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Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht

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gerschaft strömte in ihre Predigten. Um das Jahr 1532 erhielten beide vom Magistrat eine Verehrung,<br />

<strong>und</strong> 1538 stellte <strong>der</strong>selbe sie heimlich, 1540 aber öffentlich als städtische Pfarrer an. Auch <strong>der</strong><br />

neuberufene Gymnasiarch <strong>der</strong> evangelischen Ratsschule, welche sich im Predigerkloster, dem jetzigen<br />

Priesterseminar, befand, M. Joh. Myläus wurde als solcher angenommen. Im Jahre 1544 mußte<br />

aber Diller, als <strong>der</strong> Reichstag hier war, sich entfernen. Der Kurfürst von Sachsen sowie <strong>der</strong> Landgraf<br />

von Hessen hatten ihre Prediger mitgebracht, welche das Volk hören konnte. Als sodann am 30.<br />

August 1548 <strong>der</strong> Kaiser Karl V. in Speyer weilte, fragte er bei dem Bischof von Arras nach den religiösen<br />

Verhältnissen <strong>der</strong> Stadt. Auf dessen, sowie auf des anwesenden Augustiner-Provinzials Christoph<br />

Fischer Anklagen befahl er, daß Diller, Myläus <strong>und</strong> <strong>der</strong> Stadtschreiber Eßlinger aus <strong>der</strong> Stadt<br />

entfernt würden. 2 Die Jugend aber sollte wie<strong>der</strong> in die vorige römische Stiftsschule gehen. Der um<br />

des Evangeliums willen verjagte Diller floh nach dem Kanton Basel, wo er einige Jahre als Prediger<br />

wirkte, bis ihn 1553 <strong>der</strong> Herzog Ott Heinrich von Neuburg an <strong>der</strong> Donau zu seinem Hofprediger<br />

dorthin berief. Mit diesem zog er, als <strong>der</strong>selbe 1556 die Kurpfalz erblich erhalten, nach Heidelberg<br />

über <strong>und</strong> führte in diesem Lande mit Heinrich Stoll <strong>und</strong> Marbach die evangelische Kirchenordnung<br />

nach dem Muster <strong>der</strong> württembergischen ein. In ebenso großem Ansehen stand <strong>der</strong> wegen seiner<br />

milden Gesinnung hochgerühmte Diller bei dem Nachfolger Ott Heinrichs, dem frommen Friedrich<br />

III. Dieser schickte, auf den Wunsch des Königs von Navarra, zu dem Religionsgespräch zu Paissy<br />

einige tüchtige pfälzische Theologen, Diller nebst <strong>Dr</strong>. Peter Boquin, Professor zu Heidelberg, ab,<br />

welche aber zu solchem zu spät kamen. Über die Mission zu dem genannten Könige <strong>und</strong> ihre Zusammenkunft<br />

mit vier Württembergern in Chalons sandten sie nachher einen ausführlichen lateinischen<br />

Bericht an den Kurfürsten ab. Auch an<strong>der</strong>e wichtige Aufträge wurden Diller zuteil, wie <strong>der</strong><br />

im Frühjahr 1563 an den Landgrafen Philipp von Hessen. Dieser hatte sich von an<strong>der</strong>en Fürsten<br />

nach Erscheinen des Heidelberger Katechismus gegen denselben <strong>und</strong> seinen Urheber den Kurfürsten<br />

aufhetzen lassen. Vor allem nahm er Anstand an <strong>der</strong> Abendmahlslehre des Katechismus. Hierüber<br />

sollte ihn Diller belehren. Derselbe beteuerte ihm beson<strong>der</strong>s, daß es nicht ihre, <strong>der</strong> Heidelberger,<br />

Meinung sei, in betreff dieser Lehre von <strong>der</strong> Augsburgischen Konfession abzutreten, o<strong>der</strong> die<br />

wahre Gegenwart des Leibes <strong>und</strong> Blutes Christi im Nachtmahl zu leugnen. Im Frühjahr 1564 wohnte<br />

Diller mit seinen Fre<strong>und</strong>en Olevian, Ursin <strong>und</strong> Dathen dem Religionsgespräch zu Maulbronn bei,<br />

auf welchem sie die reformierte Lehre aufs glänzendste gegen die falschen Einwürfe <strong>der</strong> Lutheraner<br />

verteidigten. Zwei Jahre später treffen wir ihn mit seinem Kurfürsten auf dem Reichstag zu Augsburg,<br />

wo <strong>der</strong>selbe seinen Katechismus vor Kaiser <strong>und</strong> Reich in so herrlicher Weise ehrt. Diller aber<br />

predigte inzwischen in <strong>der</strong> Stadt furchtlos nach seiner Überzeugung, worüber sich die übrigen evangelischen<br />

Fürsten auf dem Reichstage beschwerten. Hauptsächlich ärgerte es sie, daß Diller ihrer<br />

Meinung nach die Gegenwärtigkeit des Leibes <strong>und</strong> Blutes Christi im Abendmahl angetastet habe.<br />

Die hessischen Räte berichten Augsburg den 19. April 1566 an den Landgrafen Philipp sogar, daß er<br />

jetzt allhie in währendem Reichstag die wahre Gegenwärtigkeit unseres Herrn Christi im heiligen<br />

Abendmahl mit ganz beschwerlichen <strong>und</strong> ärgerlichen Worten antaste <strong>und</strong> diejenigen, so dieselbe<br />

glauben, Kapernaiten, Fleischfresser <strong>und</strong> mit an<strong>der</strong>en <strong>der</strong>gleichen unverschämten Worten öffentlich<br />

nenne <strong>und</strong> ausschreie. Friedrich III. nahm jedoch seinen Hofprediger gegen den Kurfürsten August<br />

wie den Landgrafen Philipp ritterlich in Schutz. Diller starb im Jahre 1570 zu Heidelberg. Schriften<br />

2 In seiner Verteidigung gegen seine Ankläger sagte Diller: 1. So <strong>der</strong> Mensch fromm <strong>und</strong> gerecht vor Gott werden<br />

will, so müssen ihm seine Sünden aus lauter Gnade <strong>und</strong> um des Verdienstes Christi willen vergeben werden, welche<br />

Gnade <strong>und</strong> Gemeinschaft Christi er durch einen lebendigen Glauben an Christum, <strong>und</strong> nicht an<strong>der</strong>s erlangen mag, 2.<br />

Daß aus solchem Glauben, <strong>der</strong> eine Gabe Gottes ist, gewißlich gute Werk, nachdem sie in Glauben <strong>und</strong> Liebe<br />

geschehen, Gott gefällig seien, daß auch Gott aus Gnade die guten Werke zeitlich <strong>und</strong> ewig belohnen werde.<br />

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