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Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht

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nung auf die Augsp. Konfession, auch die locos communes Phil. Melanchtonis ziehen <strong>und</strong> referieren<br />

thut, so solt ihr ihme gleichfalls dieselbe zwei stück auch in die französische, italienische <strong>und</strong><br />

englische sprache zu transferieren geben“ usw. Tremellius aber konnte sich als Reformierter zu dieser<br />

Arbeit nicht verstehen. Er kam in den Verdacht des Calvinismus. Sein Nachfolger in <strong>der</strong> Erziehung<br />

<strong>der</strong> herzoglichen Kin<strong>der</strong> Konrad Marius, <strong>der</strong> nachher selbst reformiert wurde, bestärkte diesen<br />

Verdacht. Er wurde hierauf abgesetzt, einige Wochen ins Gefängnis gesteckt <strong>und</strong> dann des Landes<br />

verwiesen. Wie<strong>der</strong>um seines Glaubens wegen ins Exil gestoßen, wan<strong>der</strong>te <strong>der</strong> vielgeprüfte Mann<br />

mit seiner Familie nach Metz, wo die Verwandten seiner Frau wohnten, um hier die Dinge abzuwarten,<br />

bis <strong>der</strong> Herr ihn zu einer neuen Tätigkeit berufen würde. Seine Glaubensgenossen in dieser<br />

Stadt ordneten ihn mit Didier Rolin an den Hof ab, welcher damals in Orleans sich befand, um die<br />

Freiheit ihrer Religionsübung <strong>und</strong> die Freilassung des wegen <strong>der</strong> Religion gefangenen Wilhelm Palisseau<br />

zu erwirken. Außer des letzteren Befreiung erlangten sie die Erlaubnis freier Rückkehr aller<br />

Flüchtigen <strong>und</strong> die Errichtung eines Bethauses außerhalb <strong>der</strong> Stadt. Nicht lange darauf wurde Tremellius<br />

an die Universität Heidelburg berufen. Im Zusammenwirken mit den herrlichen Helden Israels<br />

Ursin, Olevian u. a. mit denen er die innigste Fre<strong>und</strong>schaft einging, erhielt sein Geist neue<br />

Schwungkraft. Fünfzehn Jahre eines regen wissenschaftlichen Schaffens verlebte er in <strong>der</strong> pfälzischen<br />

Hauptstadt. Hier entstanden seine meisten größeren Werke, von denen wir das bekannteste<br />

nennen, seine lateinische Bibelübersetzung nach dem Urtexte, welche er mit Franz Junius unternahm.<br />

Dieselbe erschien in erster Auflage 1575 <strong>und</strong> 1576 zu Frankfurt bei Andr. Wechel. Eine liebliche<br />

Episode in seinem Heidelberger Leben bildet seine im Jahre 1565 in Familien-Angelegenheiten<br />

unternommene Reise nach England. Dort konnte er des Glückes seines Fre<strong>und</strong>es Parker, nunmehrigen<br />

Erzbischofes von Canterbury, in dessen Palaste er ein halbes Jahr als Gast wohnen mußte,<br />

sich erfreuen. Auch hatte er öfters Audienz bei seiner ehemaligen Gönnerin, <strong>der</strong> Königin Elisabeth.<br />

Noch einmal durchlebte er im Geiste jenen glücklichen Abschnitt seines Lebens, den er einst auf<br />

diesem Eilande zugebracht.<br />

Nach dem Tode Friedrichs III. mußte Tremellius um seiner reformierten Überzeugung willen den<br />

Wan<strong>der</strong>stab wie<strong>der</strong> ergreifen. Zum zweitenmale zog er zu seinen Anverwandten nach Metz. Gottes<br />

Hand leitete ihn dahin. Hier wurde Heinrich de la Tour d’Auvergne, Vicomte de Turenne, auf ihn<br />

aufmerksam <strong>und</strong> berief ihn als Professor des Hebräischen an seine neugegründete reformierte Akademie<br />

zu Sedan. Bis zu seinem Heimgang am 9. Oktober 1580 wirkte er noch daselbst. In seinem<br />

Testamente vom 31. Juli 1580 dankt er Gott von Herzen, daß er sich ihm in Christo geoffenbaret<br />

habe. Vergeblich suchten die Juden nach seinem Tode das Gerücht auszusprengen, er sei zum Judentum<br />

zurückgefallen. Eine Hauptbresche in die geistlosen, verknöcherten Satzungen des verstockten<br />

Judentums hat Tremellius geworfen durch seinen 1551 in hebräischer Sprache herausgegebenen<br />

Katechismus o<strong>der</strong> Religionsunterricht in Gesprächen zwischen Lehrer <strong>und</strong> Schüler, dessen<br />

Vortrefflichkeit <strong>der</strong> Umstand bezeugt, daß er im Jahre 1820 <strong>und</strong> von da an öfters von verschiedenen<br />

Gesellschaften zur Verbreitung des Christentums unter den Juden wie<strong>der</strong> aufgelegt worden ist.<br />

* * *<br />

8. Franz Junius.<br />

Im Frühjahre 1567 kam ein edler Fremdling nach Heidelberg, welchen <strong>der</strong> Kurfürst Friedrich III.<br />

mehrere Wochen an seinem Hofe behielt, bis er einen Wirkungskreis gef<strong>und</strong>en. Franciscus Junius<br />

o<strong>der</strong> Du Jon war sein Name. Bald hatte er die Fre<strong>und</strong>schaft Olevians gewonnen, welcher ihm mit<br />

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