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Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht

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unserer Zeit, wie wir sie bei den Irvingianern, Darbysten u. a. finden. Ebenso ist von bleibendem<br />

Werte sein „Bet-Büchlein o<strong>der</strong> Übung <strong>der</strong> christlichen Seele“, welches sich lange Zeit als ein rechtes<br />

Hausbuch <strong>der</strong> Gläubigen erwies. Solche Schriften verdienten wie<strong>der</strong>aufgelegt zu werden. In den<br />

gelehrten lexikographischen Werken werden lei<strong>der</strong> vielfach seine Werke mit denen seines gleichfalls<br />

höchst bedeutsamen Sohnes Paul Tossanus verwechselt, welcher unter den Theologen <strong>der</strong> Pfalz<br />

wie <strong>der</strong> Grafschaft Hanau-Münzenberg, in welcher er zuletzt wirkte, sich einen unvergeßlichen Namen<br />

verdient hat <strong>und</strong> dessen „Bibelwerk“ noch heute sehr gesucht wird.<br />

Höchst erbaulich waren die letzten St<strong>und</strong>en unseres Tossanus. Oft schwebte ihm das Wort an den<br />

Engel <strong>der</strong> Gemeinde zu Smyrna vor: Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens<br />

geben. Auch viele an<strong>der</strong>e Stellen fielen ihm ein, wie 2. Kor. 5, 9: Darum fleißigen wir uns auch, wir<br />

sind daheim, o<strong>der</strong> wallen, daß wir ihm Wohlgefallen u. a. Sein Testament schrieb er eigenhändig<br />

nie<strong>der</strong>. „Erstlich“, heißt es darin, „bezeuge ich mit dieser meiner eigenen Hand, daß ich in dem<br />

Glauben <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Lehre, welche die reformierten Kirchen bekennen, <strong>und</strong> welche ich zu Orleans<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>swo von 1562-1572 öffentlich in Predigten <strong>und</strong> heimlich gelehrt, hernach zu Heidelberg<br />

<strong>und</strong> Neustadt von 1572 bis auf den heutigen Tag sowohl in Kirchen als Schulen bekannt <strong>und</strong> nach<br />

dem mir anvertrauten Talent erklärt habe, leben <strong>und</strong> sterben will, indem ich erkenne, daß es die<br />

Lehre des heiligen Geistes ist, die in völliger Harmonie mit dem rechtgläubigen Konsensus aller<br />

wahren reformierten Kirchen steht; mögen nun auch einige sie klarer, an<strong>der</strong>e vielleicht sie nicht so<br />

deutlich erklären <strong>und</strong> in den Gebräuchen <strong>und</strong> Nebensachen einiger Unterschied stattfinden. Auch<br />

bezeuge ich, daß ich von Herzen verabscheue die Irrlehrer, Kritiker <strong>und</strong> anmaßenden Geister, welche<br />

ihre eigenen Träumereien höher stellen, als den Konsensus <strong>der</strong> Kirche o<strong>der</strong> nicht lauter die Aussprüche<br />

gläubiger Brü<strong>der</strong> <strong>und</strong> wohlverdienter Männer auslegen. Nichts aber fürchte ich mehr, als<br />

innerliche Zwiespalte, welche uns den Genuß des Friedens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wahrheit ver<strong>der</strong>ben, <strong>und</strong> nichts<br />

beklage ich mehr, als wenn unter unseren Glaubensgenossen nicht in allem Lauterkeit <strong>und</strong> gemeinschaftliches<br />

Beraten stattfindet, wie es doch billig sein sollte. – Euch meinen Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> teuren<br />

Schwiegersöhnen lege ich es ans Herz, daß ihr euch nie <strong>der</strong> Wahrheit des Evangelii schämet, sei es<br />

wegen Ärgernisses, das in <strong>der</strong> Kirche gegeben werden sollte, o<strong>der</strong> wegen Verfolgungen, die öffentlich<br />

ausbrechen. Die Wahrheit kann wohl leiden, aber nicht überw<strong>und</strong>en werden. Ich habe dies mehr<br />

als einmal erfahren, wie Gott <strong>der</strong> Herr wun<strong>der</strong>bar mit denen ist, welche vor ihm wandeln <strong>und</strong> in ihrer<br />

Berufung emsig <strong>und</strong> unbescholten leben, wenn sie auch zur Zeit mit Haß, Feindschaft o<strong>der</strong><br />

Schmach beunruhigt werden sollen.“ Mögen solche goldene Worte aus dem Fre<strong>und</strong>eskreise Olevians<br />

als ein teures Vermächtnis auch von uns, den späten Nachkommen, recht beherzigt werden!<br />

* * *<br />

10. Johannes Badius.<br />

Dieser Knecht des Herrn, ein wahrer Reformator im Herzogtum Berg, Jülich <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Grafschaft<br />

Mörs zu nennen, ist um die Mitte des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts zu Rödingen bei Caster im Herzogtum<br />

Jülich geboren. In <strong>der</strong> gelehrten Schule zu Düsseldorf empfing er unter den vortrefflichen Lehrern<br />

<strong>der</strong>selben, einem Franz Fabricius o<strong>der</strong> Schmitz <strong>und</strong> Johannes Monheim, nicht bloß die nötige wissenschaftliche<br />

Bildung, son<strong>der</strong>n auch die Liebe zu dem evangelischen Glauben, wie ihn unsere reformierte<br />

Kirche lehrt. Um in demselben sich mehr zu befestigen, besuchte er die Heidelberger<br />

Hochschule. Nach Vollendung seiner Studien blieb er in <strong>der</strong> Pfalz, wo er einen Dienst als Prediger<br />

erhielt. Mit den Verfassern unseres Heidelberger Katechismus, namentlich mit <strong>Olevianus</strong> trat Badi-<br />

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