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Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht

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gekommen, nämlich eine Predigt auf die Vermählung des Kurfürsten Friedrich IV. von <strong>der</strong> Pfalz mit<br />

Luise Juliane, einer Tochter des Prinzen Wilhelm I. von Oranien, Herborn 1593; eine Predigt auf die<br />

Vermählung von <strong>der</strong>en Schwester Katharina Belgika mit dem Grafen Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg,<br />

Herborn 1596, <strong>und</strong> eine Leichenrede bei Beerdigung <strong>der</strong> Gräfin Magdalena von<br />

Nassau, verwitweten Gräfin von Hanau-Münzenberg, am 13. September 1599 zu Dillenburg gehalten.<br />

Auch erschien 1598 in lateinischer Sprache ein Entwurf praktischer Andeutungen zur Erbauung,<br />

Erhaltung <strong>und</strong> Leitung <strong>der</strong> Kirche von Textor.<br />

In ein neues Arbeitsfeld wurde <strong>der</strong>selbe im Jahre 1594 berufen, wo ihn Graf Johann zu Dillenburg<br />

zum Hofprediger <strong>und</strong> Inspektor <strong>der</strong> Kirchen <strong>und</strong> Schulen dasiger Klasse ernannte. Als Hofprediger<br />

war er kein Speichellecker, <strong>der</strong> die Wahrheit vor den Hohen zu umgehen suchte, son<strong>der</strong>n frei<br />

hat er dieselbe überall <strong>und</strong> je<strong>der</strong>zeit bekannt. Ein Zeugnis seines nüchternen von Lobhudelei fernen<br />

Sinnes ist oben erwähnte Leichenrede. Obschon die Verblichene eine vortreffliche Dame gewesen,<br />

erfüllt von Liebe zu dem Volke Gottes, hat er doch sich aller persönlichen Beziehungen in <strong>der</strong>selben<br />

enthalten. Als Inspektor aber zeigte er sich nicht hochmütig <strong>und</strong> aufgeblasen, wie man lei<strong>der</strong> in unseren<br />

Tagen manchmal zum größten Schaden <strong>der</strong> Sache des Herrn an Leuten in ähnlichen kirchlichen<br />

Stellungen wahrnehmen muß. Textor haßte solches unreformierte <strong>und</strong> völlig unprotestantische<br />

Gebahren von Herzen. Er kannte das Wort des Heilandes, dessen Ehre <strong>und</strong> nicht seine eigene er in<br />

allem zu suchen bestrebt war: Ihr wisset, daß die weltlichen Fürsten herrschen <strong>und</strong> die Oberherren<br />

haben Gewalt. So soll es nicht sein unter euch, son<strong>der</strong>n so jemand will unter euch gewaltig sein, <strong>der</strong><br />

sei euer Diener. Und wer da will <strong>der</strong> Vornehmste sein, <strong>der</strong> sei euer Knecht. Matth. 20,25-27. Daher<br />

verkehrte er stets aufs brü<strong>der</strong>lichste mit den Predigern seiner Inspektion. Sein früher Heimgang im<br />

Jahre 1602 berührte dieselben aufs schmerzlichste.<br />

* * *<br />

27. Wilhelm Zepper.<br />

Keiner von den nassauischen Theologen hat unserm Olevian bei Anordnung <strong>der</strong> Synoden <strong>und</strong><br />

Presbyterien in <strong>der</strong> Dillenburger Grafschaft <strong>und</strong> in den umliegenden Landen mehr Dienste geleistet<br />

als sein Fre<strong>und</strong> Wilhelm Zepper, <strong>der</strong> erste reformierte, ja überhaupt evangelische Schriftsteller, welcher<br />

die Kirchenverfassungsfrage systematisch behandelt hat. Geboren ist <strong>der</strong>selbe den 2. April<br />

1550 zu Herborn als Sohn des Bürgers Konrad Zepper. Sehr jung bezog er die Universität. Schon in<br />

seinem zwanzigsten Jahre wurde er, nachdem er kaum Unterschulmeister gewesen, als Kaplan in<br />

seiner Vaterstadt angenommen. Nach dem Tode des ersten Pastors Rauting zu Dillenburg kam Zepper<br />

1582 an dessen Stelle mit dem Titel eines Hofpredigers. Graf Johann hielt ihn sehr wert <strong>und</strong> gebrauchte<br />

ihn als Kommissar in Angelegenheiten <strong>der</strong> Herborner Landesschule. Den 24. April 1581<br />

präsidierte er <strong>der</strong> Synode zu Dillenburg, auf welcher er in seiner lateinischen Eröffnungsrede die<br />

Prediger zu fleißigem Studium auffor<strong>der</strong>te. Mit Olevian wurde er sodann zu <strong>der</strong> Zusammenkunft<br />

gezogen, welche am 16. <strong>und</strong> 17. Januar 1582 auf dem Dillenburger Schlosse stattfand, um über eine<br />

gute Anordnung <strong>der</strong> Kirchen <strong>und</strong> Schulen, Einrichtung <strong>der</strong> Presbyterien <strong>und</strong> ähnliches zu beraten.<br />

Daselbst kamen auch die Fragen über die Einsetzung des Predigt-, Ältesten- <strong>und</strong> Diakonenamtes,<br />

sowie über die Kirchenzucht zur Sprache, auch ob man geistliche Inspektoren bei dem Kirchenregimente<br />

verwenden solle. Zepper wurde beauftragt, ein Gutachten darüber aufzustellen, wie mit den<br />

Ältesten <strong>und</strong> mit Einführung <strong>der</strong> Kirchenzucht <strong>der</strong> Anfang zu machen sei. Auf zwei dichtbeschriebenen<br />

Bogen lieferte er solches, welches die Lineamente enthält seines 1596 erschienenen vortreff-<br />

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