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Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht

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stens noch bis vor einigen Jahrzehnten, durch Tracht <strong>und</strong> Sitte vor den Nachbarn auszeichneten.<br />

Nach des Siegener Rektor Lorsbach Urteil sollen sie die einzigen Reste <strong>der</strong> eingewan<strong>der</strong>ten Tenchterer<br />

<strong>und</strong> zwar des einen Stammes <strong>der</strong>selben, <strong>der</strong> Tengrer sein, <strong>der</strong>en Hauptstadt Heger, heute Haiger<br />

war. Reformierter Boden da überall, wohin das Auge schweift, heiliger Boden, benetzt mit dem<br />

Gebet <strong>und</strong> den Tränen frommer Fürsten, Diener <strong>und</strong> Prediger!<br />

Hier in diesem Tale war es, wo Matthias Phönius um die Mitte des fünfzehnten Jahrhun<strong>der</strong>ts zu<br />

Holzhausen das <strong>Licht</strong> <strong>der</strong> Welt erblickte. Sein Vater war wohl ein Landmann. Wahrscheinlich wurde<br />

<strong>der</strong> damalige Pastor zu <strong>Dr</strong>esselndorf auf die Gaben des Knaben aufmerksam <strong>und</strong> bestimmte seinen<br />

Vater, ihn die nahe Schule zu Haiger <strong>und</strong> später zu Dillenburg besuchen zu lassen. Hierauf nahm ihn<br />

<strong>der</strong> Landesherr unter seine Stipendiaten auf <strong>und</strong> ließ ihn zu Marburg 1579 <strong>und</strong> dann zu Genf 1581<br />

akademisch ausbilden. Dann kam er im April 1583 als Lehrer an die lateinische Schule zu Siegen.<br />

Mit Anerkennung wird er in <strong>der</strong> trefflich bearbeiteten Geschichte dieser Anstalt, welche <strong>der</strong>en Rektor<br />

Lorsbach sowie <strong>der</strong>en dankbarer Schüler, Kanzleirat Goebel in Siegen, veröffentlicht haben, unter<br />

<strong>der</strong> Reihe ihrer Lehrer aufgeführt. Sein Aufenthalt dahier war nur ein kurzer. Er dauerte bis zum<br />

22. Juni 1584.<br />

Auch übte er sich hier fleißig im Predigen. Nach dem Tode des Pastors Christoph Glahn zu <strong>Dr</strong>iedorf<br />

wurde Phaenius 1584 dessen Nachfolger. Bald darauf, am 11. Oktober genannten Jahres, ehelichte<br />

er Gutha, die Witwe jenes seines Vorgängers. Doch schon nach vier Jahren zog Phaenius von<br />

<strong>Dr</strong>iedorf nach Dillenburg, wo er dem Bartholomäus Rhoding, welcher zweiter Prediger wurde, im<br />

Diakonate folgte. Ebenso wurde er im Jahre 1588 an Rhodings Stelle als zweiter Pastor beför<strong>der</strong>t.<br />

Hier in Dillenburg stand er in Ansehen bei Hofe <strong>und</strong> war in beson<strong>der</strong>er Gunst bei <strong>der</strong> gottseligen<br />

Gräfin Magdalene, einer geborenen Gräfin von Waldeck. Mit dem berühmten Theologen Paul Crocius<br />

zu Laasphe, dem Herausgeber des großen Märtyrerbuches, war er sehr befre<strong>und</strong>et, ebenso mit<br />

dem Herborner Professor Piscator, wie er denn auch im Jahre 1587 mit beiden die Predigten Calvins<br />

über das Buch Hiob in deutscher Sprache zu Herborn herausgab. Der teure Olevian, ihr gemeinsamer<br />

Fre<strong>und</strong>, schrieb dazu dann die Vorrede, gleichsam seinen Schwanensang. Im Jahre 1590 ersuchte<br />

Phaenius den Crocius, das französische Märtyrerbuch zu übersetzen, wie dieser in <strong>der</strong> Vorrede<br />

zu demselben 1606 den 24. Januar bezeugt.<br />

Nach dem 1590 erfolgten Heimgange des ersten Kaplans zu Siegen, des M. Johannes Gorianus,<br />

war man daselbst sehr bemüht, unseren Phaenius an dessen Stelle zu erhalten. Crocius schrieb an<br />

Inspektor Crellius in Siegen: „Vor vielen an<strong>der</strong>en möchte ich dir zum Amtsbru<strong>der</strong> einen meiner alten<br />

Fre<strong>und</strong>e, den Matthias Phaenius, zum Amtsgenossen wünschen. Derselbe ist <strong>der</strong>artig von Gott<br />

mit Gaben geziert, daß er mit Segen (cum fructu) an euerer Gemeinde lehren kann. Denn außer den<br />

nötigen Sprachkenntnissen hat er von Anfang an draußen wie zu Hause sich eifrig in <strong>der</strong> Bescheidenheit<br />

wie im Studium bewiesen, <strong>und</strong> bisher sich also in <strong>Dr</strong>iedorf <strong>und</strong> Dillenburg betragen, daß an<br />

seiner Treue wie an seinem Fleiße alle Gefallen fanden. Daher bitte ich dich, unseren Phaenius zu<br />

empfehlen“ usw. Crocius hatte schon als Student in Genf den Phaenius liebgewonnen <strong>und</strong> kannte<br />

ihn durch <strong>und</strong> durch. Hierauf verwendete sich Crellius für ihn bei den Dillenburger Räten in einer<br />

Eingabe vom 21. April 1590: „Ich soll Ew. nicht bergen, das ich auf den fall (des Todes) etliche mal<br />

mit meinem lieben Bru<strong>der</strong> <strong>und</strong> Collega M. Johann (Gorianus selig, als er sich lange zeithero übel<br />

bef<strong>und</strong>en) abgeredet, was er für einen successorem nennen kondte, da er fürgeschlagen hat D. Matthiam<br />

Phoenium, als <strong>der</strong> alhie in dieser Kirche zum Teil auferzogen, an <strong>der</strong> Schulen dieses orts etliche<br />

Jahre gedient, unsern Leuten Wohl bekandt, <strong>der</strong> auch in eum eventum mir vor wenigen Tagen<br />

von <strong>Dr</strong>. Paulo Crocio vorgeschlagen vnd gerühmt wird. Wofern nun bei dem wolgeboren vnserm<br />

gn. Herren kondte erhalten werden, daß Ihr gn. gedachten Phoenium unser Kirchen gonnen vnd<br />

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