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Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht

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Schönberg verlangt, nachdem sie so lange ihres Pastors beraubt gewesen.“ Aus solchen Worten läßt<br />

sich leicht schließen, welche Liebe man in Bacharach noch zu dem verjagten Seelsorger trug.<br />

Allein schon im nächsten Frühjahr mußte er, weil Gertner inzwischen gestorben war, nach Berleburg<br />

zurückkehren. Graf Ludwig war wie<strong>der</strong> als Großhofmeister an den pfälzischen Hof gegangen,<br />

von wo aus er einen regen Briefwechsel mit Wicradius führt. Dieser, ein großer Gelehrter, meldet<br />

dem Grafen beson<strong>der</strong>s die neu herausgekommenen Schriften <strong>der</strong> Herborner Theologen an <strong>und</strong> übermittelt<br />

ihm auch dieselben. Sein scharfes Urteil ist dem Grafen sehr viel wert. In den letzten Lebensjahren,<br />

welche dieser auf dem heimatlichen Schlosse verlebte, verkehrte er täglich mit Wicradius.<br />

Sein Leichenredner sagt hierüber: „Und weiß es <strong>der</strong> ehrw. hochgelehrte Herr Wicradius am besten<br />

zu sagen, was I. Gn. mit ihm, als <strong>der</strong>oselben alten, lieben <strong>und</strong> getreuen Hofprediger <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Grafschaft Wittgenstein Inspektor für tägliche Collationes <strong>und</strong> Übungen aus den Büchern <strong>der</strong> Heiligen<br />

Schrift <strong>und</strong> sonst allen Hauptstücken unserer wahren christlichen Lehre pflegten zu halten,<br />

durch welche täglichen Übungen eine vortreffliche Erfahrung bei ihnen beiden vor vielen an<strong>der</strong>en<br />

gleichsam in die grauen Haare mit eingewachsen ist.“<br />

Etwaige Schriften des Wicradius sind uns nicht bekannt geworden. Auch über seinen Heimgang,<br />

<strong>der</strong> im Jahre 1610 erfolgte, konnten wir nichts näheres in Erfahrung bringen. Zwei Söhne desselben<br />

sind uns dagegen auf unseren literarischen Forschungsreisen begegnet: Heinrich, Diakon in Siegen<br />

<strong>und</strong> 1605 Pastor in Oberfischbach im Siegerland, <strong>und</strong> Johann Heinrich, zweiter Pastor in Berleburg,<br />

von wo er nach Nümbrecht gekommen ist.<br />

* * *<br />

22. Mag. <strong>Kaspar</strong> Corylaeus.<br />

Corylaeus, also schreibt Graf Ludwig zu Wittgenstein seinen Namen, während er sonstwärts Corylicus<br />

lautet, heißt eigentlich Hässelnbach <strong>und</strong> stammt aus Laasphe. Er soll zuerst in Biedenkopf<br />

gewirkt haben. Nach <strong>der</strong> Pfarrbeschreibung Arfelds, welche <strong>der</strong> Geschichtsschreiber <strong>der</strong> wittgensteinschen<br />

Lande Fr. Goebel veröffentlicht hat, präsentierten ihn die beiden Witwen von Hatzfeld,<br />

Elisabeth geborne von Wildlingen <strong>und</strong> Apollonie geborne von Löwenstern, auf die Pfarre Arfeld im<br />

Anfang des Jahres 1558. Graf Wilhelm zu Wittgenstein erteilte ihm die Bestätigung, worauf er den<br />

23. März 1558 sein Amt antrat. In späteren Jahren wurde er zum Superintendenten <strong>der</strong> Grafschaft<br />

bestellt. Mit Treue diente er <strong>der</strong> Kirche bis zu seinem Tode, welcher am 12. April 1581 erfolgte. Er<br />

hinterließ seine Gattin mit mehreren Kin<strong>der</strong>n.<br />

Seine amtliche Stellung sowohl wie seine vorzügliche wissenschaftliche Bildung brachten ihn in<br />

nahe Beziehungen zu Olevian, als dieser nach Berleburg geführt ward. Graf Ludwig stand in einer<br />

lebhaften Korrespondenz mit ihm über theologische <strong>und</strong> kirchliche Fragen, beson<strong>der</strong>s in betreff <strong>der</strong><br />

Abschaffung unpassen<strong>der</strong> Zeremonien. Corylaeus selbst führte einen gelehrten Briefwechsel mit<br />

den berühmtesten reformierten Theologen damaliger Zeit, namentlich mit Rudolph Gualther in Zürich<br />

<strong>und</strong> Hieronymus Zanchins in Heidelberg. Letzteren hatte er im Jahre 1556 in Straßburg, wo er<br />

studierte, gehört <strong>und</strong> sich seiner noch mit Dankbarkeit in späteren Jahren erinnert. Dat. Arfeld, den<br />

12. Oktober 1574, stellt er an Zanchius die Frage, zu <strong>der</strong> die in dem benachbarten Kurkölnischen<br />

häufig vorkommenden Verbrennungen <strong>der</strong> sog. Hexen <strong>und</strong> Wahrsagerinnen ihn auffor<strong>der</strong>ten, ob die<br />

Obrigkeit noch in dieser Weise nach dem Gesetze Mosis mit solchen zu Verfahren berechtigt sei<br />

o<strong>der</strong> nicht? Nach seiner Meinung sei mit größter Vorsicht mit denselben zu handeln.<br />

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