Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht
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lateinisches Schreiben Rhodings in den Herborner Schulakten, datiert am 20. April 1603 im Auftrage<br />
des genannten Grafen an den Herborner Rektor Althus, den nachmals weltberühmten Juristen,<br />
worin er schreibt, daß dem Gesuche des Christian Baum um Übertragung <strong>der</strong> Präzeptorstelle an <strong>der</strong><br />
Tertia zu Herborn, welche bislang <strong>der</strong> verstorbene Heinrich Nobisius inne gehabt, willfahrt werde.<br />
Was jedoch vor allem seinen Namen bei <strong>der</strong> Nachwelt lebendig erhalten hat, ist seine deutsche<br />
Übersetzung <strong>der</strong> von Johann Utenhofen in lateinischer Sprache 1560 zu Basel veröffentlichten Geschichte<br />
<strong>der</strong> aus England vertriebenen Fremdlingsgemeine von Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong>n unter dem Reformator<br />
a Lasko <strong>und</strong> ihrer ferneren Schicksale, unter welchen beson<strong>der</strong>s herzzerreißend ist ihre schnöde<br />
Verjagung aus Dänemark mitten im eisigsten Winterfroste auf Betrieb zweier lutherischer Hofprediger,<br />
welche lieber den römischen Glauben dulden wollten als diese abgehetzten reformierten Flüchtlinge.<br />
Da hoben die Kin<strong>der</strong> in einem Boote a Laskos Lieblingspsalm zu singen an:<br />
Was tobet denn <strong>der</strong> Heiden wüster Hauf?<br />
Was wüten doch die Völker, sie, die Schwachen?<br />
Die Könige <strong>der</strong> Erde stehen auf,<br />
Der Fürsten Rat sitzt, um sich stark zu machen,<br />
Stark wi<strong>der</strong> Gott; sie schreien laut im Lande,<br />
Daß Gott nicht Gott, sein Sohn nicht König sei,<br />
„Zerreißt!“ so brüllt <strong>der</strong> Schwarm, „zerreißt die Bande,<br />
Und machet euch von ihren Fesseln frei!“ usw.<br />
„Bei Menschen“, berichtet Petrus Bartels in seiner trefflichen Biographie des Joh. a Lasko S. 49,<br />
„hatten sie vergebens angeklopft, von Fürsten <strong>und</strong> Geistlichen umsonst Schutz erfleht; ihr Mut<br />
wuchs, je mehr sie sich allein Gottes Hand preisgegeben sahen. Wind <strong>und</strong> Wellen haben Erbarmen<br />
usw., aber wehe, wer in Menschenhände fällt, bei Menschen ist keine Gnade!“<br />
Rhodings Übersetzung trägt die Aufschrift: „Kurtzer, einfeltiger vnd wahrhafter Historischer Bericht,<br />
wie die Christliche Kirche o<strong>der</strong> Gemeinde auß Nie<strong>der</strong>land vnd an<strong>der</strong>n außlendischen örtern;<br />
erstlich in Engelland angefangen vnd aufkomen, wie auch endlich sie wi<strong>der</strong>umb zerstört worden:<br />
vnd fürnemlich was für reisen sie deßwegen haben auf sich nemen vnd thun müssen: auch wie es<br />
jhnen auf denselbigen ergangen sey. Darin zugleich vil vom Abendmal des HErrn gelehrt vnd gehandelt<br />
wird, wie auch von an<strong>der</strong>n sachen mehr, die son<strong>der</strong>lich wol lesens werth sind. Geschehen<br />
im jar nach Christi geburt 1553 vnd 1554 vnd anfänglich durch Johann Utenhoven von Gendt in Latein<br />
beschrieben, vnd zu Basel gedruckt durch Johannem Oporinum im jar 1560. Jetzt aber auß dem<br />
Latein ins Teutsch gebracht, durch Bartholomaeum Rhodingum, Dienern am wort Gottes zu Dillenberg.<br />
Luk. 17,1. Gedruckt zu Herborn in <strong>der</strong> Grafschaft Nassaw Katzenelnbogen usw. 1603.“ 8. S.<br />
326. Eine zweite Auflage dieses gesuchten Buches erschien bereits 1608. Mit dieser Übersetzung<br />
hat Rhoding <strong>der</strong> gesamten reformierten Kirche deutscher Zunge einen großen Dienst erwiesen.<br />
Über Rhodings ferneres Leben ist nichts weiter bekannt geworden. Sein oben genannter Sohn wurde<br />
Präzeptor an <strong>der</strong> Dillenburger lateinischen Schule. Er unterrichtete in <strong>der</strong> Tertia, zog es aber nach<br />
ganz kurzer Wirksamkeit an <strong>der</strong>selben vor, ohne gräfliche Erlaubnis die Pfarrstelle zu Rennerod auf<br />
dem hohen Westerwalde sich geben zu lassen. Aber auch da blieb er nur ganz kurz, <strong>und</strong> bat im Mai<br />
1615, ihm doch wie<strong>der</strong> seine Dillenburger Schulstelle zu verleihen. Letzteres geschah.<br />
Bartholomäus Rhoding starb 1634. Näheres findet sich nicht darüber, da das Dillenburger Totenbuch<br />
erst mit 1635 beginnt.<br />
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