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Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht

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auch auf den Frankfurter Konvent den 26. September 1577, welcher ein friedliches Verständnis zwischen<br />

allen reformierten Kirchen herbeiführen sollte, <strong>und</strong> wo ihm <strong>der</strong> ehrenvolle Auftrag wurde,<br />

eine Harmonie <strong>der</strong> Bekenntnisschriften <strong>der</strong>selben aufzustellen, was er auch in <strong>der</strong> Folge tat. Doch<br />

nahm man an seiner Arbeit Anstand, weil er geradezu, <strong>der</strong> bischöflichen Kirche Englands gegenüber,<br />

behauptete: wo man die Reihenfolge <strong>der</strong> Bischöfe als wesentliches Merkmal <strong>der</strong> Kirche ansehe,<br />

gehe die wahre Lehre verloren.<br />

Als im März 1578 die unter dem Namen „Casimirianum“ bekannte reformierte Hochschule zu<br />

Neustadt an <strong>der</strong> Haardt, von dem genannten Pfalzgrafen gestiftet, aufgetan wurde, hielt Zanchius,<br />

zum Professor <strong>der</strong> Exegese o<strong>der</strong> Auslegungskunst <strong>der</strong> heiligen Schrift an <strong>der</strong>selben angestellt, eine<br />

lateinische Festrede „über die Notwendigkeit, gelehrte Schulen zu eröffnen, als Schutz vor Barbarei<br />

<strong>und</strong> als das kräftigste Mittel, dem Staate <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kirche zu dienen.“ Diese klassische Rede verdiente<br />

von neuem gedruckt, noch heute jedem Studierenden <strong>und</strong> gelehrten Schulmanne in die Hand gegeben<br />

zu werden.<br />

In seinen letzten Lebensjahren war Zanchius halb erblindet. Ein festlicher Genuß war es für ihn,<br />

wenn er in den Ferien nach Heidelberg reisen, <strong>und</strong> seine alten Fre<strong>und</strong>e, die zum Teil nach des Kurfürsten<br />

Ludwig baldigem Tode wie<strong>der</strong> in ihre Ämter eingesetzt worden waren, besuchen konnte.<br />

Auf einem solchen Ausfluge geschah es, daß er am 19. November 1590 in Heidelberg von seinem<br />

Herrn, dem er treu gedient, in die himmlische Gemeinde abgerufen wurde. In <strong>der</strong> Universitätskirche<br />

wurden seine irdischen Reste beigesetzt. Seine Grabschrift nennt ihn einen Exulanten aus Liebe zu<br />

Christo, einen großen Theologen <strong>und</strong> Philosophen. Und fürwahr hat es nicht viele Theologen gegeben,<br />

welche eine so hervorragende Stellung in ihrer Wissenschaft eingenommen haben, wie Zanchius,<br />

daß selbst nichtreformierte Theologen wie Dorner <strong>und</strong> Gaß mit größter Anerkennung von ihm<br />

sprechen. Seine zahlreichen Schriften, <strong>der</strong>en Wert nicht veraltet, wir nennen nur die über das Wesen<br />

(de natura) Gottes, über die Menschwerdung des Sohnes Gottes, über die christliche Religion, seine<br />

Kommentare über den Hoseas, über die Briefe an die Epheser, Philipper, Kolosser u. a. sind alle in<br />

höchst anziehendem Latein geschrieben, welches durch den Schmelz seines Stils an seine italienische<br />

Muttersprache erinnert. Eine Gesamtausgabe <strong>der</strong>selben, von seinen Söhnen <strong>und</strong> Schwiegersöhnen<br />

besorgt, erschien 1605 in Genf, eine zweite verbesserte daselbst 1619 in acht Teilen. Dieselben<br />

sind noch heute eine köstliche F<strong>und</strong>grube theologischer Wissenschaft, <strong>und</strong> kein reformierter Theologe<br />

sollte versäumen, wo es ihm möglich ist, dieselben kennen zu lernen. Auch können wir Zanchius<br />

bezeichnen als den Altmeister <strong>der</strong> Prädestinationslehre. Noch bis ins vorige Jahrhun<strong>der</strong>t waren<br />

seine Schriften vielfach neben denen Calvins, sowie Piscators, Ursinus <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Koryphäen<br />

reformierter Theologie, in den reformierten Klassikal-Bibliotheken <strong>der</strong> Prediger in Deutschland anzutreffen.<br />

* * *<br />

3. Michael Diller.<br />

Die Männer, welche zuerst in <strong>der</strong> Reichsstadt Speyer in <strong>der</strong> gewaltigen Reformationszeit gewagt<br />

haben, die ewig gültige Gerechtigkeit Christi Jesu, welche allein dem Glaubenden zuteil wird, als<br />

ewigen Halt <strong>der</strong> Seelen gegen die vielen Satzungen <strong>und</strong> die tote Werktreiberei Roms zu predigen,<br />

sind Antonius Eberhard, Prior <strong>der</strong> Karmeliter, <strong>und</strong> Michael Diller, Prior <strong>der</strong> Augustiner. Die Ägidienkirche<br />

in <strong>der</strong> Vorstadt, welche nachher <strong>der</strong> reformierten Gemeinde eingeräumt wurde, in welcher<br />

beide predigten, ward die Geburtsstätte des evangelischen Glaubens in Speyer. Denn die Bür-<br />

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