Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht
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denselben mir zu einem Collega adjungiren wolle, erkendte ich solches vor eine beson<strong>der</strong> gnade<br />
<strong>und</strong> wolle hoffen, es solte dieser mit dem Mann nach dieses Orts gelegenheit wohl gedient sein, wie<br />
denn unser presbyterium beyneben mir die Herrn Räte bitten, sie wolten dortzu gutte aufor<strong>der</strong>ung<br />
thun, damit gedachter Ehr Matthias mit gnaden dimittiret <strong>und</strong> erster gelegenheit anhero mochte<br />
transferirt werden.“<br />
Auf die K<strong>und</strong>e von dieser Eingabe reichten <strong>der</strong> Bürgermeister von Dillenburg <strong>und</strong> sämtliche<br />
Dörfer, welche das Kirchspiel Dillenburg umfaßte, folgende Bittschrift an den Grafen Johann ein:<br />
„Sie wünschen Phaenium zu behalten, nicht allein um ihrer selbst, son<strong>der</strong>n auch ihrer Kin<strong>der</strong> willen,<br />
da durch seine gütliche <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>liche Zusprache <strong>und</strong> Lehre, merkliche Lust, Liebe <strong>und</strong> Wohlgefallen<br />
an <strong>der</strong> sonntäglichen Predigt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>lehre in <strong>der</strong> Pfarrkirche zu Dillenburg, zugleich<br />
auch <strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong> Wochenpredigten in den Kapellen <strong>der</strong> Dorfschaften zugenommen, so daß,<br />
wenn die Landleute ihre Jugend <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong> zur Kirche <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>lehre notwegen <strong>und</strong> <strong>der</strong> vorstehenden<br />
Viehhut halber daheim behalten müssen, letztere bitterlich schreien <strong>und</strong> weinen, mit Anzeige,<br />
als sollten an<strong>der</strong>e inmittelst in <strong>der</strong> Lehre fort- <strong>und</strong> herfürkommen <strong>und</strong> sie fünften darbey dahinter<br />
stecken <strong>und</strong> stehen bleiben müßten.“<br />
Aus diesen Worten ist leicht ersichtlich, in welcher Liebe Phaenius bei seinen Zuhörern stand<br />
<strong>und</strong> wie er die kirchliche Unterweisung <strong>der</strong> Jugend äußerst angenehm zu machen suchte. Heute<br />
stößt man bei <strong>der</strong>selben im deutschen Vaterlande, auch beim besten Streben das Interesse zu<br />
wecken, nur auf Antipathie. Die Erwachsenen vollends stellen sich kaum mehr dabei ein. Bei solcher<br />
Bewandtnis konnte <strong>der</strong> Graf Johann den Phaenius nicht den Dillenburgern entziehen. Unterm<br />
11. Mai 1590 ließ er den Inspektor Crellius bescheiden, er könne ohne großen Nachteil <strong>der</strong> Kirche<br />
<strong>und</strong> des ganzen Kirchspieles Dillenburg, indem Gott <strong>der</strong> Herr Phoenium in seinem Berufe merklich<br />
gesegnet, <strong>und</strong> ihm solche Affektion, Lieb <strong>und</strong> Gunst bei seinen Zuhörern <strong>und</strong> bevorab auf den Dörfern<br />
<strong>und</strong> bei den Armen verliehen, „daß wir <strong>der</strong>gleichen in diesen Landten noch nie erfahren“, ihn<br />
nicht abgehen lassen, wie er auch „zum Haupt über die Almosen <strong>und</strong> zur Aufrichtung <strong>der</strong> hier notwendigen<br />
Disziplin“ ihn Vorhabens sei zu setzen, dazu noch eines „fürnehmen gutten Mannß zum<br />
Hofprediger <strong>und</strong> zur Beför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kirchen bedürfe.“<br />
So blieb denn Phaenius noch in Dillenburg bis 1596, wo er am 1. August als Pastor zu Nie<strong>der</strong>zeuzheim<br />
in <strong>der</strong> Grafschaft Hadamar angesetzt wurde. Hier übersetzte er aus dem Französischen,<br />
das er als Student in Genf gründlich gelernt, das köstliche Schriftchen des im Pfälzischen Memorabile<br />
XIV. S. 157 ff. geschil<strong>der</strong>ten Jean Taffin: „Von Buß <strong>und</strong> Besserung des Lebens in vier Bücher<br />
verfasset.“ Herborn 1598. 4, das schon 1602 daselbst in zweiter Auflage erschien. In Nie<strong>der</strong>zeuzheim<br />
blieb er bis zum 11. Mai 1602. Als Stiftsprediger zu Keppel im Siegerlande kommt er 1612<br />
vor. Nach den Konvents-Akten wurde er auf dem am 23. März 1612 zu Oberfischbach gehaltenen<br />
Konvente als neu hinzugekommener Bru<strong>der</strong> examiniert. In Keppel starb er 1618, also noch vor dem<br />
großen schrecklichen Kriege, denn die Gerechten werden weggerafft vor dem Unglück <strong>und</strong> die richtig<br />
vor sich gewandelt haben, kommen zum Frieden <strong>und</strong> ruhen in ihren Kammern, Jes. 57,2. Ein<br />
jüngerer Bru<strong>der</strong>, M. Erasmus Phaenius, ist 1640 im Lippischen Kirchendienste gestorben.<br />
* * *<br />
36. Bartholomäus Rhoding.<br />
Der bekannte Marburger Professor <strong>Dr</strong>. Nikolaus Rhoding ist <strong>der</strong> Vater des Bartholomäus Rhoding,<br />
welcher mit Anna geborenen Clauren am 18. Juni 1548 in die Ehe trat. Von fünfzehn Kin<strong>der</strong>n<br />
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