**Glandula 19 - Netzwerk Hypophysen- und ...
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Veranstaltungen<br />
„Sie fragen – Experten antworten“:<br />
Fragen vom 7. überregionalen<br />
<strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong><br />
Nebennieren-Tag in Berlin<br />
Während des 7. überregionalen <strong>Hypophysen</strong>-<br />
<strong>und</strong> Nebennieren-Tages<br />
2003 in Berlin wurden am Samstagnachmittag<br />
in der Expertenr<strong>und</strong>e<br />
„Sie fragen – Experten antworten“<br />
viele Fragen aus dem Saal an die acht<br />
Experten gerichtet. Es war<br />
überhaupt kein Problem, die zwei<br />
dafür vorgesehenen St<strong>und</strong>en auszufüllen.<br />
Daher kamen diejenigen zu<br />
kurz, die sich die Mühe gemacht<br />
hatten, ihre Fragen zu formulieren<br />
<strong>und</strong> an die aufgestellte Pinnwand zu<br />
heften. Der Moderator, Priv.-Doz.<br />
Dr. Reinhard Finke, niedergelassener<br />
Endokrinologie in Berlin, versprach<br />
am Ende der sehr interessanten <strong>und</strong><br />
von allen gelobten Sitzung, sich um<br />
die nicht beantworteten Fragen zu<br />
kümmern <strong>und</strong> sie in der Glandula zu<br />
beantworten. Hier nun die wichtigsten<br />
Fragen sowie die Antworten von<br />
Herrn Dr. Finke:<br />
Gibt es Erfahrungen über Depressionen<br />
<strong>und</strong> antidepressive Medikamente<br />
speziell bei <strong>Hypophysen</strong>insuffizienz?<br />
Depressionen sind viel häufiger als<br />
<strong>Hypophysen</strong>erkrankungen, so dass<br />
diese psychologischen Störungen<br />
auch bei <strong>Hypophysen</strong>-Erkrankten<br />
auftreten können. Bei nicht behandelter<br />
Schilddrüsenunterfunktion,<br />
bei Wachstumshormonmangel <strong>und</strong><br />
Sexualhormonmangel gehören depressive<br />
Stimmungen oft zum klinischen<br />
Bild. Generell sollten hormonell<br />
bedingte Störungen auch durch<br />
die entsprechende, natürlich richtig<br />
dosierte Hormonsubstitution weitgehend<br />
ausgeglichen werden können.<br />
Dennoch führen auch die unvollständige<br />
Verarbeitung einer<br />
schwerwiegenden Diagnose <strong>und</strong> das<br />
Zur-Kenntnis-Nehmen einer lebenslang<br />
notwendigen Hormoneinnahme<br />
oft zu depressiven Reaktionen.<br />
Der ges<strong>und</strong>e Körper kann besser<br />
bedarfsgerecht reagieren, als Patienten<br />
<strong>und</strong> deren Ärzte dies mit den<br />
Medikamenten nachmachen können.<br />
Der Fachmann zur Verordnung<br />
von Antidepressiva (mehrere moderne<br />
Arten sind gut bekannt) ist der<br />
Psychiater, der Nervenarzt. Im Einzelfall<br />
sollte man sich an ihn wenden<br />
<strong>und</strong> eine antidepressive Medikation<br />
mit ihren häufig eindrucksvollen<br />
Ergebnissen nutzen. Die Gewichtszunahme<br />
unter antidepressiver Medikation<br />
ist nicht sicher auf die Medikamente<br />
zu beziehen, oft ist die<br />
körperliche Inaktivität während einer<br />
Depression die wahre Ursache<br />
für die Gewichtszunahme.<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Reinhard<br />
Finke, einer der Organisatoren der<br />
Jahrestagung 2003 <strong>und</strong> Moderator<br />
der Expertenr<strong>und</strong>e.<br />
Sind Beinvenenthrombosen bei<br />
<strong>Hypophysen</strong>-Erkrankten <strong>und</strong> unter<br />
den Medikamenten häufiger?<br />
Thrombosen (Verschlüsse durch<br />
Blutgerinnsel) der Beinvenen sind<br />
eine häufige Erscheinung, wenn das<br />
empfindliche Gleichgewicht der<br />
Gerinnungshemmung <strong>und</strong> -neigung<br />
im Körper gestört wird. Es gibt typische<br />
Risikosituationen wie Operation,<br />
Bettlägerigkeit, Langstreckenflug<br />
oder Schonung (z. B. nach Verletzung),<br />
was auf die verminderte Betätigung<br />
der Beinmuskulatur zurückgeführt<br />
wird. Aber auch angeborene,<br />
vererbbare Störungen einzelner Gerinnungsfaktoren<br />
– am bekanntesten<br />
vielleicht der Faktor-V mit der Leiden-Mutation<br />
– führen zur Thromboseneigung.<br />
Östrogene im Rahmen<br />
einer Hormonersatztherapie oder als<br />
Anti-Baby-Pille sind klassische Verstärker,<br />
die bei entsprechender Veranlagung<br />
eine Thrombose auslösen<br />
können. Wie in der Medizin üblich,<br />
ist das Abwägen von Nutzen <strong>und</strong><br />
Risiko im Einzelfall entscheidend,<br />
ggf. kann z. B. bei familiärer Thrombosebelastung<br />
im Vorfeld nach genetischen<br />
Risiken gesucht werden. An<br />
sich sind Thrombosen bei <strong>Hypophysen</strong>insuffizienz<br />
nicht häufiger als<br />
sonst <strong>und</strong> müssen wie üblich auf die<br />
Risiken Operation, Hormonersatztherapie<br />
<strong>und</strong> Inaktivität sowie den<br />
möglichen genetischen Hintergr<strong>und</strong><br />
bezogen werden.<br />
Können Patienten vor Operationen<br />
durch Neurochirurgen <strong>und</strong> in<br />
Krankenhäsuern geschützt werden,<br />
wo solche Eingriffe nicht „tägliche<br />
Routine“ sind?<br />
Wie immer in der Medizin findet<br />
man die besten Ergebnisse bei den<br />
Operateuren mit der größten Erfahrung.<br />
Aber auch das Drumherum<br />
des Krankenhauses muss stimmen.<br />
Hier haben die Glandula <strong>und</strong> die<br />
Selbsthilfegurppen vor Ort eine große<br />
Aufgabe, den nachfragenden Betroffenen<br />
den richtigen Weg zu weisen.<br />
Die Ärzte müssen sich aus rechtlichen<br />
Gründen mit der Bewertung<br />
anderer Ärzte vor dem Patienten<br />
zurückhalten, da ihre Einschätzung<br />
ja auch einmal ungerecht sein kann,<br />
weil sie vielleicht auf einem<br />
besonders gelagerten Einzelfall basiert.<br />
Endokrinologen wissen natür-<br />
40<br />
GLANDULA <strong>19</strong>/04