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Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht

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leidend befand. Er war von schwächlichem Körperbau, weshalb er auch frühzeitig <strong>der</strong> übergroßen<br />

Arbeit, welcher er sich unterzogen hatte, erlag. Im Jahre 1576 wurde er von Steinschmerzen <strong>und</strong><br />

Podagra geplagt. An Crato wendet auch er sich um Rat. Aber „wie ein Weberspul sich windet, so<br />

verschwindet aller Menschen Tun geschwind.“ Im Juli 1577 wurde dieser treue Knecht des Herrn<br />

bereits aus seinem Arbeitsfelde abgerufen zur „Ruhe, die Gott auserkoren.“ Bei seinem Begräbnisse<br />

in Proßnitz am 21. Juli waren mehrere vom kaiserlichen Hoflager zugegen, welche angelegentlichst<br />

über <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> Glauben sich erk<strong>und</strong>igten.<br />

Von Stephan sind u. a. Predigten über die Perikopen zum Gebrauch in den Kirchen erschienen.<br />

Die Verbindungen aber, welche man vordem mit den Reformierten Deutschlands von dorther angeknüpft,<br />

dauerten noch bis zum großen deutschen Kriege fort. Noch im Jahre 1614 widmet <strong>der</strong> Herborner<br />

Theologe Piscator dem Herrn Karl von Zerotin, einem Gliede <strong>der</strong> Unität <strong>und</strong> einer mährischen<br />

adeligen Familie, welche von jeher Beschützer ihrer Glaubensgenossen gewesen, seinen<br />

Kommentar zum vierten Buche Mosis.<br />

* * *<br />

12. Graf Ludwig von Sayn-Wittgenstein.<br />

In das im romantischen Lahntale reizend gelegene Städtchen Laasphe im heutigen preußischen<br />

Regierungsbezirk Arnsberg versetzen wir uns heute im Geiste <strong>und</strong> besteigen von da den steilen,<br />

waldbedeckten Berg, welcher 1529 Fuß über <strong>der</strong> Meeresfläche auf seinem Rücken das imposante<br />

Schloß Wittgenstein trägt, von dem das ganze an Schluchten <strong>und</strong> steilen Bergen überreiche Ländchen<br />

seinen Namen hat. Denn dieses Schloß ist das Stammhaus <strong>der</strong> noch bestehenden sayn-wittgenstein-hohensteinischen<br />

<strong>und</strong> sayn-wittgenstein-berleburgischen Fürstenhäuser. Wir denken hier oben<br />

an des Dichters Wort:<br />

Auf den Bergen ist Freiheit, <strong>der</strong> Hauch <strong>der</strong> Grüfte<br />

Steigt nicht hinauf in die reinen Lüfte.<br />

Aber auch Gefühle heiliger Wehmut durchziehen unser Inneres. Denn dieses Schloß ist die Geburtsstätte<br />

eines Helden in Israel, eines uns Reformierten unvergeßlichen Mannes, dessen Gedächtnis<br />

freilich <strong>der</strong> Gegenwart fast entschw<strong>und</strong>en ist, des Grafen Ludwig des Älteren von Sayn-Wittgenstein,<br />

welcher hier am 7. Dezember 1532 zur Welt kam. Sein Vater Graf Wilhelm <strong>und</strong> seine<br />

Mutter Johanetta, eine geborene Gräfin von Isenburg-Grenzau, suchten ihn von früher Jugend auf<br />

zur Gottesfurcht anzuhalten, wobei ihnen <strong>der</strong> greise Pastor von Weidenhausen am meisten behilflich<br />

war. Später besuchte er mit seinen Brü<strong>der</strong>n mehrere berühmte Hochschulen <strong>und</strong> machte Reisen im<br />

Auslande, beson<strong>der</strong>s in Frankreich <strong>und</strong> Italien. Nach dem frühen Tode seines ältesten Bru<strong>der</strong>s Wilhelm<br />

übernahm er die Herrschaft <strong>der</strong> Grafschaft Wittgenstein im Jahre 1558, indem er seinen bleibenden<br />

Wohnsitz nach Berleburg verlegte. Auf seinen Reisen hatte er die Bekanntschaft <strong>der</strong> Koryphäen<br />

reformierter Theologie gemacht, in Genf Beza, in Zürich Bullinger, Gualther, in Orleans Olevian,<br />

wo dieser damals studierte, kennen gelernt. In solchem Verkehre ist er jedenfalls auch für das<br />

erwärmt worden, was in diesen Männern lebte. Eine fleißige Korrespondenz mit ihnen über die<br />

wichtigsten Glaubenspunkte befestigte ihn immer mehr in <strong>der</strong> Lehrweise, die man die calvinische<br />

nennt. Schon 1556 war er in Beziehungen zu Friedrich dem Frommen von <strong>der</strong> Pfalz getreten, die<br />

enger wurden, als <strong>der</strong>selbe ihn im Jahre 1574 zu seinem Oberhofmeister nach Heidelberg berief.<br />

Hier ist er einer <strong>der</strong> eifrigsten Beför<strong>der</strong>er aller Bestrebungen seines Fre<strong>und</strong>es Olevian zum Wohle<br />

<strong>der</strong> Kirche. Nach dem Tode des Kurfürsten zieht er denselben in die stillen Berge seines Landes <strong>und</strong><br />

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