Lehrerhandreichung (pdf) - Benedikt
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Erwartungshorizonte<br />
Arbeitsmaterial 5<br />
Aufgabe 1:<br />
Diese Aufgabe ermöglicht den Schülerinnen<br />
und Schülern eine erste persönliche Stellungnahme.<br />
Dabei werden bereits viele Aspekte der<br />
Persönlichkeit angesprochen, die Person gewinnt<br />
erste Konturen. Nicht zu unterschätzen<br />
ist die Bedeutung der persönlichen Stellungnahme<br />
für die Schülerinnen und Schüler, die<br />
so ernstgenommen und damit auch motiviert<br />
werden, ihr Bild von Anselm Grün zu vertiefen.<br />
Aufgabe 3:<br />
Die Aufgabe 3 soll einen Eindruck von der Bescheidenheit<br />
und Ehrlichkeit des Mönchs vermitteln,<br />
dessen Sprache ohne Pathos auskommt. In<br />
einfachen klaren Sätzen, ohne inneren Rechtfertigungsdruck,<br />
ohne jede Aufgeregtheit und ohne<br />
sich provozieren zu lassen, formuliert er seine<br />
Gedanken. Im Zentrum des Interviews steht das<br />
Gelübde der Armut, nach dem die Mönche und<br />
Nonnen auf jedes persönliche Eigentumsrecht<br />
verzichten und sich auf ein bescheidenes einfaches<br />
Leben verpflichten. Offen beantwortet Pater<br />
Anselm die Fragen, die ihm gestellt werden.<br />
Dabei enthält er sich jedes moralisierenden, belehrenden<br />
Tons, selbst da, wo er unterweisen und<br />
eine Botschaft vermitteln will. Er überzeugt vor<br />
allem durch das persönliche Bekenntnis, z.B. als<br />
er gefragt wird, ob ihn Geld nicht reize, und er<br />
antwortet, dass Geld die Menschen hart mache<br />
und er so nicht werden wolle. Im Kontrast dazu<br />
steht die Sprache des Journalisten, der aus der<br />
Perspektive des heutigen modernen Menschen,<br />
für den Geld, Besitz und Lebensgenuss zählen,<br />
seine Fragen stellt und mit seinen Formulierungen<br />
den Pater provozieren will. Ungläubig fragt<br />
er ihn wiederholt z.B. nach dem Taschengeld<br />
und dem Reiz des Geldes usw., als könne sich<br />
in der Antwort ungewollt ein unlauteres Motiv<br />
offenbaren. Auch der Frage nach der Sexualität,<br />
nach der Bedeutung des Gelübdes der Keuschheit<br />
bzw. Jungfräulichkeit für sein Leben, weicht<br />
er nicht aus.<br />
Aufgabe 4, 5 und 6:<br />
Die Aufgabe 4 dient der Zusammenführung der<br />
unterschiedlichen Eindrücke, Aufgabe 6 verlangt<br />
eine strukturiertere, differenziertere Darstellung<br />
der Persönlichkeit.<br />
Für manche Schülerinnen und Schüler stellt<br />
sich die Frage nach dem Widerspruch zwischen<br />
dem Gelübde der persönlichen Armut und dem<br />
Reichtum des Klosters selbst. Die Aufgabe 5 bietet<br />
Anlass zur kritischen Reflexion. Hier kann<br />
man darauf hinweisen, dass der Pater mit dem<br />
verdienten Geld zum Unterhalt des Klosters<br />
und seiner Bewohner beiträgt und das Kloster<br />
somit erhält, Investitionen in die Zukunft ermöglicht,<br />
eine große Zahl von Arbeitsplätzen<br />
auch für weltliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
garantiert und den Lebensunterhalt der<br />
Mönche im Alter finanziert. Andererseits kann<br />
man darüber diskutieren, ob dieses Verständnis<br />
des Gelübdes im Einklang mit der Bibel,<br />
dem Beispiel Jesu und der Regel des hl. <strong>Benedikt</strong><br />
steht. Der Reichtum der Klöster verführte<br />
die Mönche bereits im Mittelalter dazu, in der<br />
Frömmigkeit nachzulassen und sich weltlichem<br />
Genuss hinzugeben. Die Reformbewegungen<br />
des Mittelalters (Kluniazenser nach der Abtei<br />
Cluny), der Zisterzienser (nach dem Kloster<br />
Cîteaux), der Prämonstratenser (vom Kloster<br />
Prémontré) und der Kartäuser (vom Kloster<br />
Chartreuse) sowie die Gründungen der Bettelorden<br />
der Franziskaner, Dominikaner und<br />
Augustiner-Eremiten waren Reaktionen auf<br />
solche Entwicklungen. Für Letztere implizierte<br />
das Gelübde der Armut auch die Armut der<br />
Gemeinschaft.<br />
Erarbeitet von Erika Hammer<br />
Seite 74