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Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht

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1. Cunmann Flinsbach.<br />

Da, wo die Vogesen aus dem Elsaß zuerst in das pfälzische Gebiet hineinragen, liegt an <strong>der</strong>en<br />

Fuße das fre<strong>und</strong>liche Städtchen Bergzabern, das mit seinem massiven Schlosse uns heute noch an<br />

die Zeit erinnert, wo in ihm, als einem pfalzzweibrückischen Witwensitze, Fürsten <strong>und</strong> Fürstinnen<br />

geweilt. Aber auch manchen bedeutenden <strong>und</strong> auch um die Kirche Gottes wohlverdienten Mann hat<br />

dieser Ort hervorgebracht. Wir erinnern nur an Konrad Hubert, den treuen Fre<strong>und</strong> des Reformators<br />

Bucer in Straßburg. Ihm schließt sich in würdiger Weise Cunmann Flinsbach an, <strong>der</strong> am 24. Januar<br />

1527 daselbst geboren ist. Der Vater Jakob Flinsbach, ein gottesfürchtiger <strong>und</strong> nicht ungebildeter<br />

Mann, hielt diesen seinen Sohn frühzeitig zum guten an. Der Großvater, Peter, anfangs Schulmeister<br />

in Bergzabern, dann in an<strong>der</strong>en städtischen Diensten angestellt, war mit dem Reformator Melanchthon<br />

verwandt. In <strong>der</strong> Schule seiner Vaterstadt vorgebildet bezog Flinsbach das Gymnasium zu<br />

Straßburg, welches damals eine Reihe ausgezeichneter Lehrer hatte. Der berühmte Rektor Johannes<br />

Sturm, <strong>der</strong> Fre<strong>und</strong> Calvins <strong>und</strong> Bucers, wurde hier sein Lehrer in <strong>der</strong> lateinischen Sprache, in <strong>der</strong><br />

griechischen Johannes Günther von An<strong>der</strong>nach <strong>und</strong> in <strong>der</strong> hebräischen Paul Fagius, welcher später<br />

mit Bucer nach England zog. Von hier ging Flinsbach auf die Universität Wittenberg, wo er unter<br />

Anleitung Melanchthons aufs fleißigste zwei Jahre studierte <strong>und</strong> sich die Magisterwürde erwarb.<br />

Zwei weitere Jahre hielt er nun an dieser Hochschule Privatvorlesungen über die Hauptreden des<br />

Griechen Demosthenes, über Mathematik, Hebräisch nach Münsters Grammatik <strong>und</strong> über den Propheten<br />

Jona, bis die Pest die Schule auflöste.<br />

Auf Melanchthons <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Rat hatte Flinsbach sich dem Lehrfache widmen wollen, <strong>der</strong> Herr<br />

hatte ihn aber zu einem Prediger seines Wortes bestimmt. Um ihn dazu zu machen, mußte jene Seuche<br />

dienen, welche ihn gewaltsam aus seinen bisherigen Verhältnissen herausriß. Er lenkte, vom<br />

Geiste Gottes getrieben, seine Schritte nach Straßburg zurück, wo er sich nun mit ganzer Seele <strong>der</strong><br />

Theologie ergab <strong>und</strong> häufig im Predigen übte. Straßburg war damals noch dem reformierten Lehrbegriffe,<br />

wie er von <strong>der</strong> Schweiz aus Oberdeutschland <strong>und</strong> Hessen-Kassel beherrschte, ergeben. Seine<br />

hohe Schule versorgte die umliegenden Lande mit Predigern; an die Lehrer <strong>der</strong>selben wendeten<br />

sich die benachbarten Fürsten <strong>und</strong> Städte um Rat in kirchlichen Angelegenheiten. Auch <strong>der</strong> damals<br />

noch völlig <strong>der</strong> oberdeutschen kirchlichen Strömung folgende Herzog Wolfgang von Zweibrücken<br />

fragte in jenen Tagen, nachdem ihn Melanchthon schon auf Flinsbach gewiesen, in Straßburg um<br />

eine zur Generalsuperintendentur passende Persönlichkeit an, da vor kurzem, im Jahre 1547, diese<br />

Stelle durch das Ableben <strong>Kaspar</strong> Glasers erledigt worden war. Auch hier wurde ihm Flinsbach, welcher<br />

als Student ein Stipendium dieses seines Landesherrn genossen, dazu vorgeschlagen. Auf solche<br />

Weise kam dieser wie<strong>der</strong> in sein Vaterland. Es geschah solches 1548. Zugleich wurde ihm neben<br />

erwähntem Amte die zweite Predigerstelle an <strong>der</strong> Zweibrücker Gemeine übertragen. Die erste<br />

bekleidete <strong>der</strong> bedeutend ältere Prediger Michael Hilspach, mit welchem Flinsbach in eine traute<br />

Fre<strong>und</strong>schaft trat. Auch rechtfertigte er vollständig das Vertrauen, welches <strong>der</strong> Herzog ihm geschenkt.<br />

Trotz seines jugendlichen Alters stand er seinem Doppelamte mit Treue <strong>und</strong> Klugheit vor<br />

<strong>und</strong> traf die wohltätigsten Einrichtungen für das Kirchenwesen des Landes. Daher wurde er auch öfters<br />

nach auswärts zur Regelung kirchlicher Verhältnisse auf kurze Zeit verlangt, wie in die Grafschaft<br />

Hanau-<strong>Licht</strong>enberg von dem hanauischen Grafen Philipp <strong>und</strong> in die württembergische Herrschaft<br />

Mömpelgard von Herzog Georg, um vor allem durch Kirchenvisitationen das Kirchenwesen<br />

zu ordnen. Dort wie in <strong>der</strong> Heimat drang er auf Abschaffung aller noch vorhandenen papistischen<br />

Überbleibsel, als Altäre, Bil<strong>der</strong>, Taufsteine u. a. <strong>und</strong> empfahl den Dienern des Wortes eifriges<br />

Schriftstudium, fleißige kirchliche Katechisation <strong>und</strong> Hausbesuche an. Im Jahre 1559 wurde er auch<br />

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