**Glandula 19 - Netzwerk Hypophysen- und ...
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Leserbriefe<br />
Andererseits stellen wir uns natürlich<br />
auch die Frage nach der späteren<br />
Empfängnisverhütung. Ist eine Verhütung<br />
ohne eigene Oxytocin-Produktion<br />
überhaupt notwendig? Und<br />
wenn ja, kommt für unsere Tochter<br />
jede Art von Antibabypille in Frage<br />
oder gerät ihr Hormonhaushalt<br />
dadurch noch mehr durcheinander?<br />
Darüber hinaus erbitten wir Ihren<br />
Rat auch zu folgendem Problem: Im<br />
2002 durchgeführten Kernspin war<br />
die Verplumpung des <strong>Hypophysen</strong>stiels<br />
nicht mehr erkennbar. Die<br />
Neurohypophyse war zu diesem<br />
Zeitpunkt aber nach wie vor nicht<br />
sichtbar. Unsere Frage ist nun folgende:<br />
Könnte unsere Tochter nach<br />
Rückbildung der Verplumpung heute<br />
selbst in der Lage sein, ADH zu<br />
bilden <strong>und</strong> auszuschütten? Erstaunlicherweise<br />
nimmt sie nach wie vor<br />
nicht mehr Minirin ein als im Alter<br />
von 5 Jahren, <strong>und</strong> zwar alle 8 St<strong>und</strong>en<br />
nach Bedarf eine halbe Tablette.<br />
Dies entspricht einer Dosis von 0,1<br />
mg. Zudem hat sie etwa zweimal pro<br />
Jahr Phasen, in denen dieselbe Dosis<br />
sogar bis zu 14 St<strong>und</strong>en vorhält<br />
<strong>und</strong> während derer sie auch weniger<br />
trinkt.<br />
Nach Aussage eines Endokrinologen<br />
gewöhnt sich der Körper an die<br />
ADH-Substitution <strong>und</strong> stellt dementsprechend<br />
– wie auch bei der<br />
Cortisonzugabe – die Eigenproduktion<br />
ein. Daher wäre es auch nicht<br />
ohne Weiteres zu erkennen, wenn<br />
man eines Tages kein Minirin mehr<br />
bräuchte. Wenn das richtig ist, müsste<br />
man, um überhaupt einen Anstieg<br />
der Osmolalität im Urin bewirken zu<br />
können, erst das Minirin ausschleichen,<br />
damit der Körper wieder zur<br />
Eigenproduktion zurückfinden<br />
kann, anstatt es kurzfristig, wie vor<br />
Durstversuchen üblich, abzusetzen<br />
<strong>und</strong> dann den Urin zu messen. Sind<br />
Durstversuche bei Minirin-Einnahme<br />
bis unmittelbar vor dem Versuch<br />
überhaupt aussagekräftig?<br />
Ihre Briefe erreichen uns auch<br />
per E-Mail:<br />
netzwerk@glandula-online.de<br />
Für unsere Tochter waren Durstversuche<br />
nicht nur körperlich, sondern<br />
auch emotional sehr belastend, da sie<br />
jedes Mal sehr starke Hoffnungen<br />
hegte, eines Tages doch wieder ohne<br />
Minirin auszukommen. Wir bitten<br />
Sie daher um Ihren Rat, ob unter<br />
den gegebenen Umständen zurzeit<br />
bei unserer Tochter ein Ausschleichversuch<br />
überhaupt Sinn hätte.<br />
I. P.<br />
Bei zentralem Diabetes insipidus<br />
(ADH-Mangel) kann auch ein Oxytocin-Mangel<br />
vorliegen. Dieser hat meist<br />
keine klinische Bedeutung. Eine<br />
Schwangerschaft ist auch ohne Oxytocin<br />
ohne Weiteres möglich. Deshalb ist<br />
eine Empfängnisverhütung unabhängig<br />
von der eigenen Oxytocin-Produktion<br />
notwendig, wenn man eine<br />
Schwangerschaft vermeiden will.<br />
Oxytocin hat eine Bedeutung für die<br />
Wehen. Im Bedarfsfall kann der Arzt<br />
bei schwachen Wehen mit Oxytocin<br />
<strong>und</strong> anderen Medikamenten die Wehen<br />
fördern. Im Allgemeinen sind<br />
Schwangerschaften <strong>und</strong> Geburten bei<br />
Patientinnen mit isoliertem Diabetes<br />
insipidus centralis problemlos.<br />
Oxytocin ist außerdem wichtig für den<br />
Milcheinschuss <strong>und</strong> für das Stillen,<br />
gemeinsam mit Prolaktin <strong>und</strong> Östrogenen.<br />
Es gibt auch Oxytocin-Nasenspray,<br />
das bei Problemen eingesetzt<br />
werden kann. Oxytocin hat wie ADH<br />
eine, allerdings schwache, Wasser-rückhaltende<br />
Wirkung. Bei Überdosierung<br />
besteht die Gefahr der Hyponatriämie.<br />
Ob ein Diabetes insipidus noch besteht,<br />
ist daran zu erkennen, dass am<br />
Ende der Wirkung der Desmopressinoder<br />
Minirin-Tablette oder des Nasensprays<br />
wieder viel klarer, wasserheller<br />
Urin ausgeschieden wird. Ein Durstversuch<br />
ist hierzu meistens nicht nötig.<br />
Entzündlich bedingte Fälle von Diabetes<br />
insipidus centralis zeigen<br />
allerdings nur selten eine Rückbildung<br />
<strong>und</strong> es macht auch wenig Sinn, durch<br />
Reduktion der Minirin-Dosis die nicht<br />
mehr vorhandene Sekretion von ADH<br />
anzuregen.<br />
J. H.<br />
Leserbrief zum Beitrag von<br />
Herrn Diehl „Ängste <strong>und</strong> Verwirrung<br />
durch aut idem ...”<br />
in Glandula 18/03<br />
Der Beitrag von Herrn Diehl zum<br />
Thema aut idem <strong>und</strong> Reimport ist<br />
meines Erachtens in einigen Punkten<br />
nicht korrekt bzw. vermischt Tatsachen:<br />
1. Herr Diehl schreibt im ersten Teil<br />
seines Artikels ausführlich über die<br />
Aut-idem-Regelung. Da er später in<br />
erster Linie auf Wachstumshormone<br />
eingeht, könnte hier beim Leser der<br />
Eindruck entstehen, dass die Verordnung<br />
des Wirkstoffs auch für Wachstumshormon<br />
relevant ist. Durch die<br />
fehlende Kompatibilität verschiedener<br />
Präparate <strong>und</strong> Injektionssysteme<br />
dürfte die Aut-idem-Regelung hier<br />
aber kaum relevant sein.<br />
2. Ich stehe Reimporten von Wachstumshormon<br />
sehr kritisch gegenüber.<br />
Hier möchte ich als erstes das<br />
Problem der Haftung nennen. Nicht<br />
mehr der Hersteller des Medikamentes<br />
haftet, sondern der Reimporteur.<br />
Weiterhin wird zwar nicht „das Behältnis,<br />
welches das Arzneimittel direkt<br />
umschließt...“ geöffnet.<br />
Allerdings wird das Blister, welches<br />
die Arzneiampulle enthält, aufgerissen,<br />
damit die Ampulle umetikettiert<br />
werden kann. Geschieht dies unter<br />
sterilen Bedingungen von geschultem<br />
Personal oder vielleicht von Billigarbeitskräften?<br />
Ob die Kühlkette<br />
während des Transports aus dem<br />
Süden eingehalten wird, wird der<br />
Reimporteur sicher bejahen.<br />
64<br />
GLANDULA <strong>19</strong>/04