Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht
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Kirchenzucht einzuführen, die Verwaltung <strong>der</strong> Kirchengüter ins Auge zu fassen u. dgl. Lei<strong>der</strong> kamen<br />
solche Generalsynoden durch die Ungunst <strong>der</strong> folgenden Jahrzehnte bald außer Übung.<br />
Graf Ludwig, welcher von Kurpfalz mit <strong>der</strong> auf dem Westerwalde gelegenen Grafschaft Sayn im<br />
Jahre 1594 belehnt worden war, trug in seinem Testamente die Fürsorge, daß dieselbe unzerstückelt<br />
seinem Sohne Wilhelm, welcher eine Nichte des Grafen Heinrich von Sayn zur Gemahlin hatte <strong>und</strong><br />
dadurch dessen Erbe geworden war, zufiele.<br />
Wahrhaftig <strong>und</strong> lauter in all seinem Reden <strong>und</strong> Handeln, war sein Wahlspruch: Simulatum nihil<br />
diuturnum, auf deutsch: Lügen hält nicht Stich; auch: En Dieu ma demeure, in Gott ruhe ich. In betreff<br />
seiner Wohltätigkeit schreibt <strong>der</strong> wittgensteinische Historiograph, Kanzlei-Rat Friedrich Goebel<br />
in Siegen, ein Sohn <strong>der</strong> Wittgensteiner Berge, vom Grafen Ludwig: „Er war ein glückseliger<br />
Herr. Denn er spendete nach allen Seiten hin, für Arme <strong>und</strong> Bedrängte, für Kirchen, Schulen, Wissenschaften<br />
<strong>und</strong> Künste, reiche Wohltaten.“<br />
Wegen seiner lauteren Gottesfurcht erhielt unser Graf den Zunamen „Ludwig <strong>der</strong> Fromme.“ Sein<br />
Heimgang fand statt am 2. Juli 1605, als er sich gerade auf <strong>der</strong> Reise von Sayn nach Berleburg in<br />
Altenkirchen befand. Pastor Reinhard Susenbet von dort zog mit <strong>der</strong> Leiche nach Berleburg, wo sie<br />
am 17. Juli in <strong>der</strong> gräflichen Gruft unter <strong>der</strong> Pfarrkirche „im Beisein fürstlicher, gräflicher, vieler<br />
adeliger <strong>und</strong> allerlei Standespersonen“ beigesetzt wurde. Bei dieser Gelegenheit hielt Susenbet die<br />
Rede über Matth. 17,1-5, welche nachher im <strong>Dr</strong>uck erschien unter <strong>der</strong> Ausschrift: „Gulden Quell<br />
des ewigen Lebens <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> Gottes.“ Die einfache Grabschrift, welche dem Grafen errichtet wurde,<br />
nennt ihn: Wie<strong>der</strong>hersteller des wahren christlichen Glaubens <strong>und</strong> dessen eifrigen Verteidiger.<br />
* * *<br />
13. Christoph Ehem.<br />
Unter den Juristen, welche unserem Olevian in seinem Wirken für die Kirche Gottes in <strong>der</strong> Kurpfalz<br />
treu zur Seite standen, ist zuerst Christoph Ehem zu nennen. In unseren Tagen hat Professor<br />
<strong>Dr</strong>. von Kluckhohn, <strong>der</strong> Biograph Friedrich des Frommen, ebenso auch <strong>Dr</strong>. Friedrich von Bezold<br />
auf die kirchenpolitische Bedeutsamkeit dieses vortrefflichen Mannes aufmerksam gemacht. Ehem,<br />
<strong>der</strong> Sprosse einer alten Augsburger Patrizierfamilie, ist am 24. März 1528 daselbst geboren. Antwerpen<br />
<strong>und</strong> Straßburg sind die Stätten, wo er in den Geist des klassischen Altertums eingeführt<br />
wurde. In Padua widmete er sich dem Studium <strong>der</strong> Medizin sowie <strong>der</strong> Philosophie des Aristoteles.<br />
Im Jahre 1552 zog er nach Tübingen, wo er über das Organon des scharfsinnigen Stagiriten Vorlesungen<br />
hielt, aber bald darauf sich <strong>der</strong> Jurisprudenz ergab. Als Professor <strong>der</strong> <strong>Recht</strong>e schrieb er 1555<br />
zu Tübingen eine Schrift über die Prinzipien des <strong>Recht</strong>s, welche 1556 zu Basel erschien. In sieben<br />
Kapiteln handelt er in diesem Werke, dem einzigen, welches wir von ihm haben, in elegantem Latein<br />
<strong>und</strong> in geistreicher Weise die Frage, ob <strong>und</strong> wie die <strong>Recht</strong>swissenschaft methodisch behandelt<br />
werden könnte. Doch <strong>der</strong> Herr hatte ihn für eine wichtigere Stellung bestimmt. Die Widmung dieser<br />
Schrift an den Pfalzgrafen Otto Heinrich bewirkte, daß ihn <strong>der</strong>selbe an die Heidelberger Hochschule<br />
berief. Zugleich ernannte ihn dieser zu einem weltlichen Rate in dem eben ins Leben gerufenen Kirchenrate.<br />
Die neue Zeit, welche für Kirche <strong>und</strong> Schule unter Friedrich III. für die Pfalz anbrach, erfaßte<br />
auch ihn mit ihren Schwingen. Ehem wurde einer <strong>der</strong> Neuesten Anhänger des reformierten<br />
Lehrbegriffes <strong>und</strong> dem Kurfürsten, welcher seine Tüchtigkeit erkannt hatte <strong>und</strong> dessen Augen laut<br />
Psalm 101,6 nach den Treuen im Lande sahen, daß sie bei ihm wohneten, <strong>und</strong> <strong>der</strong> gerne fromme<br />
Diener hatte, unentbehrlich. Er machte ihn zu seinem Kanzler <strong>und</strong> von da an sehen wir, wie ihm die<br />
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