

Über die therapeutischen Möglichkeiten<br />

der Akromegalie berichtete<br />

PD Dr. St. Petersenn vom Universitätsklinikum<br />

Essen. Goldstandard<br />

stellt die transsphenoidale Operation<br />

dar, die in die Hand eines erfahrenen<br />

Operateurs gehört. Vergleichsstudien<br />

zeigen, dass der Operationserfolg<br />

mit der Erfahrung des Neurochirurgen<br />

eng korreliert. Weiterentwicklungen<br />

beinhalten intraoperative<br />

MRT-Aufnahmen <strong>und</strong> GH-Bestimmungen.<br />

Bei einem Resttumor kann<br />

eine stereotaktische Bestrahlung erwogen<br />

werden. Der Therapieerfolg<br />

mit absinkenden GH- <strong>und</strong> IGF-1-<br />

Spiegeln stellt sich jedoch häufig erst<br />

nach Monaten <strong>und</strong> Jahren ein.<br />

In den Pausen<br />

nutzten die<br />

Teilnehmer die<br />

Gelegenheit, den<br />

Referenten (hier<br />

rechts im Bild<br />

Herr Dr. B. L.<br />

Herrmann)<br />

Fragen zu ihrer<br />

Erkrankung zu<br />

stellen.<br />

Im derzeitigen Fokus steht die medikamentöse<br />

Therapie. Ein Dopamin-<br />

Agonist wie Cabergolin kann bei<br />

persistierender postoperativer Aktivität<br />

den IGF-1-Spiegel in ca. 30 %<br />

der Fälle normalisieren. Das Somatostatin-Analogon<br />

Octreotid, das in<br />

Form einer monatlichen, intramuskulären<br />

Spritze gegeben werden<br />

kann, normalisiert in ca. 60–70 %<br />

den IGF-1-Spiegel. Bei ausgewählten<br />

Patienten kann Octreotid auch<br />

vor der Operation mit dem Ziel eines<br />

besseren Operationserfolges<br />

durch Verkleinerung <strong>und</strong> Konsistenzänderung<br />

des <strong>Hypophysen</strong>adenoms<br />

verabreicht werden.<br />

Der seit Dezember 2003 verschreibungsfähige<br />

GH-Rezeptor-Antagonist<br />

Pegvisomant kommt zum Einsatz,<br />

wenn Octreotid nicht wirkt (bei<br />

30–40 % der Patienten) oder sich<br />

Nebenwirkungen wie z. B. Übelkeit<br />

oder Durchfälle einstellen. Pegvisomant<br />

senkt bei Patienten mit Akromegalie<br />

den IGF-1-Spiegel in 97 %.<br />

Unter Pegvisomant kann es zur Zunahme<br />

des Unterhautfettgewebes im<br />

Bereich der Injektionsstellen <strong>und</strong> in<br />

seltenen Fällen zu reversiblen Erhöhungen<br />

der Leberwerte kommen.<br />

Der Frage nach einer evtl. Zunahme<br />

des Tumorrestvolumens wird derzeit<br />

durch eine prospektive Studie nachgegangen.<br />

PD Dr. St. Petersenn stellte mit<br />

SOM230 eine Weiterentwicklung<br />

des Somatostatin-Analogons Octreotid<br />

vor. Dieses Pharmakon wird in<br />

Essen derzeit in einer frühen klinischen<br />

Erprobung akromegalen Patienten<br />

im Rahmen einer multizentrischen<br />

Studie injiziert. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

Aktivierung weiterer Somatostatin-<br />

Rezeptor-Subtypen ist eine verstärkte<br />

Wirkung auf die GH-Sekretion<br />

möglich. Dieses Pharmakon befindet<br />

sich in der frühen Phase 2 der<br />

klinischen Prüfung <strong>und</strong> ist somit<br />

derzeit nicht verschreibungsfähig.<br />

Verlaufsuntersuchungen der<br />

Akromegalie <strong>und</strong> Ausblick<br />

Dr. Herrmann wies abschließend<br />

darauf hin, dass Verlaufsuntersuchungen<br />

zur Bestimmung der<br />

Krankheitsaktivität <strong>und</strong> zum Nachweis<br />

evtl. Organveränderungen (z. B.<br />

des Herzens) regelmäßig (alle 6–12<br />

Monate) erfolgen müssen. Dies ist<br />

Aufgabe des Endokrinologen. Die<br />

Patienten wurden über weitere prospektive<br />

Studien zur Evaluation des<br />

Verkalkungsgrades der Herzkranzgefäße<br />

<strong>und</strong> zur Beschreibung der<br />

Zahn- <strong>und</strong> Kieferveränderungen bei<br />

Akromegalie informiert. Die anonymisierten<br />

Krankheitsverläufe werden<br />

im Deutschen Akromegalieregister<br />

erfasst, an dem sich auch die Essener<br />

Klinik für Endokrinologie beteiligt.<br />

Die durch Herrn Prof. Dr. Mann<br />

moderierte Veranstaltung zeichnete<br />

sich nach jedem Beitrag durch eine<br />

lebhafte Diskussion aus. Durch die<br />

positiven Erfahrungen dieser Patienteninformationsveranstaltung<br />

animiert,<br />

kündigen wir hiermit den 2.<br />

Akromegalie-Tag im Frühjahr 2005<br />

in Essen an. Wir bedanken uns bei<br />

der Firma Novartis Pharma GmbH,<br />

vertreten durch Herrn Dr. T. Kolpatzik<br />

<strong>und</strong> Herrn Dr. M. Richter, für<br />

die großzügige Unterstützung dieser<br />

Veranstaltung.<br />

Dr. B. L. Herrmann,<br />

Klinik für Endokrinologie,<br />

Universitätsklinikum Essen<br />

54<br />

GLANDULA <strong>19</strong>/04

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